Cutthroats 9, the - Dissent [Vinyl LP]
Marek Protzak 
1Chris Spencer ist einer meiner größten musikalischen Helden. THE UNSANE sind die Großmeister des 90er-Jahre-Noise. Keine Band brachte und bringt diesen typischen AmRep-Sound zwischen geschwollener Hals- und offener Pulsader besser auf den Punkt als Spencers Krach-Kommando, das die Abgründe der eigenen Seele akustisch offenbart, deformiert innerhalb des Molochs New York und vertont mithilfe (an den Nerven) sägender Riffs, eines extrem verzerrt pumpenden Basses, verzweifelten Geschreis und ganz viel Rückkopplung.
Was das hier zur Sache tut? THE CUTTHROATS 9 sind eine weitere Band Spencers und dieser zwar ein Genie, aber kein Chamäleon. Zwar ist bisweilen zu lesen, dass hier im Vergleich zur Hauptband ein größerer Blues-Einfluss, vermehrte Slide-Gitarren und überhaupt eine größere unterschwellige Lockerheit auszumachen seien. Ich kann das kaum hören – und eigentlich noch weniger als bei Spencers dritter Combo CELAN. Höchstens in Spurenelementen, zumal ultraverzerrte Slide-Passagen bei THE UNSANE zuletzt auch dabei waren.
Und überhaupt: Die riesige Rolle spielt es weder für den Weg noch für das Ziel, ob du jetzt in einem New Yorker Keller von einem Verrückten hingemeuchelt wirst, der dabei an einen zweiten Hautanzug denkt, oder ob du im Hinterhof einer Farm irgendwo auf dem Land das letzte Mal das Licht der Sonne erblickst, während dein Erlöser in Gedanken an seine letzte Liaison mit der vierbeinigen Dorfschönheit den Blues bekommt.
Kurzum: Anspieltipps erübrigen sich; wer klassischen Noise Rock mag, mag auch diese nach langer Pause zweite Scheibe der lauten, der sehr lauten Halsabschneider – wenngleich die Hitdichte im Vergleich zu den konstant überragenden letzten UNSANE-Platten geringer ist.
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