Sepultura
Derrick Green spricht über Konzeptalben und Umbrüche

Interview

Mit “Roorback” seid Ihr dann bei SPV gelandet. Was geschah dann?

Das war großartig. Wir lernten uns immer besser kennen und wuchsen als Band zusammen. Ich hatte Ideen für Videos zu “Mind War” und “Bullet In The Blue Sky” (U2). Ich fühlte mich immer mehr als Teil der Band. Wie auf “Nation” auch, arbeiteten wir wieder mit Steve Evetts als Produzenten zusammen. Er war ein junger Mann mit großartigen Ideen und er verstand unsere Vision. Wir fühlten uns wirklich wohl mit ihm.

Viele Leute waren aber immer noch skeptisch. Und so konzentrierten wir uns wieder auf ein bestimmtes Konzept. Auf “Roots” beispielsweise war das zentrale Thema ja das Heimatland der Band, Brasilien. Und so hatte ich die Idee zu “Dante XXI”, das sich inhaltlich mit Dante Alighieris “Die Göttliche Komödie”, diesem schweren, komplexen Buch beschäftigt (lacht). Ich war nicht sicher, ob sich jeder angesprochen fühlen würde. Aber wir machten es einfach und fanden einen Weg es für die heutige Zeit zu übersetzen. Dante war ein Rebell, ein Außenseiter. Also tauchten wir tief in sein Werk ein um herauszufinden, wieso er dieses Buch geschrieben hatte.

Wir waren glücklich, den brasilianischen Künstler Stephan Doitschinoff für das Artwork gewinnen zu können. Er hat dabei alles vereint, was wir wollten: Die Hölle, das Fegefeuer, das Paradies. Es war toll sich in den Songs in erster Linie auf diese Dinge zu konzentrieren und wir erhielten großartiges Feedback. Wir fühlten uns als Band immer wohler, nicht zuletzt weil wir inzwischen sehr viel auf Tour gewesen waren.

Gleichzeitig stieg Igor dann aus. Das war fast schon wieder wie ein Neuanfang für uns. Wir hatten dieses super klingende Album und freuten uns auf Tour zu gehen. Also machten wir ohne Igor weiter und waren mit IN FLAMES in Europa unterwegs. Wir wollten unbedingt weitermachen, denn wir hatten immer noch so viele Ideen.

Wir hatten auf “Dante” wieder großartige Gast-Musiker, wie zum Beispiel APOCALYPTICA dabei…  Nee, warte! Ich bringe gerade alles durcheinander. APOCALYPTICA steuerten auf “Nation” ein Instrumental-Stück bei. Auf “Dante” hatten wir gar keine Gäste, wir wollten es dieses Mal ganz alleine machen.

Wie reagierte das Label auf Igors Ausstieg?

Sie wollten wissen, wie es weitergeht und wir wollten unbedingt weitermachen. Und so entstand “A-Lex”, auf dem Jean Dolabella das Schlagzeug einspielte. Er ist eher ein Groove-Drummer und kein typischer Metaller. Aber er weiß schon auf was es im Rock und im Metal ankommt. Das war eine sehr interessante Veränderung, denn Jean war zwar noch nie mit einer Metal-Band auf Tour gewesen, aber doch leidenschaftlich genug um ein tolles Album zu schaffen.

Erneut fokussierten wir uns wieder auf ein bestimmtes Thema: Dieses Mal nahmen wir uns das Buch “A Clockwork Orange” von Anthony Burgess vor. Viele Leute kennen den Film natürlich. Aber das Buch ist schon etwas Anderes, weshalb wir uns der Sache aus dieser Richtung annähern wollten. Das Buch hat ein anderes Ende und generell werden die Hintergründe besser beschrieben als im Film. Wir mussten also auch hier wieder sehr genau recherchieren, was Anthony Burgess zu diesem Buch bewogen hat. Das war sehr hilfreich, denn aus meiner Sicht veränderte sich dadurch die Sicht auf die Geschichte.

Konzertfoto von Sepultura auf dem Summer Breeze Open Air 2018

Es toll, sich beim Songwriting auf den Charakter Alex oder auch “A-Lex” und seine Reise zu konzentrieren. So entstanden drei Teile. Natürlich ist Alex Reise vollkommen verrückt, gewalttätig und durchgedreht. Das entspricht Burgess Vorstellung von der Jugend der Zukunft. Und so sind die ersten Songs auf dem Album brutal, denn sie spiegeln die Persönlichkeit von Alex wider. Doch dann geht es weiter mit seiner Inhaftierung und damit ändert sich auch die Musik auf “A-Lex”. Und sie ändert sich erneut, als Alex aus der Haft entlassen wird. Auf diese Reise wollten wir die Hörer mitnehmen.

Wir arbeiteten mit Stanley Soares als Produzenten zusammen und veröffentlichten Videos zu “What I do!” und “We´ve Lost You!” und es passierte echt viel. Aber leider machte das Label erneut Schwierigkeiten. Aber wie ich schon sagte, in dieser Zeit machten SEPULTURA viele Ups und Downs durch.

Und welches von den fünf ist Dein persönliches Lieblingsalbum?

Ein Lieblingsalbum habe ich wohl nicht, aber das wichtigste ist sicherlich “Against”. Die Platte hielt die Band am Leben und spendete Hoffnung. Genau das brauchten wir damals. Speziell die Fans in Brasilien unterstützten uns extrem. Sie wollen immer, dass es SEPULTURA gut ergeht.

Ihr plant aktuell eine Europa-Tour im Winter zusammen mit SACRED REICH und CROWBAR. Wie stehen die Chancen, dass Ihr die Termine wirklich halten könnt?

(Lacht) Oh, das müssen wir wohl abwarten. Die Pandemie kann schlagartig alles verändern und das nervt.

Tun wir mal so, dass die Pandemie vorüber wäre und Ihr auf Tour aus den Vollen schöpfen könnt… Kann man sich auf Special Guests freuen, wenn Ihr Stücke von “Sepulquarta” spielt?

Wahrscheinlich Phil (Campbell, Anm. d. Red.). Er hat “Orgasmatron” mit uns aufgenommen und vielleicht geht noch mehr. Aber auch mit anderen Künstlern wird das bestimmt passieren und ich freue mich ziemlich darauf.

Okay, das war´s auch schon. Ich hoffe wir sehen uns im November auf Tour.

(Auf Deutsch) Ich hoffentlich auch. Tschüß, bis später. Dankeschön für alles. Bye.

Nachtrag: Die ursprünglich für Herbst/Winter dieses Jahres angesetzte Tour wurde zwischenzeitlich ins nächste Jahr verlegt.

Galerie mit 19 Bildern: Sepultura – Baltic Open Air 2023

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20.10.2021

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3 Kommentare zu Sepultura - Derrick Green spricht über Konzeptalben und Umbrüche

  1. doktor von pain sagt:

    Hey Derrick, wie läuft´s?
    Gut(,) und Dir?

    Das ist vielleicht etwas unglücklich übersetzt…

  2. dan360 sagt:

    …wenn der nervige Arbeitskollege Smalltalk machen will und man nicht zuhört.. x)

  3. doktor von pain sagt:

    Okay, jetzt ist es geändert. Das Komma fehlt zwar immer noch, aber zu genau wollen wir’s mal nicht nehmen.