Bay Leaf - Bilder Einer Ausstellung

Review

Manche Gesamtkonzepte bringen einen so sehr zum Stirnrunzeln, dass man sich zu einer näheren Betrachtung gezwungen sieht. BAY LEAF – „Lorbeerblatt“ auf Englisch – existieren seit 37 Jahren und blicken auf eine von zahlreichen Besetzungswechseln geprägte Karriere zurück. Treibende Kraft ist Manfred Mikonya, der auf allen fünf Alben zu hören ist. In den 1990er-Jahren erschienen mehrere Demos, das Debüt „Ramses The Great“ folgte 2001. Zuletzt beschäftigten wir uns mit dem 2014er-Output „Pictures From The Realm Of The Dead“. „Bilder Einer Ausstellung“ ist die fünfte Platte und zugleich die erste in deutscher Sprache.

BAY LEAF gehen mit uns ins Museum

Die Band wirkt aus der Zeit gefallen: Booklet und Inlay scheinen selbst gedruckt zu sein, und auf der CD klebt ein weißer Aufkleber, damit man nicht sofort erkennt, dass es sich um eine Verbatim-CD-R handelt. Auch musikalisch hat man sich von der Mischung aus Heavy-, Power- und Progressive Metal der Vorgänger entfernt.

„Das Feuer Brennt“ ist ein Deutschrocksong mit Keyboard-Anleihen, während „Atlantis Grüßt“ skurrile Fantasien mit eigenwilligen politischen Kommentaren vermischt. Die Band versucht mit langen instrumentalen Zwischenspielen Prog-Flair zu erzeugen, doch der Drumcomputer, der klingt wie Angelo Sasso nach drei Flaschen Korn, macht diesen Ansatz zunichte.

Der Titelsong gehört zu den besseren Stücken der Platte, was zwei Gründe hat: Er basiert auf einem Klavierzyklus von Modest Mussorgski und Sänger York Milchraum macht Pause Auf den englischen Alben war der Gesang noch akzeptabel, hier klingt er jedoch wie eine Temu-Version der KNEIPENTERRORISTEN.

Schon der Blick auf die Tracklist ließ bei „Schmied (RamTamTam)“ nichts Gutes erahnen, und Textzeilen wie „Ich ziehe mir die Schürze an, nehm das Werkzeug für den Mann, hol den größten Hammer raus und dann hau ich drauf“ bestätigen diese Befürchtung. Hinzu kommt eines der einfallslosesten Stakkato-Riffs der letzten Jahre.

Ab hier schwindet die Motivation, noch ausführlicher über die verbleibenden neun (!) Songs zu schreiben. Langweilige Riffs, Kneipengesang, Haus-Maus-Reime und eine Produktion in Demo-Qualität finden sich durchgehend. Zurück bleibt die Frage, wie eine Band seit über 30 Jahren gemeinsam musizieren kann, um dann so etwas auf die Menschheit loszulassen.

„Bilder Einer Ausstellung“ lässt einen ratlos zurück

Ein kurzer Blick auf frühere Veröffentlichungen zeigt, dass BAY LEAF sich mit dem Wechsel zur deutschen Sprache keinen Gefallen getan haben. In einer Zeit, in der wöchentlich Dutzende Releases erscheinen, bildet diese Platte das Schlusslicht. Dass es keinen Vorgeschmack auf YouTube gibt, sondern das Album nur über die eigene Website heruntergeladen werden kann, verstärkt diesen Eindruck. Zwei Punkte gibt’s für den Titeltrack und das Instrumental „Wer Wind Sät“.

28.12.2025

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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