Root - The Book

Review

Geht es um osteuropäischen (Black) Metal, so fällt immer wieder der Name ROOT. Die 1987 in der damaligen Tschechoslowakei gegründete Band zählt als eine der großen Vorläufer und Pioniere des Stils, welcher sich in dieser Zeit hinter dem so genannten Eisernen Vorhang entwickelte. Bei „The Book“ handelt es sich um das fünfte Album der Band, welches ursprünglich über Red Black im Sommer 1999 erschienen ist. Dieser Tage erfolgt nun über I Hate Records die Wiederveröffentlichung.

Vom typischen Black Metal hatten sich ROOT bereits gelöst, was sich auch schon etwas auf dem Vorgänger „Kargeras“ abzeichnete. Die Legende hatte sich stetig weiterentwickelt und präsentierte nun einen Stil, der zwar seine schwarzmetallische Vergangenheit nicht leugnete, aber nunmehr doch eher dem Dark Metal zuzuordnen war. Weniger Prügel, dafür mehr Theatralik, Dramatik, ohne an Düsternis einzubüßen, das trifft es eigentlich auf den Kern. So wurde die mystische Fußnote stärker ausgereizt, die Gitarrenarbeit zeigte sich verspielter denn je, die niveauvollen Kompositionen ließen mehr Raffinesse erkennen. Die Tschechen klangen nun pathetischer, hypnotischer, epischer, progressiver, verwendeten mehr folkloristische Melodien und präsentierten sich von einer enormen Vielfalt, was auch die tollen akustischen Gitarrenpassagen unterstrichen. Auch Big Boss, der Sänger der Urgesteine, ließ nun seinen Kreischgesang nur noch selten ertönen, vielmehr dominierte seine klare, aber dennoch sehr kernige Stimme, teils beschwörend, teils etwas verträumt wirkend. In Verbindung mit den kräftigen Chören sowie den typischen, einprägsamen Riffs war eine gewisse Nähe zu BATHORY gegeben. Auch THERION oder die frühen MOONSPELL kamen in den Sinn, wobei ja eher ROOT die Portugiesen beeinflusst hatten und nicht umgekehrt, was deren Sänger Fernando Ribeiro auch schon öfters in Interviews offenbarte.

Das von einer speziellen, geheimnisvollen Atmosphäre geprägte „The Book“ vereinte die dunkle, mystische und okkulte Seite mit komplexeren Songstrukturen und stilistischen Ausbrüchen, konnte aber nie ein größeres Publikum erreichen, obwohl die Band zu den etabliertesten ihres Heimatlandes zählte und auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchte. Der Re-Release wurde übrigens um folgende Bonussongs angereichert:

The Curse – Durron (Pre-Production)
Lykorian (Demo Version 1)
Lykorian (Demo Version 2)
Corabeu – Part One (Demo Version)

Doch Vorsicht, hier bekommt man teils eine eher düster-elektronische Variante geboten, die nicht jedem Metaller schmecken dürfte. Als reine Bonustracks gehen diese Versionen in Ordnung.

Hoffentlich findet dieses Meisterwerk nun etwas mehr Beachtung…

23.12.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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