
PERCOSSA FOSSILE sind, wenig überraschend bei dem Namen, eine Band aus Italien – ein Trio aus Padua, um genau zu sein. Wer bei dem Namen allerdings aufgrund von paläontologischen THE OCEAN-Assoziationen auf Post-Metal-Urtümlichkeit setzt, liegt daneben. Die Band spielt stattdessen einen punkigen, progressiven Rock, der vor allem nach Neunziger klingt und damit jede Menge Funk, Noise und Rotznäsigkeit in petto hat zuzüglich einer erfrischend jugendlichen Eklektik. Es ist ein bisschen so als wenn man die „King For A Day“-FAITH NO MORE abzüglich Keyboards mit HELMET und vielleicht noch SONIC YOUTH in einen Karton stecken und einmal kräftig durchschütteln würde. Man streue am Ende noch ein wenig Wetton-Ära-KING CRIMSON und vereinzelt etwas verpeilte Stoner-Druffness drüber und ist im Grunde bei „Magnitudo“ angekommen.
Keine paläontologische Post-Metal-Urgewalt: PERCOSSA FOSSILE liefern einen progressiven, punkigen Noise-Rock
Vielleicht kennt der ein oder andere ein kleines, feines Album namens „Trama!“ von einer Band namens JUGGERNAUT, zufällig auch aus Italien. Über deren musikalisches Wirken jedenfalls kann man sich eigentlich ganz gut an „Magnitudo“ annähern, enthält hiesiges Album schließlich eine ähnliche Mischung aus lärmendem, agilem Rock mit locker aus der Hüfte geschüttelten Grooves, chromatischen Linien und abrupten Rhythmuswechseln. Der Unterschied ist, dass bei PERCOSSA FOSSILE zusätzlich noch eine Songorientierung hinzukommt, die sehr stark vom Mitt-Neunziger Alternative/Jam-Rock geprägt ist. Der Gesang von Tieftöner Axel Franco nistet sich in diesem seltsamen Bereich zwischen punkiger Aufmüpfigkeit und Alternative-Hymne ein.
Das Ganze klingt fast durchgehend wie in einem Take aufgenommen, zwar präzise aber eben nur mit einer Spur pro Instrument. Im ersten Moment mag man das Volumen moderner Produktionen vermissen, wenn „Magnitudo“ erstmals durch die Boxen knarzt. Doch schnell entfalten die Italiener den DIY-Charme einer fokussierten Drei-Mann-Kapelle, die abgesehen von klassischen Effekten wenig kosmetischen Firlefanz an ihre Musik heranlassen. Ohne diese Hilfsmittel sind die reinen Instrumentalleistungen der Fokalpunkt – und sie halten dem Druck stand. Das Trio ist so wahnsinnig gut aufeinander abgestimmt, hier tänzeln Bass und Gitarre aufgeweckt umeinander herum, während Schlagzeuger Mattia Gobbo ein paar abartig lockere Grooves aus den Fellen und Kesseln kitzelt – und dabei teilweise so subtil die Taktart wechselt, dass man es kaum merkt.
Doch der Power-Trio-Faktor unterfüttert Magnitudo mit einer erfrischenden Rohheit und Direktheit
Gitarrist Pietro Salmaso wechselt mühelos zwischen kecken Rock-Licks, dissonanten Noise-Attacken und chromatischen Riffspitzen hin und her, während Franco entweder Schritt hält oder selbst ein paar funkige Basslinien zum Besten gibt. Motivtechnisch finden sich Referenzen querbeet durch die progressive Rock-Geschichte wieder, von den eingangs erwähnten KING CRIMSON hin zu aktuelleren Vertretern wie den frühen BARONESS, in den höhenlastigeren Stakkato-Attacken darf man sich gern auch mal ansatzweise an INTRONAUT erinnert fühlen. Und entsprechend variiert das Songwriting zwischen impulsivem Noise Rock der progressiveren Sorte á la „Drown“ und waschechten Hits der Marke „Please“, die wie vollkommen selbstverständlich nebeneinander stehen.
Und diese Faktoren, Rohheit auf der einen und Komplexität auf der anderen Seite, gipfeln schließlich im dreiteiligen Titeltrack, der mit einer förmlichen Eruption endet. Damit endet auch eines der spannendsten Full-Length-Debüts des Jahres mit einem Knall. PERCOSSA FOSSILE liefern einen furiosen Einstand und unterstreichen die Qualitäten, die sie bereits auf ihre Debüt-EP „Enduro“ in Szene setzten, nun auch in voller Länge. Der agile Rock-Sound des Trios macht einfach Spaß und hält immer wieder Überraschungen in petto, seien es unerwartet eingängige Hooks, technische Kabinettstückchen oder schlicht geile Grooves. Hier ist eine Band, die man auf jeden Fall näher im Auge behalten sollte, denn da könnte noch richtig Großes kommen …
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