Sick - Satanism. Sickness. Solitude.

Review

Den Namen „Sick“ tragen viele Bands. Bei den meisten ist „sick“ auch das passable Attribut für die dargebotene Musik. Bei den Weißrussen SICK beschreibt es aber wohl eher den Gesamtzustand. Wer schon mal die Promofotos von den drei Herren gesehen hat, wird wissen, worauf ich hinaus will. Meine Güte, sehen die Jungs verstrahlt aus. „So eine Band muss ja aus Weißrussland kommen,“ dachte ich mir. Mit diesem Look hätten sie auch locker als NPCs in S.T.A.L.K.E.R. mitspielen können. Aber genug der Oberflächlichkeiten.

SICKs Inspiration ist tatsächlich der schreckliche Reaktorunfall in Tschernobyl, der nicht nur tausenden Menschen das Leben gekostet hat (und immer noch Leben fordert), sondern auch ganze Landstriche in der Ukraine, Russland und Weißrussland für immer verändert hat. In dieser Zerstörung und Hoffnungslosigkeit steckt enormes kreatives Potential. Wie in dieses Konzept aber nun Satanismus hineinpasst, will sich aus der Bandinfo nicht erklären.

Vielleicht ist es nur der notwendige Kitt für die Musik, denn da konzentriert man sich auf Industrial mit Black-Metal-Anstrich. Die meisten Songs siedeln sich im gemäßigten Tempobereich an, auch wenn es hin und wieder Ausbrüche von Raserei gibt. Es sind Momente des Hasses der sich Bahn bricht, und in dem Sänger „Voice of God“ schreit und kreischt, was die Lunge hergibt. Richtig wohl fühlen sie sich aber anscheinend in Tristesse und Depression, so wie es der Song „Alone“ fühlbar werden lässt. Er geht direkt in „The Light Of The End“ über, in der nur noch kalte Winde die Landschaft streifen und die Gitarre eine einsame Melodie spielt. Sind auch die letzten Worte verhallt, wird die Szenerie durch elektronisches Feuer zerfressen.

SICK arbeiten neben der klassischen Instrumentierung mit einem Synthesizer, Sampling und mitunter elektronischen Beats. Der Sound ihrer Musik ist mächtig, erschlagend aber gleichzeitig auch fahl und ausgebrannt. So klingt z. B. auch die von ihnen vertonte „Emptiness“.

Kurz vor Schluß versucht man sich noch an einem PORTISHEAD-Song, „Wandering Star“. Ihre Interpretation passt rein klanglich irgendwie ins Bild von „Satanism. Sickness. Solitude.“, aber so richtig einfügen will sich das Stück trotzdem nicht.

Das Album hat stellenweise experimentellen Charakter, aber abgesehen von der erzeugten Stimmung fällt es schwer, hier eine klare Linie zu erkennen. Viel geben die Songs nämlich nicht her, und das ist bei einer halben Stunde, abzüglich des Covers, schon reichlich mager. Eine eigene Handschrift in den Songs lässt die Band missen. Für Kenner von Industrial und Black Metal bietet diese Platte jedenfalls nur wenig Entdeckungswert, dafür gibt das Material einfach zu wenig Originalität her. Und das ist angesichts der thematischen Steilvorlage wirklich schade.

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31.10.2008

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