Queensryche - Mindcrime At The Moore

Review

Galerie mit 21 Bildern: Queensryche - Ruhrpott Metal Meeting 2019

Mit mehr als einem Paukenschlag beginnt diese Doppel-DVD, die bei QUEENSRŸCHEs dreitägigem Heimspiel im Seattler „Moore Theater“ mitgeschnitten wurde (zur zugehörigen CD-Version, siehe CD-Reviews). Die Trommler der „Seattle Seahawks“ füllen als Gäste bei „Anarchy-X“ die Bühne und sorgen für ein Drum-Gewitter der besonderen Art. Schon hier zeigt sich, dass nicht nur der satte 5.1-Sound überzeugen kann, sondern auch die visuelle Präsentation des Ganzen.
Für ein ambitioniertes Konzeptwerk wie „Operation: Mindcrime“ liegt eine theaterreife Inszenierung natürlich nahe. So haben sich Geoff Tate und seine Mannen nicht nur die bereits vom 1991er „Livecrime“-Werk bekannten Videoeinspielungen im Gepäck, sondern auch einige Schauspieler, die die wichtigsten Rollen der Konzeptstory verkörpern. Allen voran verdient hier natürlich Pamela Moore Erwähnung, die der attraktiven Nonne „Sister Mary“ gleichermaßen stimmgewaltig wie ausdrucksstark Leben einhaucht.

Von einer strikten Trennung von Musik und Politik wollen QUEENSRŸCHE nichts wissen. Schon zu Beginn der Show liefert Sänger Geoff Tate ein mehr als klares Statement ab, indem er Schilder mit den Aufschriften „US out of Iraq“ und „Somebody give Bush a blowjob so we can impeach him!!“ hochhält. Garniert wird dies mit über die Videoleinwand eingespielten Nachrichtenbilder. Zwischen Bildern von Krieg und Zerstörung tauchen immer wieder die großen politischen Agitatoren auf – und wen wundert es ernsthaft, dass hier der Schritt vom fiktiven „Mindcrime“-Antagonisten Dr. X zu George W. Bush alles andere als groß ist…?
Bei aller optischer Opulenz entsteht natürlich der Verdacht, dass von der eigentlichen musikalischen Leistung abgelenkt werden soll. Dies haben QUEENSRŸCHE allerdings überhaupt nicht nötig. Egal ob in 5.1-Surround oder schlichtem Stereo-Sound, die Gitarrenriffs kommen fett aus den Boxen und das Fundament aus Drums und Bassgitarre steht felsenfest in der Brandung. Zwar entsteht der Eindruck, dass Geoff Tate in der Vergangenheit schon kraftvoller geklungen hat, dafür legt er jedoch dermaßen viel Emotionalität in seinen Gesang, dass er die Geschichte vom verführten Auftragskiller Nikki auf ein völlig neues Niveau hebt.

Um beide Hände für seine ausdrucksstarke Bühnenperformance frei zu haben, benutzt er ein Kopfbügel-Mikrofon und windet sich teilweise etwas übertrieben auf dem Boden, während er das Leid Nikkis besingt. Kultige Szenen wie die sich selbst Drogen spritzende Nonne oder das große Gerichtstribunal in der zweiten Show-Hälfte entschädigen jedoch auch hierfür. Musikalisch ist der erste „Operation: Mindcrime“-Teil ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Der Nachfolger aus dem Jahr 2006 hingegen konnte die Fans nicht voll überzeugen. Immerhin macht das Songmaterial im live dargebotenen Gesamtkontext einen deutlich besseren Eindruck.
Songs wie „I’m American“, „Hostage“ oder „A Junkie’s Blues“ kommen deutlich intensiver rüber als auf dem Album, das unter anderem Namen garantiert als bestes QUEENSRŸCHE-Werk der letzten Jahre durchgegangen wäre. Absolutes Highlight ist hier das Duett mit Ronnie James Dio in „The Chase“, der leider jedoch nicht persönlich, sondern nur per Video-Einspielung mit von der Partie ist. Dafür findet sich jedoch in den DVD-Extras die Los Angeles-Version des Stückes, wo man den kleinwüchsigen Sanges-Giganten tatsächlich live erleben kann.

Mit dem ersten „Mindcrime“-Meilenstein kann sich der zweite Teil letztlich nicht messen. Granaten wie „Revolution Calling“, „Operation: Mindcrime“, „Speak“, „Spreading The Disease“, „The Needle Lies“, „I Don’t Believe In Love“ oder „Eyes Of A Stranger“ kann man gar nicht oft genug hören und machen in der jüngsten Live-Version einen um keinen Tag gealterten Eindruck.
Abgerundet wird das DVD-Package von den beiden Zugaben „Walk In The Shadows“ und „Jet City Woman“, einer kurzen Featurette über das Benefiz-Motarradrennen „Rock & Ride Across America“ und eine Tour-Dokumentation. Letztere beschränkt sich zwar im Wesentlichen auf die Vorbereitungen zum dreitägigen Konzertmarathon in der Heimatstadt der Seattler sowie den bereits erwähnten Auftritt mit Ronnie James Dio in Los Angeles, bietet aber durchwegs unterhaltsame und kurzweilige Backstage-Impressionen.

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10.08.2007

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