
Gute Nachrichten für alle Fans von THE MAN-EATING TREE: Die finnischen Gothic Metaller sind nach über zehn Jahren wieder da und haben ihre neue Platte „Night Verses“ im Gepäck. Gute Nachrichten gibt es aber möglicherweise auch noch für Fans einer anderen Formation. Nachdem sowohl Ur-Sänger Tuomas Tuominen als auch sein Nachfolger Antti Kumpulainen die Band verlassen haben (und letztlich auch alle anderen Mitglieder), musste sich der verbliebene Gitarrist Janne Markus nach einem neuen Line-up, vor allem aber natürlich nach einer Neubesetzung am Mikrofon umschauen. Man höre und staune, fündig wurde er in niemand anderem als Manne Ikonen. Dürfen sich also auch Anhänger der aufgelösten GHOST BRIGADE Hoffnung auf neues Material in deren Geiste machen?
THE MAN-EATING TREE – Anknüpfung an große Tage zweier Bands?
Eines muss natürlich klar sein: Chef im Ring ist Mastermind Janne Markus, die Grundausrichtung der Band liegt also weiterhin im Bereich zwischen Gothic Metal der Marke späterer SENTENCED, aber auch melodischem Death Metal, der ab und zu an OCTOBER TIDE erinnert. Natürlich darf man sich freuen, dass Manne Ikonen das erste Mal seit dem leider wenig beachteten Extrem-Düster-Projekt ENDLESS FORMS MOST GRUESOME wieder das Mikro in die Hand nimmt und den Songs auch in gewisser Weise mit seinem markanten Organ seinen Stempel aufdrückt.
Wer aber die legitime Fortsetzung von GHOST BRIGADE erwartet, der wird definitiv enttäuscht. Zwar sind die Songs ebenfalls von Melancholie und Traurigkeit durchzogen – die ultimative Hoffnungslosigkeit, die nihilistische Herangehensweise und natürlich die Alternative-Schlagseite von Großtaten wie zuletzt „IV – One With The Storm“ sucht der Hörer auf „Night Verses“ vergebens. Leider klingt die Stimme von Ikonen hier auch anders, vor allem wenn der Mann mit dem eingefallenen Gesicht klar intoniert fehlt der leichte Dreck, klingt die nasale Stimme zu glatt.
Auf der Habenseite können THE MAN-EATING TREE viele große Melodien und vor allem eine dichte Atmosphäre für sich verbuchen. Songs wie „Days Under The Dark“ oder „Seer“ können durchweg überzeugen, „To The Sinking“ wartet mit einem fiesen Stimmungswechsel auf, der einem den Boden unter den Füßen wegreißt. Dann sind da aber auch die zuckersüßen Gothic-Momente, die nicht nur in harschem Kontrast zu den todesmetallischen Parts stehen, sondern manchmal die Kitschgrenze klar überschreiten („Reflections“) oder auch einfach unpassend wirken.
Macht zu wenig aus seinen Möglichkeiten – „Night Verses“
Es ist sicher nicht einfach, nach zehn Jahren Pause und dem Wegfall praktisch der kompletten Besetzung wieder anzuknüpfen. Das gelingt Janne Markus aber ziemlich souverän, denn „Night Verses“ ist eines der stärksten Alben von THE MAN-EATING TREE geworden. Wer aber mit einem Line-up wirbt, dessen Mitglieder in Bands wie GHOST BRIGADE, THE ABBEY, POISONBLACK oder MORS SUBITA zocken oder gezockt haben, der schraubt die Erwartungen ganz schön in die Höhe.
Am stärksten sind die Finnen klar dann, wenn es in Richtung Melodic Death Metal geht, die süßlichsten Gothic-Momente hätte man sich wohl sparen sollen, da sie nicht mehr richtig zur Ausrichtung der Band 2025 passen wollen. Auch mit einer etwas weniger glattgebügelten Produktion hätten sich THE MAN-EATING TREE einen großen Gefallen getan. So bleibt ein zwar tendenziell überdurchschnittliches Album, das am Ende aber zu wenig aus seinen Möglichkeiten macht.
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