Queensryche - Condition Hüman

Review

Galerie mit 21 Bildern: Queensryche - Ruhrpott Metal Meeting 2019

QUEENSRŸCHE, ihr seid euch dessen vielleicht nicht bewusst, aber ihr und eure „Condition Hüman“, ihr verkörpert das Dilemma des (älteren) Menschen in der postmodernen, globalisierten Welt. Ohne Scheiß. Zu allen Zeiten war ja früher immer alles besser, aber bei dem rasanten Wandel heutzutage greift man wahrscheinlich begieriger denn je nach jedem Strohhalm der Beständigkeit.

„Condition Hüman“ ist ein solcher. Er ist in seiner demonstrativen Verehrung des Vergangenen wenigstens für Leute ab Mitte dreißig die Musik gewordene Verklärung der eigenen Jugend: SO haben QUEENSRŸCHE zu klingen, SO hat diese Musik zu klingen, SO habe ich sie doch kennengelernt. Man möchte euch lieben, schon aus reiner Dankbarkeit, dass ihr wieder eine Metal-Band seid. Aber eben vor allem, weil ihr nach dem Sängerwechsel ein weiteres Mal selbstbewusst verkündet: Das Gestern kann das Heute sein! Metal ist wertbeständig. Scheiß auf irgendwelche Genre-Bedrohungen durch seltsame Präfixe.

Diese Attitüde zieht sich trotz einer recht modernen Produktion durch alle Stücke von „Condition Hüman“; die Single „Guardian“ verdeutlicht es exemplarisch: Im Refrain verkündet Todd La Torre, dieser brillante Geoff-Tate-Klon, nonchalant „Revolution Calling“, während die Strophe anschließend von einem „Another Rainy Night“-Riff eingeleitet wird. Der Song ist wie der Rest von „Condition Hüman“ flüssig arrangierter, melodischer Metal mit leichtem Prog-Akzent. Die Musik der Band ist wie zu ihren besten Zeiten auf die angenehme, nicht die anstrengende, die angeberische Art anspruchsvoll.

Die Herren QUEENSRŸCHE machen Musik wie zwischen 1988 und 1990, mithin „Operation: Mindcrime“ und „Empire“. Das eingangs beklagte Dilemma besteht nun allerdings darin, dass „Condition Hüman“, das liegt in der Natur der Sache, das Bahnbrechende fehlt. Die Platte – nicht der Stream, nicht die MP3-Sammlung, nicht mal die CD! – ist rein technisch und kompositorisch eigentlich kaum zu beanstanden. Aber an die wuchtigen „Mindcrime“-Hymnen oder die Killer-Hooks und die Dramatik von „Empire“ reichen die Stücke kaum einmal heran.

„Selfish Lives“ mit seiner getragen-pathetischen Melodie, den Politik-Samples und Marschrhythmen zum Abschluss vielleicht neben erwähntem „Guardian“ noch am ehesten. Oder der maideneske Opener „Arrow Of Time“. Und „All There Was“ hat im Grundriff lustigerweise was von RUNNING WILD. Aber die echten Hits, die bleiben die von gestern. Vergangenes wird kompetent fortgeschrieben, mehr nicht.

Fazit: QUEENSRŸCHE haben erneut ein gutes Album geboren, werden weiter tolle Shows spielen, werden zurecht Applaus bekommen und ihren ehemaligen Sänger locker abhängen. Aber mehr aus Prinzip. Kaum einen Song von „Condition Hüman“ werden sie wieder und wieder bringen.

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25.09.2015

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