Sabaton - The War To End All Wars

Review

In einer Zeit, in der Krieg mitten in Europa herrscht und die Medien hauptsächlich von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine dominiert werden, ist es nicht der beste Zeitpunkt, ein Album mit dem Titel „The War To End All Wars“ auf den Markt zu bringen, das wissen auch SABATON. Diese haben bereits kurz vor der Albumveröffentlichung auch auf diesen Umstand hingewiesen und klargestellt, dass sie die derzeit geschehenden Ereignisse bestürzen.

In unserer Rubrik „St. Anger – Die Meinungsmache“ hat Kollege Marc Thorbrügge bereits aufgezeigt, an welchen Stellen SABATON seiner Meinung nach an sich arbeiten sollten, um respektvoll(er) mit bestimmten Themen umzugehen. Nichtsdestotrotz ist das Album erschienen, wird sich mit ziemlich großer Sicherheit die Pole Position der Albumcharts in Schweden und bestimmt auch Deutschland krallen und ist eine Besprechung allemal wert.

„The War To End All Wars“ – Die Fortsetzung von „The Great War“

Als SABATON 2019 „The Great War“ veröffentlichten, reichte es livetechnisch noch für eine Headliner-Show in Wacken und eine Tour mit AMARANTHE und APOCALYPTICA, dann kam die Pandemie und ein Großteil der kommenden Tourpläne musste auf Eis gelegt werden. Die Band wollte ihr Livekonzept, das sie für „The Great War“ ausgearbeitet haben, aber nicht so schnell ad acta legen, weswegen sie sich für eine Art Nachfolgealbum mit der gleichen textlichen Thematik entschieden.

Auch, wenn das Album mit „Sarajevo“, das mehr ein Intro in Songlänge als richtiges Lied ist, startet und mit „Versailles“ endet, so wie es der erste Weltkrieg im übertragenen Sinne auch tat, so sind die Stücke dazwischen nicht chronologisch sortiert. Los geht es dann anschließend mit den „Stormtroopers“, ein Stück über die deutschen Sturmbatallione. Dazu passend klingt das Stück auch in etwa wie „Ghost Division 2.0“.

Das folgende „Dreadnought“, das sich mit dem gleichnamigen Schlachtschiff beschäftigt, schlägt musikalisch in die gleiche Kerbe wie die anderen Songs mit ähnlichen Themen, von „Wolfpack“ bis „Bismarck“. Die ungewöhnliche Geschichte des Adrian Carton de Wiart, der im 1. Weltkrieg gleich mehrfach verwundet wurde und trotzdem immer wieder an die Front zurückkehrte, wird in „The Unkillable Soldier“ besungen. Dass man dafür nicht ganz korrekt im Kopf sein muss, spiegeln die Lyrics in diesem Falle auch gut wieder.

SABATON – Bedachter Bombast

Klar, es sind viele Stampfer, es ist viel Bombast, es ist viel Trara und Pomp auf diesem Album zu finden. Doch SABATON beschreiben die vielen, schlimmen Ereignisse des 1. Weltkriegs vielfach auf künstlerische, aber nicht taktlose Art und Weise, versetzen sich bei „Soldier Of Heaven“ zwar sogar ins lyrische Ich hinein, allerdings nicht, um etwas zu glorifizieren. In „Hellfighters“ hätte man aber doch etwas deutlicher auf den Ursprung der gleichnamigen Kampftruppe und deren schwierige Stellung hinweisen können.

„Race To The Sea“, „Lady Of The Dark“ und „The Valley Of Death“ bieten dann in der Mitte des Albums etwas Füllmaterial in musikalischer Hinsicht . Da war „The Great War“ an dieser Stelle etwas tighter gefüllt. Die als erstes veröffentlichte Single „Christmas Truce“ ist zwar ziemlich pathosgeladen, stellt aber eindeutig noch einmal ein spätes Highlight des Albums dar und zeigt die Absurdität, dass die Soldaten damals wirklich an dem einen Tag zusammen gefeiert und sich am nächsten wieder beschossen haben. Mit „Versailles“ endet das Album, wie es begonnen hat.

Zehn Alben von SABATON – Wo positioniert sich „The War To End All Wars“?

Im Direktvergleich zu den bisherigen Glanztaten der Band, „The Art Of War“ oder auch dem sehr guten „Heroes“ schneidet SABATONS Zehntling nicht so gut ab. Es ist auch leicht schwächer als sein Vorgänger, aber deutlich besser als das Snoozefest, das „The Last Stand“ war. SABATON werden die Kriegsthematik wohl niemals ablegen, aber frischer Wind in Form von ganz anderen historischen Ereignissen, wie damals bei „Carolus Rex“ würde einem sicher kommenden, elften Album bestimmt gut tun.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Krieg immer eine beschissene Sache ist. Das wissen SABATON, das wissen bis auf ein paar größenwahnsinnige, überwiegend ältere Männer in großkotzigen Häusern auch alle. Hoffen wir, dass SABATON möglichst bald kein aktuelles Songmaterial mehr geliefert bekommen.

06.03.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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