Rage - Seasons Of The Black

Review

Ein Jahr nach „The Devil Strikes Again“ klatschen uns RAGE ihr neues Album „Seasons Of The Black“ auf den Plattenteller. Kollege Colin wohnte der Listening Session zum Album bei und hat entsprechend seinen Ersteindruck festgehalten. Verschwenden wir also keine Zeit und gehen wir gleich mal ins Detail.

Das erste, was Aufmerksamkeit erregt, ist der Sound, den Dan Swanö abgemischt hat. Unsereins tat sich zunächst ziemlich schwer damit, da sie weniger auf wuchtigen Sound und mehr auf Klarheit setzt. Eine ungewöhnliche Entscheidung für ein Album, bei dem es teilweise recht flott und heftig zur Sache geht. Für den Großteil der Tracks geht diese Rechnung aber auf. Man muss sich zwar mit den etwas schwachbrüstigen Drums abfinden, doch der ansonsten warme Sound lässt Tracks wie das stampfende „Blackened Karma“ oder das geradezu jubilierende „Justify“ förmlich aufblühen.

Überhaupt gehören diese Songs zu den stärkeren Stücken, die ihren Weg auf „Seasons Of The Black“ gefunden haben. Doch auch das eröffnende Doppelpack bestehend aus dem Titeltrack und „Serpents In Disguise“ weiß vor allem durch seine Direktheit zu überzeugen. RAGE holen ihr Publikum hiermit in fulminanter Manier ab.

RAGE zwischen großem Metal und großem Cheese

Eigentlich machen die neuen Songs richtig Laune. Doch dann stolpert man über „Sepitc Bite“. Die Lyrics des Songs klingen so, als wollte eine junge Schülerband einen auf dicke Hose machen und deswegen über einen T-Rex singen. Zumindest eignet sich der Track für einen gepflegten Lacher neben den ansonsten recht ernst gehaltenen Thematik. Die könnte dem ein oder anderen etwas zu klischeehaft ausgefallen sein. Und zugegeben muss man Peavys Tough-Guy-Akzentuierung nicht unbedingt mögen. Aber so wie bei „Septic Bite“ schießen RAGE textlich kein zweites Mal über ihr Ziel hinaus. „Walk Among The Dead“ und „All We Know Is Not“ klingen musikalisch nicht sonderlich spannend, sondern kommen eher wie aufgewärmte Ideen aus den Sessions herüber. Als solche sind sie aber zumindest passable Rocker, die ihren Zweck erfüllen.

Die abschließenden vier Tracks ergeben eine Einheit, die sich „The Tragedy Of Man“ nennt. Wenn man das nicht vorher wüsste, würde es nicht weiter auffallen, denn die Songs gehen lediglich lose ineinander über. Das hat etwa bei der „Suite Lingua Mortis“ von „Speak Of The Dead“ besser geklappt. Inhaltlich ist der Zyklus kein Hexenwerk: Es geht natürlich um den Untergang der Menschen.

Musikalisch sieht es da besser aus. Das bereits erwähnte „Justify“ ist ein Knaller, doch auch das zermürbende „Bloodshed In Paradise“ gefällt mit seinen aggressiven Melodien. „Farewell“ beschließt sowohl diesen kleinen Zyklus wie auch das Album und ist nichts für Cheese-intolerante Hörer. Das geht aber in Ordnung, ganz im Gegensatz zu „Gaia“, das den Zyklus eröffnet und durch seinen kitschigen Grundton vollkommen deplatziert wirkt.

„Seasons Of The Black“ ist also ein gelungenes Album, das aber schon so seine Macken hat. Doch alles in allem kann man beim neuen RAGE-Album durchaus mal das ein oder andere Ohr riskieren.

29.07.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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