Caliban
Interview mit Andreas Dörner zu "Gravity"

Interview

Caliban

Flüchtlinge, Walfang, Beeinflussung durch Medien – auch auf ihrem zehnten Album „Gravity“ nehmen CALIBAN kein Blatt vor den Mund. Dass nicht alle Leute von der Offenheit und Wandlungsfähigkeit der Deutschen begeistert sind, ist kein Geheimnis. Wir sprachen mit Andreas Dörner über eben diese Wandlungsfähigkeit, kontroverse Themen, die CALIBAN in ihrer Musik verarbeiten und mehr.

Hi CALIBAN! Erst einmal Glückwunsch zu eurem Alben-Jubiläum. Wie fühlt es sich an, das zehnte Album auf die Welt loszulassen?

Andreas: Moin, metal.de! Es fühlt sich gut an, beziehungsweise ist man etwas stolz und vor allem dankbar, dass unsere Fans, alte oder neue, uns über so eine lange Zeit so geil supporten!

Im Laufe der Zeit hat sich viel bei euch und eurer Musik getan. Wie würdest du eure Musik im Wandel der Zeit umschreiben? Gibt es spezielle Dinge, die euch heute besser gefallen als noch vor einigen Jahren?

Andreas: Rückblickend kann ich sagen, dass unsere Musik über die Jahre „erwachsener“ geworden ist und auch abwechslungsreicher. Ich bereue aber auch nichts, was wir in der Vergangenheit gemacht haben, abgesehen von Kleinigkeiten. Zu unseren Anfängen hatten wir noch einen größeren Hardcore-Anteil, der über die Jahre etwas geschrumpft ist und mittlerweile arbeiten wir mit verschiedensten Stilen und Elementen, was die Musik noch interessanter macht, man hat einfach durch den Stand der heutigen Technik viel mehr Möglichkeiten.

Nicht alle Leute sind von eurer Wandlungsfähigkeit begeistert. Welche Worte würdest du Kritikern entgegenbringen?

Andreas: Stillstand ist der Tod! Ich persönlich finde es langweilig, wenn sich eine Band immer wieder gleich anhört, selbst wenn ich Fan von der Band bin oder war. Die Welt, die Musik ist so groß und komplex, da hat man genug an Inspiration, entdeckt oder erfindet immer wieder neue Elemente, die man gut findet und in seiner Musik verarbeitet. Davon ab entwickelt man sich auch als Person weiter und das schlägt sich natürlich auch in der Musik nieder! Sich auf etwas auszuruhen, was mal gut bei Fans angekommen ist, macht für uns keinen Sinn und Spaß! Das wäre ja quasi so, wie seine Kreativität, sein Wachsen extra zu unterbinden, in einen Käfig einzusperren. Recht machen kann man es eh nicht jedem, aber das liegt uns auch fern. Leben und leben lassen.

„Stillstand ist Rückschritt und der erste Schritt ins Grab.“ – Ein Zitat, welches euer Drummer Patrick in einem Interview erwähnte, welches wir 2014 mit euch führten. Denkt ihr noch immer so? Wenn ja, habt ihr konkrete Vorstellungen, wie CALIBAN sich musikalisch in einigen Jahren womöglich präsentieren könnten?

Andreas: Wie gerade schon erwähnt, ja! Aber nein, wir haben noch keine konkreten Vorstellungen davon, wie CALIBAN in den nächsten Jahren klingen wird, oder was mit uns passiert, ob das nächste Album härter oder softer wird… Das kommt oft auch auf den Gemütszustand an, in dem man sich zum Produktionsprozess befindet.

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Plauder doch mal aus dem Nähkästchen. Wie seid ihr zum Metal gekommen, wie kamen CALIBAN zustande, wie habt ihr eure musikalische Ausrichtung gefunden und woher nehmt ihr eure Ideen? Ihr bringt in euren Alben oft Elemente ein, die es auf vorigen Alben nicht gab. Wie kommt das? Was gibt euch den Anstoß, zum Beispiel elektronische Elemente einzubringen?

Andreas: Als wir uns damals gegründet haben, kamen alle mehr oder weniger aus verschiedenen Musiklagern. Hardcore, Metal, Punk, Alternative, Grunge usw.. Dadurch war es anfangs gar nicht so einfach „seinen“ Weg zu finden. Wir haben zuerst alles mögliche gecovert. METALLICA, MACHINE HEAD, EARTH CRISIS, CHOKEHOLD, BIOHAZARD… Daraus und aus unseren verschiedenen Geschmäckern und Lebensstilen, hat sich dann ein Mix aus Hardcore und Metal ergeben. Nennt man heutzutage glaube ich Metalcore. Man versucht sich als Musiker/Künstler immer neu zu definieren, sich zu steigern, zu verbessern und denkt über mögliche Elemente und Stilmittel nach, die man gut in seiner Musik unterbringen könnte. Man sucht nach Elementen, die die Musik speziell/interessant machen und Abwechslung rein bringen, das kann dann schon mal ein Elektro-Beat sein, oder auch Streicher, oder sonstiges. Hauptsache es bringt den gewünschten Effekt.

Was waren für euch als Band die bisher wichtigsten und/oder besten Momente des aktuellen Jahres, abgesehen vom Release von „Gravity“?

Andreas: Im CALIBAN-Lager ist bis jetzt in diesem Jahr noch nicht viel gelaufen. Wir sind aber alle sehr gespannt auf den Release von „Gravity“ und freuen uns auf die beiden Release-Show-Partys und auf alles, was danach kommen wird!

Das Cover-Artwork von „Gravity“ ist im Vergleich zu Artworks anderer CALIBAN-Alben schlicht gehalten. Ein extravagant geformtes G ziert die Mitte des Covers. Warum habt ihr euch entschieden, das Artwork dieses Mal so einfach zu halten? Hat die Form des Buchstabens einen Grund?

Andreas: Wir hatten verschiedene Artwork-Vorschläge und das, welches wir letzten Endes gewählt haben, hat uns alle direkt überzeugt. Manchmal ist weniger einfach mehr. Normalerweise könnte man „Gravitation“ mit einem Kreis und einem Punkt im Zentrum darstellen, wir, beziehungsweise der Grafiker, hat halt aus dem Kreis ein G gemacht. Seine Interpretation für ein Symbol zur Gravitation. Ich denke, dadurch, dass es so einfach gehalten ist, wird es einen recht großen Wiedererkennungswert haben, was gut für eine Band ist.

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In „Walk Alone“ widmet ihr euch einem bewegenden Thema: Den Flüchtlingen, und wie schwer ihr Weg ist, auf welche Probleme sie stoßen. Natürlich ist ein solcher Song aktueller denn je. Erläutere doch bitte, warum ihr zu diesem Thema einen Song geschrieben habt.

Andreas: Wenn wir ein neues Album schreiben, dann bediene ich mich gerne an aktuellen Themen. Auch wenn das Thema Flüchtlinge nichts neues ist, so ist es momentan aber ein sehr großes Thema. Und langsam bekommt man ein wenig Angst davor, wie sich hier in Deutschland alles so entwickelt. Die letzten Wahlergebnisse der AfD haben schon sehr schockiert und es gibt zu viele intolerante und vernagelte Menschen unter uns, die sich gern und einfach in die falsche „Ecke“ lotsen lassen. Bands haben eine recht große Plattform und dadurch kann man auch viele Leute erreichen. „Walk Alone“ ist ein Aufruf zu mehr Toleranz und Mut zur Offenheit. „Rechts“ war und ist NIE der richtige Weg, das sollten wir aus unserer Vergangenheit gelernt haben!

Passend dazu geht es im Opener „Paralyzed“ darum, dass die Menschen sich von Meinungen anderer Leute oder den Medien beeinflussen lassen und so ihre eigene Meinung und Identität verschwimmt oder verloren geht. Denkt ihr, das könnte ein Grund dafür sein, warum sich manche Menschen gegen die Flüchtlinge positionieren?

Andreas: Das kann auf jeden Fall ein Grund dafür sein. Wenn man aufhört, die Dinge zu hinterfragen, die einem vorgesetzt werden und man eh sehr unentschlossen ist, was jetzt zum Beispiel das Thema Flüchtlinge angeht, dann wissen das gewisse Leute, Politiker, Medien gut für ihre Zwecke auszunutzen.

„The Ocean’s Heart“ ist ein Titel, der sich klar gegen den Walfang positioniert. Hier wirkt auch Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY mit. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Alissa und wie engagiert ihr euch im Generellen für die Rechte von Tieren?

Andreas: Wir wollten dieses Mal gerne auch eine Frau als Gastsänger haben und da kam der Name Alissa sehr schnell auf. Ein Freund von uns arbeitet zufällig ab und zu für ARCH ENEMY und somit war der Kontakt auch sehr schnell hergestellt. Als Alissa dann das Thema des Songs erfahren hat, war sie direkt „Feuer und Flamme“, denn wie ich im Nachhinein erfahren habe, ist sie ein großer Verfechter für den Schutz der Wale und supportet Sea Shepherd. Wir arbeiten mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ zusammen und sammeln seit ein paar Jahren Geld auf unseren Shows ein. Das geht dann an die Streuner Hilfe. Wer sich dafür interessiert, der kann ja gerne mal vorbeischauen.

Ich danke dir für das Interview! Gibt es ein paar abschließende Worte, die du euren Fans mit auf den Weg geben möchtest?

Andreas: Ich danke euch für eure Zeit und euer Interesse! Ich hoffe, dass ihr Gefallen an „Gravity“ findet und dass man sich dann auf den Festivals und Shows in 2016 sieht! Rollender Stein setzt kein Moos an, Peace!

Galerie mit 17 Bildern: Caliban - Easter Cross 2023
26.03.2016

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1 Kommentar zu Caliban - Interview mit Andreas Dörner zu "Gravity"

  1. Neffe sagt:

    Wo bitteschön sind Caliban denn wandlungsfähig? Die machen doch schon seit fast 15 Jahren die gleiche belanglose 08/15 Metalcore-Grütze. Ihre Frühwerke hatten wenigstens noch Substanz auch wenn sie nicht meinen Geschmack treffen. „The Undying Darkness“ war ihr letztes gutes Album und ist bis heute auch das einzige was mir von denen gefällt.