Cradle of Filth
Der Diskografie-Check

Special

Cradle of Filth

CRADLE OF FILTH steht im Duden hinter „Bands, die die Meinungen spalten“. Viele Metalheads sind mit dem Sound der Briten aufgewachsen, gibt es doch bei den Mannen, die sich um Front-Quietsche Dani Filth scharen, immer von jedem etwas: Blut, Sex, Blasts, Riffs und Bombast! Nun steht mit „Hammer Of The Witches“ die nächste Empfehlung ins Haus und es bleibt spannend, wie die Band nach erneutem Besetzungswechsel klingen wird. Sicherlich wieder in der altbewährten Schnitt- und Spritzmenge zwischen Horrormärchen, Black Metal und (vampir)erotischen Schund-Romanen!

Auch wenn CRADLE OF FILTH einen unerreichbaren, ganz eigenen Sound haben, so haben sie sich doch über die Jahrzehnte weiterentwickelt. Da bleibt es nicht aus, dass nicht nur Überflieger dabei rumkommen, sondern eben auch eine Menge mittelmäßiges Zeug veröffentlicht wurde. Wir haben uns den wichtigen Veröffentlichungen der kultigsten Schock-Oper-die-sind-doch-gar-nicht-Black-Metal-Band des Planeten gewidmet! Taucht ein, in den seltsamen Kosmos von CRADLE OF FILTH, lasst euch verführen und betören.

Als kleinen Bonus hat Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, ebenfalls einen Großteil der Alben kommentiert!

„Sie sind es, die sich an der Liebe festhalten. Für immer betend auf Knien, vor der Göttin.“

1994: The Principle Of Evil Made Flesh

Das Intro zerrt einen direkt ins Album. Agios o Satanas! 1994, ein Jahr nach dem Demo Total Fucking Darkness, bringen CRADLE OF FILTH ihren Erstling The Principle Of Evil Made Flesh heraus. Punktlandung – was für ein Debüt! Spätere Trademarks der Briten werden hier schon zuhauf verarbeitet. Die facettenreiche Stimmbandmalträtierung von Bandkopf Dani Filth ist atemberaubend: hohes Kreischen (Markenzeichen), bösartige Growls, düsteres Flüstern, leicht verzerrtes Sprechen. Die Songstrukturen pendeln munter zwischen rasend und schleppend, dazu werden Keyboardtöne integriert, mal als punktuelles Interludium, mal als Klangteppich unter den Riffs. Apropos Riffs: Diese klingen im Vergleich zum Demo-Vorgänger nicht mehr ganz so todesmetallisch, orientieren sich aber noch dementsprechend, wenn sie nicht gerade in Black-Metal-Manier flirren und schnarren. Atmosphärische Samples verleihen The Principle Of Evil Made Flesh die für CRADLE OF FILTH so typische dunkel-romantische Stimmung. Alles da, was den Sound der Engländer ausmacht, zudem auf einem so beachtlichen Niveau, dass das Debütalbum getrost als frühes Meisterwerk bezeichnet werden kann.

Sammlungswürdig: unbedingt!

2 Songs, die man kennen muss: Puh, nur zwei? Dann wohl The Principle Of Evil Made Flesh und The Forest Whispers My Name

(André Gabriel)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „The Principle Of Evil Made Flesh“:

Ein toller Start für die Band. Es war sofort offensichtlich, dass etwas Neues und Frisches geboren war. Ich mag die Keyboard-Interludes und generell die Keyboards. Das hat letztendlich dazu beigetragen, dass das Album gemeinsam mit den gesprochenen Erzählungen in sich geschlossen ist.

Mareks Favoriten: „Summer Dying Fast“, „The Forest Whispers My Name“, „To Eve The Art Of Witchcraft“

 

 

 



1996: V Empire (Or Dark Faerytales In Phallustein) (EP)

Es fängt schon beim Cover von V Empire Or Dark Faerytales In Phallustein an; zwei nackte, gut gebaute Frauen, eine davon mit Flügeln und Krallen und eine in na ja, sie sieht entspannt aus, oder eben schon tot. Eigentlich war die EP nur eingeschoben, eine Pflichtaufgabe um den Labelvertrag mit Cacophonous Records zu erfüllen. Schon alleine die frische Version von The Forest Whispers My Name ist superb und den Kauf wert. Schneller und mächtiger schallt uns der Band-Klassiker entgegen und das spitz geschriene in the whispering forest, der Auftakt zum heftigen Bang-Anfall, klingt noch heftiger als beim Original auf dem Vorgänger. Sarah Jezebel Deva, die die Band bis heute mit ihrem Gesang begleitet, feiert hier ihre Premiere.

Etwas Schnipselarbeit gibt es auf V Empire Or Dark Faerytales In Phallustein auch zu hören, mehrere Samples vom Debüt vermischen sich zu großartigen Queen Of Winter, Throned. Dani Filth gibt hier alles, überschlägt sich fast und in über zehn Minuten wirft die Queen Of Winter, Throned nur so mit Highlights um sich. Diese EP hat nichts, aber wirklich gar nichts an Relevanz verloren und würde 2015 noch genauso einschlagen! Was Nicholas Barker hier hinterm Drumkit abfeuert, war damals in dieser Variabilität konkurrenzlos. CRADLE OF FILTH klingen hier schon unverkennbar nach sich und haben sich trotzdem im Vergleich zum Vorgänger noch enorm gesteigert. Wer auf der Autobahn unter Zeitdruck gerät oder eine Motivation für ein Mörder-Workout braucht, sollte einfach V Empire Or Dark Faerytales In Phallustein einlegen und Gas geben. Machtwerk, selbst heute noch die volle Punktzahl wert!

Sammlungswürdig: Ahhh listen to them, the children of the night, what sweet music they make ähm, ja!!!

2 Songs, die man kennen muss: Queen Of Winter, Throned, The Rape And Ruin Of Angels (Hosannas In Extremis)

(Nadine Schmidt)



1996: Dusk And Her Embrace

Alles endet anders, als es begann! So kann man Dusk And Her Embrace von CRADLE OF FILTH beschreiben. Was hier an Riffs, Tempowechseln, Ideen und Rhythmen verwurstelt wird, ist schlicht unfassbar. Knurren, Flüstern, Schreien, Fauchen, Singen, Chöre – hier findet ihr alles!!! CRADLE OF FILTH auf dem Höhepunkt ihres Schaffen, was The Principle Of Evil Made Flesh schon andeutete, wird hier zum Optimum geführt. Keiner konnte ahnen, dass Damnation And A Day folgen würde, aber ganz sicher hatte niemand den verschrobenen Briten ein Machtwerk wie Dusk And Her Embrace zugetraut.

In einem einzigen Song passiert deutlich mehr, als bei manchen Bands heutzutage auf den ersten drei Alben und trotzdem sind die Fragmente so treffsicher und passend verbunden, dass der Hörer jederzeit jeden einzelnen Part nachvollziehen und mitfiebern kann. Die femininen Sprechgesänge sind weicher und melodischer, auch sonst wurde das gesangliche Repertoire erweitert. CRADLE OF FILTH zementieren hier ihren einzigartigen Sound, der bis heute unerreicht bleibt. Schlagwerker Marthus hat mit seiner Band INNER FEAR eine ähnliche Atmosphäre geschaffen, doch niemand – ich betone niemand! – kann CRADLE OF FILTH bis heute in Sachen Bombast-Härte-Vielfalt das unheilige Wasser reichen. Die instrumentalen Interludes sind so simpel wie treffend, jeder Dani-Filth-Schrei sitzt wie eine Eins und noch heute läuft diese Platte regelmäßig in meinem Player, weil sie einfach unfassbar überzeugend gut ist! Jedes einzelne Lied fühlt sich an, wie eine abenteuerliche Reise, durchläuft ruhige und wilde Phasen, ein atmosphärisches Gedicht, welches den Hörer mit Wucht in andere Sphären katapultiert.

Sammlungswürdig: Auf jeden Fall, unbedingt, zwingend!

2 Songs, die man kennen muss: Dusk And Her Embrace und A Gothic Romance (Red Roses For The Devils Whore)

(Nadine Schmidt)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Dusk And Her Embrace“:

Lange Zeit einer der Favoriten für die meisten Fans. Beides, Atmosphäre und Intensität der Musik, wurden im Vergleich zum Vorgänger deutlich gesteigert. Ich bewundere wirklich noch immer den Sound der Instrumente und die Produktion, ganz egal wie alt das Album schon ist.

Mareks Favoriten: „Heaven Torn Asunder“, „A Gothic Romance“, „Haunted Shores“

 

 

1998: Cruelty And The Beast

Cruelty And The Beast wird von Hörern häufig als das letzte gute Album von CRADLE OF FILTH betrachtet, schwer nachvollziehbar, denn nicht alles was danach folgte war schlecht. Was man optisch belegen kann ist, dass Cruelty And The Beast mit der in Blut badenden Dame das wirklich richtig offensive Artwork von CRADLE OF FILTH war, denn alles was danach kam, war doch etwas zurückhaltender. Nicht auszudenken, was die Engländer in den Anfangstagen ohne Zwang für Nymphetamine freigegeben hätten

Was CRADLE OF FILTH aber schon immer von DIMMU BORGIR unterschied, sind und waren die Makel, die Angriffsfläche, die kuriosen Momente, die merkwürdig und letztendlich auch markant sind. Wenn Dani Filth im besagten Song den durchgedrehten Wellensittich gibt, dann muss man schon alleine aus Ergriffenheit lauschen und wird dann nach einer Vollbremsung mit einem heroischen Riff, ergreifendem Frauengesang (ok, kurz quakt er dazwischen) und befreiendem Blastbeat bedient. Wenn man die spitzen Schreie aber erstmal lieb gewonnen hat, dann will man sie nicht mehr missen.

Mit dem Cover des Songs Hallowed Be Thy Name (Shallow Be My Grave) oder ihrem stark danach riechenden Desire In Violent Overture sacken CRADLE OF FILTH sicherlich im Vorbeigehen sogar noch einige IRON MAIDEN-Fans ein. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Engländer zwar ihren eigenen Stil haben, aber auch ungeniert ihre Ursprünge offenlegen. Dani Filth nennt Painkiller von JUDAS PRIEST als eine seiner Lieblingsplatten und sein spitzer Schrei ist seine ganz eigene Art, um Herrn Halford zu huldigen, denn er war seine Inspiration dafür. Cruelty And The Beast hört man dies deutlich an, die Platte klingt im Vergleich zum Vorgänger deutlich geradliniger, folgt nachvollziehbaren Songstrukturen, ist somit leichter aufzunehmen, aber nicht weniger ansprechend. Atmosphäre ist umgehend da, kein geheimnisvolles Anschweben mehr, sondern eher ein abruptes Erscheinen.

Interludes wie Venus In Fear dürfte für Teenager allerdings schon etwas befremdlich wirken – Ist das jetzt lustvolles oder verängstigtes Gestöhne, wer weiß das schon so genau? Legendäre Kommentare dazu auf Youtube: FridayThe13thJasonX schreibt: I always skip this track when I play the album loud &gt;.<, woraufhin kupulisippi antwortet: nah youre just a faggot and not a real fan if you dont listen this.

Sammlungswürdig: Ja !!!
3 Songs, die man kennen muss: The Twisted Nails Of Faith, „Howling Stars“ und als Bonus das IRON MAIDEN-Cover Hallowed Be Thy Name (Shallow Be My Grave)

(Nadine Schmidt)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Cruelty And The Beast“:

Das erste Album, das ich von CRADLE OF FILTH gehört habe und wahrscheinlich noch immer mein Favorit. Meiner Meinung nach hat „Cruelty And The Beast“ das komplette Symphonic-Black-Metal-Genre neu definiert und letztendlich neue Standards gesetzt.

Mareks Favoriten: „Beneath The Hollowing Stars“, „Thirteen Autumns And A Widow“, „The Twisted Nails Of Faith“

 

 

 

 

1999: From The Cradle To Enslave (EP)

Um die Wartezeit auf die anstehende Veröffentlichung „Midian“ etwas zu verkürzen wurde die EP „From The Cradle To Enslave“ aus der Taufe gehoben. Neben durchaus gelungenen Coverversionen, „Sleepless“ von ANATHEMA, „Death Comes Ripping“ von DANZIG und MASSACREs „Dawn Of Eternity“ auf der US-Pressung, gibt es ansonsten eher mäßig gelungene, elektronische Remixe älterer Titel. Was die „From The Cradle To Enslave“-EP allerdings zu einer interessanten Angelegenheit macht, ist der starke Titeltrack. Hierzu haben CRADLE OF FILTH nicht nur ein aufwändiges Musikvideo gedreht, über diese Zusammenarbeit kam auch der Kontakt zu Regisseur Alex Chandon zustande, der Dani Filth gleich für sein Filmprojekt „Cradle Of Fear“ (2001) anwerben konnte. Während der zweite neue Titel auf der Scheibe, „Of Dark Blood And Fucking“, nur durch seine Benennung überzeugen kann, ist der Track „From The Cradle To Enslave“ ein starker Titel: Eine treibende, gerade, ja fast poppige Nummer, die echtes Ohrwurmpotential hat – und es damit völlig zu Recht in die Riege der am häufigsten gespielten Live-Nummern schafft.

Sammlungswürdig: Eher nicht – ein bisschen zu wenig Inhalt fürs Geld.

2 Songs, die man kennen muss: „From The Cradle To Enslave“, „Sleepless“

(Sven Lattemann)



2000: Midian

Nach dem etwas ruhigeren und stimmungsvollen Cruelty And The Beast und dem Überwerk Dusk And Her Embrace noch einen draufzusetzen, ist sicherlich eine Herkulesaufgabe – welche CRADLE OF FILTH auf eine elegante Weise gelöst haben: Gar nicht zu versuchen, die Vorgänger zu exakt zu kopieren. Midian führt nicht nur Schlagzeuger Adrian Erlandsson (AT THE GATES) und Martin Powell (MY DYING BRIDE) an den Keyboard-Tasten ein, es trägt auch einen markant todesmetallischen Unterton. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr geht Midian deutlich direkter zur Sache als die Vorgänger – härteres Gitarrenspiel, beinahe schnörkelloses Drumming, zurückhaltenderes Keyboardspiel. Alles wohldosiert, denn Midian kann über die ganze Länge begeistern, bleiben die typischen CRADLE OF FILTH-Trademarks doch erhalten – eingesprochene Passagen, kleinere Effektspielereien und ein gelungenes Gesamtkonzept, rund um Chaos und Mutation, die das Album zusammenhalten. Damit klingt Midian modern, dramatisch und dennoch grotesk und extrem – vielleicht kein Meilenstein, aber auch nicht weit davon entfernt.

Sammlungswürdig: Aber ja.

2 Songs, die man kennen muss: Her Ghost In The Fog, Cthulhu Dawn

(Sven Lattemann)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Midian“:

Eine tolle Mischung aus alten (Von „Principle Of Evil Made Flesh“ bis „Cruelty And The Beast“) und neuen „Damnation And A Day“ und „Manticore And Other Horrors“) CRADLE-Platten. Also nicht verwunderlich, dass es von beiden Fan-Lagern gemocht wird.

Mareks Favoriten: „Cthulhu Dawn“, „Lord Abortion“, „Tearing The Veil From Grace“

 

 

 

 



2003: Damnation AndDay

Das fünfte Werk der Briten, Damnation And A Day ist sicherlich eine Besonderheit: Veröffentlicht über das Majorlabel Sony und der Versuch, das ganz große Rad zu drehen – was leider nur in Ansätzen gelingt. Denn Damnation And A Day ist in allererster Linie eines: Zuviel. Zuviel Orchester, zuviel Chor, zuviel eigener Anspruch. Dabei hat der Ansatz, John Miltons Paradise Lost als Inspiration heranzuziehen, unterstützt von Orchester, Chor und Black Metal, verpackt in eine Mischung aus Soundtrack, Musikalbum und Hörbuch durch seinen Charme – leider geht die typische, geheimnisvoll-morbide CRADLE OF FILTH-Stimmung dabei weitestgehend verloren.
Ansonsten ist Damnation And A Day natürlich kein musikalischer Komplettausfall – die Kompositionen sind durchdacht, es finden sich einige Knallertitel wie Doberman (Pharao) und Thank God For The Suffering auf der Scheibe und unterhaltsam ist das Ganze auch – aber, aber, aber….

Sammlungswürdig: Nicht unbedingt.

2 Songs, die man kennen muss: Doberman (Pharao), Babalon A.D. (So Glad For The Madness)

(Sven Lattemann)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Damnation And A Day“:

Aufgrund der gemischten Reaktionen empfinde ich dieses Album immer als leicht unterbewertet, was es eigentlich gar nicht verdient hat. Es hat starke Texte und ein künstlerisches Konzept, der Zusatz von Live-Orchester und Chor hat CRADLE OF FILTH noch ein Stück weiter nach vorne gebracht.

Mareks Favoriten: „The Promise Of Fever“, „Thank God For The Suffering“, „Doberman Pharaoh“

 

 

 

2004: Nymphetamine

Nach einem kurzen Intermezzo bei Sony Music und einem anschließenden Wechsel zu Roadrunner Records ist das dortige Einstandsalbum Nymphetamine ein klares Statement: Wir haben´s nicht verlernt! Energiegeladen, variabel und kompakt holzen CRADLE OF FILTH in die Welt hinaus. Ob der starke Opener Gilded Cunt, das melodiöse Nemesis, das stimmungsvolle Absinthe With Faust oder das Duett von Frontmann Dani mit Ex-THEATRE OF TRAGEDY Trällerfee Liv Kristine im Titelstück – die Hitdichte ist beachtlich (und das war jetzt nur die erste Albumhälfte in der Aufzählung!). Zugegebenermaßen entfacht Nymphetamine nicht die gleichen Begeisterungsstürme wie die Frühwerke der Band, dafür ist das 2004er-Album zu clean, zu wirkungsbewusst und ein wenig zu unzusammenhängend – dennoch war nach dem Vorgänger Damnation And A Day nicht unbedingt zu erwarten, dass CRADLE OF FILTHs Weg diese Richtung einschlägt: Weniger Orchester, mehr Herzblut, frische Ideen – schlichtweg ein rundum gelungenes Album.

Sammlungswürdig: Ja

2 Songs, die man kennen muss: Nymphetamine (Overdose), Nemesis – und alle: Black Is My heart – I Am Nemesis

(Sven Lattemann)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Nymphetamine“:

Ich spüre einen kleinen Schritt, weg von dem nonstop brutalen Riffing zu einem anderen Anspruch an das Songwriting. Viele der Songs auf „Nymphetamine“ haben eine leicht andere Struktur als üblich und das Keyboard steht etwas mehr im Vordergrund.

Mareks Favoriten: „Nymphetamine“, „Absinthe With Faust“, „Mother Of Abominations“

 

 

 

 



2006: Thornography

Der Albumtitel ist ja schon mal sehr cool! Davon abgesehen gehört Thornography zu den Alben von CRADLE OF FILTH, die am kritischsten bewertet werden. Manche bezeichnen es als kommerziell, andere als poppig. Ich bezeichne es als (fast) perfekt! Klar, Dani rudert stimmlich etwas zurück und präsentiert seine Vocals phasenweise clean. Sicher, die Refrains sind eher Ohrwürmer als finstere Statements. Natürlich, ein Gastauftritt wie der von HIM-Fronter Ville Valo gefällt nicht jedem. Und? Bis auf das deutlich überflüssige Cover ist am Ende Thornography eine Sammlung von Hits, die man eben nur hören (oder genießen) kann, wenn man sich mit den eben genannten Neuerungen arrangiert. Die Riffs sitzen dermaßen präzise, die Soloarbeit in Tonight In Flames ist hervorragend, das Instrumental Rise Of The Pentagram unterhält auf ganz hohem Niveau und, und, und. Dazu gesellen sich Übersongs wie I Am The Thorn und mehr als nur gelungene Hooklines wie in Cemetery And Sundown. Hat man diesen Kopfschalter erst mal umgelegt, denn ja, Thornography fällt trotz vorhandener Trademarks selbstverständlich aus dem Rahmen, wird man massig herausragende Momente und im Endeffekt lauter großartige Songs entdecken!

Sammlungswürdig: Als Diskografie-Exot in jedem Fall!

2 Songs, die man kennen muss: Dirge Inferno und I Am the Thorn

(André Gabriel)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Thornography“:

„Thornography“ symbolisierte die erste Veränderung zurück zu gitarrenorientierter Musik. Twin-Harmonien waren zurück und auch wieder würzige Gitarrensoli, was für mich sehr gut zusammengepasst hat.

Mareks Favoriten: „Tonight In Flames“, „I Am The Thorn“, „Under Huntress Moon“

 

 

 

 

2008: Godspeed On The Devils Thunder

Godspeed On The Devils Thunder aus dem Jahr 2008 geht wieder einen Schritt zurück in die Neunziger und stellt somit einen Bruch mit dem nur mäßig euphorisch aufgenommenen Thornography dar – neu erfunden haben sich die Briten damit allerdings auch nicht. Immerhin reichte es, um alte Fans wieder von den eigenen Qualitäten zu überzeugen, und das gelang nur durch das Zusammenspiel der Back-to-the-roots-Attitüde und einiger guter Songs: Jedenfalls sind Songs vom Schlage Shat Out Of Hell rasant, und selbst melodische und langsamere Stücke wie Ten Leagues Beneath Contempt sind kein Anbiedern an kommerzielle Gefilde, wie es die vorangegangenen Singles Temptation oder Nymphetamine noch waren. Und da die Texte von Gilles de Rais handeln, einem französischen Adligen, der einst an der Seite von Jeanne dArc kämpfte, in späteren Jahren aber vor allem als Okkultist, Serienmöder und Perversling in Erscheinung trat, ist auf textlicher Seite ebenfalls alles im grünen Bereich.

Sammlungswürdig: Aufgrund der vorangegangenen mageren Jahre wurde Godspeed On The Devils Thunder bei Erscheinen vergleichsweise euphorisch aufgenommen. Im Rückblick und für sich genommen ist es immerhin ein grundsolides und gutes Album. Sammlungswürdig – Ja.

2 Songs, die man kennen muss: Shat Out Of Hell, Honey And Sulphur

(Eckart Maronde)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Godspeed On The Devil’s Thunder“:

Es ist offensichtlich, dass seit Marthus bei CRADLE OF FILTH trommelt eine merkbare Veränderung bezüglich der Härte der Musik zu verzeichnen ist. Meiner Meinung nach ist „Godspeed On The Devil’s Thunder“ eines der härtesten Alben der Band. So brutal atmosphärisch und eingeprügelt.

Mareks Favoriten: „Honey And Sulphur“, „Sweetest Maleficia“, „Darkness Incarnate“

 

 

 



2010: Darkly, Darkly, Venus Aversa

Manchem mag die im Vorfeld veröffentlichte Single Forgive Me Father (I Have Sinned) im Gedächtnis geblieben sein, aber eigentlich ist dieser Song der untypischste des Albums: Darkly, Darkly, Venus Aversa zeichnet sich vielmehr dadurch aus, dass es über weite Strecken rasant zugeht – immerhin hämmern diesmal so viele Songs im Überschallbereich wie schon lange nicht mehr. Und auch wenn echte CRADLE-Hits fehlen (die genannte Single mal ausgenommen): die Songs an sich wirken auf Darkly, Darkly, Venus Aversa etwas fokussierter als sonst – jedenfalls haben sich die Briten diesmal auf elf Lieder beschränkt und keine länglichen Instrumentale eingeflochten.

Sammlungswürdig: Ja

2 Songs, die man kennen muss: „Forgive Me Father (I Have Sinned)“, „Harlot On A Pedestal“

(Eckart Maronde)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „Darkly, Darkly, Venus Aversa“:

Der Qualitätsstandard wurde gehalten, zusätzlich brachten die neuen Arrangements mehr Keyboard und Orchester nach vorne.
Aber die allgegenwärtige musikalische Inensität flaute trotzdem nicht ab.

Mareks Favoriten: „Lilith Immaculate“, „Retreat Of The Sacred Heart“, „Harlot On A Pedestal“

 

 

 

 



2012: The Manticore And Other Horrors

Schon das Cover von The Manticore And Other Horrors zeigt, was sich geändert hat bei CRADLE OF FILTH. Immer noch nackte Frauen, aber glatt und kühl, etwas künstlich das Ganze. Wo ist das Blut? Wo sind die Nackten und warum trägt Dani jetzt weißblond? Dani singt auf der letzten Platte oft sehr vielt kratziger und es gibt deutlich weniger spitze Schreie für das Volk. Succumb To This stellt insofern einen Höhepunkt dar, da es an die gute alte Zeit erinnert und zum Ende hin die typische CRADLE OF FILTH-Achterbahnfahrt startet. Mit For Your Vulgar Delectation zeigen sich die Briten dreckig punkig und im Vergleich mit ihren sonstigen Tricksereien und ständigen Stimmungswechseln schon fast eindimensional. Aber der Plan geht auf, denn genau mit solchen Stücken retten sich CRADLE OF FILTH den Arsch und erobern Fans, die vom Vorgänger irritiert waren, wieder zurück. Am Ende des Liedes gibt es sogar eine kleine Hommage an sich selbst, was bei der Masse an Riffs und Material auch kein Wunder ist.

Das schon fast poppige Frost On Her Pillow wird sicher ebenfalls einige neue Hörer auf CRADLE OF FILTH aufmerksam gemacht haben. Unaufdringlich plätschert der geschmolzene Frost vom Kissen und nimmt schon fast Melodic-Death-ähnliche Züge an. Huge Onyx Wings Behind Despair erschreckt den Hörer mit schlechtem technogeschwängertem Intro (ein gutes Uff-Uff-Intro wäre nicht schlimm gewesen!). Es gibt so einige Schockstarren auf dem Album zu ertragen, auch wenn nichts wirklich abstürzt. Begeisterungstürme werden aber ebenfalls nicht ausgelöst.

The Manticore And Other Horrors ist ganz sicher keine schlechte Platte, wenn man sie separat betrachtet. Vergleicht man es mit dem heimtückischen Instrumental-Album Midnight In Labyrinth, haben wir es hier mit einem Meisterwerk zu tun. In der Bandhistorie von CRADLE OF FILTH spielt das Album aber sicherlich eine untergeordnete Rolle, wird aber hoffentlich ein notwendiger Schritt gewesen sein, um CRADLE OF FILTH 2015 erstarkt mit einem Kracher-Album zurückkommen zu lassen.

Sammlungswürdig: Nö.

2 Songs, die man kennen muss: Succumb To This und For Your Vulgar Delectation

(Nadine Schmidt)

Marek ‚Ashok‘ Smerda, Gitarrist bei CRADLE OF FILTH, meint zu „The Manticore And Others Horrors“:

Verglichen mit „Darkly, Darkly, Venus Aversa“ ging die Richtung wieder gen hartem Sound, um rohere Resultate zu erzielen. Ich höre sogar Hardcore- und Punk-Einflüsse, was noch nicht mal schlecht klingt, der Sound ist mehr „in your face“!

Mareks Favoriten: „For Your Vulgar Delectation“, „Frost On Her Pillow“, „Pallid Reflection“

 

 

 

 

2015: Hammer Of The Witches

Paul Allender streicht (mal wieder) endgültig die Segel, kein gutes Zeichen für CRADLE OF FILTH. Doch gleichzeitig entstand eine Lücke, die andere Mitglieder ausfüllen mussten. Aufgaben wurden neu verteilt und frischer Wind weht bei den Symphonic-Black-Metallern. Alt-Drummer Marthus und Neu-Gitarrist Ashok bilden die „Czech Mates“, spielen auch gemeinsam bei INNER FEAR. Der Schlagzeuger nahm sich der orchestralen Arrangements an, hier ist eine deutliche Intensivierung zu hören, die Passagen sind in der Wertigkeit gestiegen, fügen sich ins Gesamtwerk ein und sind nicht ausschließlich Beiwerk. CRADLE OF FILTH klingen wieder feingliedriger, bombastischer, orientieren sich eher zu „Dusk And Her Embrace“ zurück („Blackest Magick In Practice“), und setzen neben den üblichen Instrumenten auch eine Dulcimer ein. Es gibt neue Akzente – soweit es bei einer Band mit dieser Lebensdauer möglich ist – und trotzdem die typischen CRADLE-Knüppelattacken („Yours Immortally“, „Blackest Magick In Practice“, „The Vampyre At My Side“) und erstklassige im Midtempo angesiedelte Brecher.

„Hammer Of The Witches“ hält gut die Waage zwischen eisigem Gruselsound („The Monstrous Sabbat (Summoning The Coven)“) und moshbaren Abfahrten. War nicht zu erwarten, dass CRADLE OF FILTH, nach all den Querelen, eine so starke Platte abliefern, die gleichermaßen angenehm modrig riecht und trotzdem überraschend frisch klingt und  rasch mitreißt. Die haben noch Bock, die Jungs, und Dani zeigt keinerlei, aber auch wirklich 0,0 %, Ermüdungserscheinungen. Herr Filth ist einfach nicht kleinzukriegen, mit dem darf man noch einige Jahre rechnen… darauf ein angespitztes Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhh!

Sammlungswürdig: Ein mutiges Ja!

2 Songs, die man kennen muss: „Right Wing Of The Garden Triptych“ und „The Vampyre At My Side“

(Nadine Schmidt)

10.07.2015
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