The Morningside - The Wind The Trees And The Shadows Of The Past

Review

Wenn man sich das herbstliche Coverartwork von „The Wind The Trees…“ ansieht, offenbart sich dem Betrachter auf den ersten Blick so gar nicht, was für Musik sich hinter dem unscheinbaren Namen THE MORNINGSIDE verbergen mag. Die Gestaltung ist insgesamt sehr schlicht gehalten, zurückhaltend gerade zu. Ich hätte spontan irgendwo in die Richtung Neofolk getippt, aber das wäre, wenn überhaupt, nur die halbe Wahrheit. Aber um nicht weiter drum herum zu schwafeln: THE MORNINGSIDE spielen eine sehr interessante Mischung aus melodiösem downtempo Black Metal nach Vorbild von den guten, alten KATATONIA, gepaart mit vielen sehr ruhigen Folk bis zuweilen sogar Postrock-Klängen. Oder, um es frei von Schubladen zu definieren: Diese Musik ist vertonte Wehmut und Melancholie!

Gut, so völlig innovativ mag auch diese Kombination dieser Tage nicht mehr sein, aber sie ist ungemein effektiv. Genau diese verregneten spätherbstlichen Tage, wie es beim Verfassen dieses Textes einer ist, sind es, an denen deartige Alben bei mir rotieren. Und eben jenes erste und einzige Werk dieser mir bis dato völlig unbekannten russischen Band vermag es ganz herrvorragend auszuloten, die richtige Portion Schwermut mit gleichzeitig wunderschönen, beinahe hoffnungsvollen Teilen zu kombinieren. Depressiv würde ich THE MORNINGSIDE nämlich nicht betiteln, es ist eher eine gefasste Form unaufdringlicher Melancholie, man könnte es selbstironisch sogar sentimental nennen. Ich denke, es sollte bereits klar sein, aber ich muss nochmal betonen, dass diese CD eine wirklich dichte, lückenlose Atmosphäre ausstrahlt. Was die Machart betrifft, so ist es auffällig, wie nahe die Metalparts an alten KATATONIA angeleht sind, dafür muss ich leider Abzüge in der B-Note geben. Das Hörerlebnis wird dadurch freilich nicht beeinflusst, aber das Werk ansich doch ein klein wenig geschmälert, da an einigen Stellen doch recht eindeutig zitiert wird. Der Gesang erinnert dazu noch in weiten Teilen ebenfalls an „Dance Of December Souls“ und kommt im ersten Moment unerwartet harsch und aggressiv auf einem sonst eher zurückhaltenden Album. Aber auch diese kleine Unstimmigkeit verschwindet mit mehrmaligem Hören recht schnell aus dem Augenmerk. Ebenso überraschend setzt auch gegen Ende der CD klarer Gesang ein. Wo die Schreie den in Sicherheit gefiedelten Hörer aus dem Hinterhalt anspringen, da schlägt der Gesang genau in die entgegengesetzte Kerbe. Introvertiert und zurückhaltend – geradezu still wirkt dieser; meine Freundin meinte hier, es klänge so, als ob er nur für sich singen würde und es ihn gar nicht zu intressieren schiene, dass er aufgezeichnet wird. Dies trifft es meiner Meinung recht gut und auch wenn hier sicherlich keine technischen Höchstleistungen geboten werden, soklingt es doch unglaublich gefühlvoll. Mir persönlich ist dieser klare Gesang bei THE MORNINGSIDE lieber als ihr Gekeife, ich finde es fügt sich besser in das Gesamtbild ein, aber das mag ein jeder sehen, wie er mag.

„The Wind The Trees And The Shadows Of The Past“ ist kein Album für zwischendurch, sondern sollte mit der nötigen Ruhe und Aufmerksamkeit gehört werden. Da es sich hier um das erste Werk der Truppe handelt, kann ich nur hoffen, dass es nicht das Einzige bleiben wird und dass die Band es schafft, ein Quäntchen eigenständiger in ihren Black-Metal-Riffs zu werden und den Gesang homogener zu gestalten. Aber man merkt schon: Wenn das das Schlimmste ist, was der Rezensent zu bemängeln hat, dann kann die Scheibe eigentlich nur gut sein und das ist sie auch.

06.12.2007

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