Queensryche - The Verdict

Review

„The Verdict“ ist – bei allem, was den Achtzigern echt und den (ganz) frühen Neunzigern geheuer ist – ein sehr anständiges Album. Aber auch QUEENSRYCHE können die Naturgesetze nicht verarschen. Die nämlich bleiben in Kraft, Legendenstatus hin und dritter Frühling her. Denn, mal ernsthaft: Es ist im Ausnahmefall maximal möglich, dass eine Band eine handvoll Alben ähnlichen Stils erschafft, die wirklich gleichermaßen packen und zum absoluten Klassiker werden. (Briten mit Debüt in den Siebzigern mal ausgenommen.) Irgendwann ist einfach Sense und auch der Kanal des Publikums voll. QUEENSRYCHE wiederum haben zwischen ’84 und ’90 leider schon viermal so richtig hingelangt.

„The Verdict“ ist das kleine Geschwisterkind

Und so wird auch „The Verdict“ das Schicksal seiner Vorgänger-Werke (und Philipp Bargfredes) zu teilen haben, obwohl es das beste mit Todd LaTorre ist: Es hat alle notwendigen Anlagen und macht im Prinzip auch alles richtig – doch bei aller Anerkennung wird es wohl oder übel im Schatten der großen Verwandtschaft aus den Achtzigern bleiben.

So fräst sich das treibende „Man The Machine“ inklusive Gesangsspitzen und edlem Refrain durch die Bandgeschichte bis ans Ende der Achtziger und packt dich entschlossen am Kutten-Kragen – bis es von „Walk In The Shadows“ und seiner über Jahrzehnte polierten Hookline auf die Finger bekommt. Ähnlich geht es „Light-Years“ mit seinem leicht verstrahlten Pop-Appeal oder dem ziemlich raumgreifend angelegten „Launder The Conscience“ (was immer „raumgreifend“ hier auch zu bedeuten hat …). Immer schon da, den Genannten ähnelnd, aber deutlich monumentaler: Irgendwelche Typen wie „Revolution Calling“ oder „Empire“.

Aber QUEENSRYCHE sind nicht zu alt für Nachwuchs

Dass „The Verdict“ keinen Spaß machen würde, heißt das nicht. Dass QUEENSRYCHE besser als reines Konservierungskommando des eigenen Schaffens aufgehoben wären, das auch nicht. Drei bis vier der neuen Stücke werden sich auch bestimmt geschmeidig ins Set der aktuellen, vielleicht auch der nächsten Tour einfügen. Allerdings nicht in den Zugabenblock, nicht in die feuchten Träume des Hardcore-Fans und nicht in dessen Mixtape. Menschen mit Spotify-Playlisten stellt sich die Frage ohnehin nicht.

Zu grämen brauchen sich QUEENSRYCHE darob nicht. Sie machen alles richtig, Wilton, Jackson, Lundgren und LaTorre (nach Scott Rockenfields Abtauchen hier auch an den Drums). Mit den Naturgesetzen braucht sich außer PRIEST, MAIDEN und SABBATH aber schlichtweg niemand anzulegen.

27.02.2019
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