Skyward - Skyward

Review

SKYWARD kommen aus Finnland, lieben die frühen NIGHTWISH und wollen die „Oceanborn“-Phase ihrer Vorbilder in die heutige Zeit hinüberretten. Dabei wird auf Keys verzichtet und kräftig traditionellen Metalklängen gehuldigt. Für die jungen Newcomer scheint die Wahl des legendären Finnvox in Kombination mit dem einfallsreich-plakativen Schwanencover und träumerisch klingenden Titeln wie „Come December“ oder „Yesternight“ allemal auszureichen, den Adelsschlag für den Eintritt in die plüschige Kinder-Kitschgothicwelt erhalten zu können. Ob das so leicht geht?

Nun, geboten wird hier in der Tat ein NIGHTWISH-Plagiat, dass wirklich seinesgleichen sucht. Sängerin Sanna Åström versucht mit nahezu jeder Phrasierung die gute Tarja zu imitieren. Das gelingt recht selten. Schon Tarjas Intonation ist ja durchaus zwiespältig zu bewerten, aber wenn da eine Epigonin in nur einer Tonart leiert, mit permanentem Stimmenüberschlag und wenig Abwechslung, dann reichts naturgemäß irgendwann. Irgendwann? Eigentlich vom zweiten Song („Guardian“) an. Die begleitenden Gitarren werden nett im nicht wehtuenden MAIDEN trifft ältere ebenfalls nicht aneckende NIGHTWISH trifft zuckerwatten-weiche, ja nicht verletzende CHILDREN OF BODOM-Style zum Besten gegeben. Das gilt für alle Songs.

Überhaupt gilt alles immer für alle Songs, denn Unterschiede und Variation innerhalb des Liedgutes gibt es nicht, keine Höhen, keine Tiefen, kein Atemholen, stets scheint eine Opernsängerin ihren Text aus dem geöffneten Fenster zu trällern, in der Phase des allerersten Übens stets befangen allerdings. Das schmerzt. Und ärgert irgendwann, denn sowas strapaziert die Nerven. „Opening“, „Guardian“, „Die Happy“ und so weiter: hier sollen halbgare Arien einigermaßen operettentauglich präsentiert werden. OFFENBACH-Niveau hat das natürlich nicht. Und NIGHTWISH sind Lichtjahre entfernt. Denn den Vorbildern gelang es zumindest in ihrer kreativen Frühphase, soll heißen zu Zeiten von „Oceanborn“ durchaus, auch Kanten, Widerhaken und überraschende Wendungen in ihren Songs zu plazieren. Das gelingt SKYWARD nicht. Alles dudelt lauwarm vor sich hin, ohne jede Form von Wiedererkennungswert, von einfallsreichen Refrains, spannenden Soli oder erbaulich-melancholischer Atmosphäre ganz zu schweigen.

Eine Besprechung der Tracks macht daher wenig Sinn. Zuckerwatte schmeckt nur am Anfang, auf dem Fuße folgt zumeist sogleich der ob der ungesunden Ernährung wohlverdiente Bauchschmerz. Dieser nimmt im Falle von SKYWARD gegen Ende des Albums deutlich zu, denn dort werden mit „Yesternight“, „Travel In Time“ (Refrain kann mit null Punkten aufwarten) und dem Finale „Vaya Con Diablo“ drei unglaublich schwachbrüstige, dünnproduzierte und extrem schlechte Songs dargeboten, die man auch als Genrefreak nicht unbedingt ein zweites Mal zu hören gewillt sein dürfte. Komponieren kann halt nicht jeder; hier wäre selbst etwas so wenig einfallsreiches und Ausgelutschtes wie z.B. das Nachspielen von GRIEGS „Hall Of The Mountain King“, MUSSORSKYS „Night On Bare Mountain“ oder von mir aus auch des „Bolero“ von RAVEL unter Auslassung jedweder Art von Vocals tausendmal besser gewesen.

Ausflüge in moderne Gefilde, wie sie von AFTER FOREVER oder LACUNA COIL unternommen werden, fehlen genauso wie die schwülstig-professionelle Hochzeitsatmosphäre von WITHIN TEMPTATION. Dein Gesang ist grausig, sorry Sanna. Ebenso die 0815-Gitarren aus Samt, wie auch das klackernde Schlagwerk und die nicht vorhandenen Basslinien. Was also bleibt? Eine verdient geringe Bewertung für diesen vollkommen unnötigen Kram und die Weisheit, dass doch nicht alles, was aus finnischen Wäldern und Seen kommt, wirklich aus Gold sein muss. Nix „Oceanborn“, eher das Gegenteil: im knietiefen Dorfanger versunken.

20.03.2007

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