Kromlek
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Interview

KROMLEK, mein persönlicher Hoffnungsträger für 2007 im Heidenstahl, haben mit "Kveldridhur" ein mehr als respektables Debüt aufgenommen. Anfängliche musikalische Kinderkrankheiten hin oder her, diesem Album musste – auch wenn etwas verspätet – ein Zwiegespräch folgen. So stand mir Sänger Alphavarg Rede und Antwort.

KromlekMoin Christian! Es ist euer erstes Interview auf metal.de, deshalb würde ich dich bitten, euch ein wenig vorzustellen. Was seid ihr für Menschen? Was mögt ihr? Wo geht ihr einen Heben? Was macht ihr als Ausgleich zur Musik?

Allvater zum Gruße! Ein kurzes Wort zu KROMLEK an sich, bevor ich ein wenig auf die Individuen eingehe, welche diese Band bilden. Wir fanden uns Góa (Mitte März) 2004 zur Formation KROMLEK zusammen, als die Ursprungsband, bestehend aus Draugh, Alphavarg, Galt & Riko durch Hrím und Hrísdólgr erweitert wurde. In der Zwischenzeit hat sich besetzungstechnisch viel getan, so besteht das gegenwärtige – und hoffentlich endgültige – Line-Up aus Hrím (Sologitarre), Forað (Rhythmusgitarre), Hrísdólgr (Keyboards), Alex (Bass), Aoife (Violine), Galt (Schlagzeug) und mir (Gesang).
Was wir für Menschen sind, ist wohl die schwierigste Frage, die mir jemals gestellt wurde, da sich dies nicht in einem kurzen Absatz abhandeln lässt. Wir sind sieben sehr unterschiedliche Charaktere mit sehr unterschiedlichen Vorlieben, Passionen und Vorstellungen. Ich versuche mich dennoch daran, indem ich erst einmal die profanere Ebene erläutere. Hrím und Galt studieren, Aoife sieht einem baldigen Studium nach bravourös bestandenem Abitur entgegen, Forað und Alex sind arbeitstätig und Hrísdólgr ist momentan noch in einer Art… Selbstfindungsphase… Ich selbst absolviere derzeit eine Ausbildung zum Mediengestalter. Es ist äußerst schwierig, offenkundige Aussagen über die Lebensgestaltung meiner Kollegen zu treffen, daher möchte ich mich auf einige wesentliche Aspekte beschränken. Hrím verwendet einen Großteil seiner Freizeit auf das Komponieren und Ausprobieren neuer Riffs und Läufe, ähnlich wie bei Hrísdólgr (unserem Chef-Komponisten). Darüber hinaus verbringt er viel Zeit mit Forað. Die beiden sind im Prinzip wie Brüder. Aoife hat bedingt durch ihre Klausuren nur beschränkte Freizeit, welche sie vornehmlich mit ihrer besseren Hälfte bestreitet. Alex ist aufnahmetechisch (auch KROMLEK-extern) sehr beschäftigt, so dass auch bei ihm unterm Strich wenig Zeit übrig bleibt. Mich selbst sehe ich als spirituellen und ideologischen Motor der Band, der die geistige Richtung vorgibt. In meinen Texten verarbeite ich meine ureigenste pagane Weltsicht, den Universalquintessentialismus, aber das würde jetzt zu weit führen… über die musikalische Entfaltung hinaus gilt mein besonderes Interesse dem Lamaismus, sprich: dem tibetischen Buddhismus und der visuellen Gestaltung (alle Designs zu KROMLEK inklusive den Booklets stammen beispielsweise von mir), außerdem schreibe ich viel (Gedichte & einen Roman, der bereits beendet ist).
„Einen heben“ gehe ich grundsätzlich nicht, da ich dem Genuss von Alkohol gänzlich entsage. Auch die restliche Band verhält sich diesbezüglich zu meinem Wohlgefallen größtenteils zurückhaltend.
Der Begriff „Ausgleich“ missfällt mir ein wenig, da dies implizieren würde, dass die Musik eine Anstrengung darstellt, von der man Erholung sucht. Dies ist nicht der Fall, viel mehr ist die Musik eine logische Weiterführung meiner heidnischen Religion in die universelle Sprache.
Das war viel Holz, ich bitte um Nachsehen für meinen sehr ausgeprägten Mitteilungsdrang. *g*

Es sei dir verziehen! „Kveldridhur“ ist ein sehr gelungenes erstes Album! Welcher Song ist deiner Meinung nach der Prägnanteste, der KROMLEK am ehesten repräsentiert?

Darf ich ehrlich sein? Keiner. Unser erstes Vollalbum steht bereits in den Startlöchern und wenn ich einen für KROMLEK signifikanten Song heraussuchen müsste, so würde ich mit Sicherheit einen daraus erwählen. Meine Wahl fiele hierbei auf „Harvest“.
Wobei das Stück „KromleK“ auf „Kveldriður“ mit Sicherheit eine herausragende Rolle eingenommen hat. Den Konzertbesuchern ist dieser wohl einfach am geläufigsten und ich erlebe regelmäßig, dass die Meute ausgerechnet bei dieser (unfreiwilligen) „Bandhymne“ kollektiv aus dem Häuschen gerät.

Und wann wird das neue Album genau erscheinen?

Wie eben bereits erwähnt ist das gute Stück bereits im Kasten. Das Album wird den Titel „Strange Rumours… Distant tremors“ tragen und Mitte März (vermutlich 16.) über unser Label Trollzorn veröffentlicht werden.

Wie wird das neue Album klingen? Was werdet ihr gegenüber „Kveldridhur“ ändern, was beibehalten?

Es wird vor allem wesentlich abwechslungsreicher ausfallen. Der Humppa-Anteil wurde auf ein Minimum reduziert, der epische Viking Metal hingegen deutlich hervorgehoben. Von den neun Stücken (plus einem Intro) ist nur ein einziges ein „reinrassiges“ Humppa-Stück, nämlich der Bonustrack, die BM-Parodie „SvartMetall“… ansonsten wäre noch anzumerken, dass diesmal die komplette Strandhagg-Trilogie Einzug halten wird, wobei für den auf Kveldriður erschienenen Part I die Gitarren neu eingespielt und der Schlagzeugsound deutlich verbessert wurde. Des Weiteren gibt sich bei zwei Stücken die Mezzosopran-Sängerin Julia Amling (von der Pagan Metal Band ELENSIS) die Ehre, was die jeweiligen Songs noch einmal um ein Vielfaches veredelt. Kam das Debüt „Kveldriður“ noch sehr naiv daher, so klingt „Strange rumours…“ in sich schlüssiger, epischer und vor allem die Gitarren betreffend erheblich druckvoller.

Interessant fand ich, dass ihr auch auf Schwedisch singt – sprecht ihr die Sprache auch tatsächlich oder habt ihr euch schlicht und einfach eines Schwedischen Wörterbuchs bedient?

Sowohl als auch. Ich habe mir durch die jahrelange Beschäftigung mit Bands wie (vornehmlich) VINTERSORG, FINNTROLL oder auch FEJD einen ganz netten Wortschatz zugelegt, welcher dem Transport meiner Thematiken zur Genüge dienlich ist. Für die Grammatik habe ich mir entsprechende Literatur besorgt. Lass Dir aber gesagt sein: sollte ich einmal vor einem Schweden stehen, werde ich mit Sicherheit Englisch mit ihm sprechen. *g*

Auf „Kveldridhur“ schlagen die drei Bands FINNTROLL, EQUILIBRIUM und AMON AMARTH deutlich durch. Welche Truppe davon schätzt ihr am meisten?

Oh weh, die Einfluss-Frage… (um die kommt keine kleinere Band rum – Anm. d. Verf.) Wirklich schätzen würde ich höchstens AMON AMARTH, ich bewundere ihre Entwicklung. AMON AMARTH ist wohl auch die einzige Band, die beinahe ausnahmslos jedem aus der Band gefällt.
FINNTROLL haben uns nur bei einem einzigen Song beeinflusst, nämlich unserem ältesten (von den veröffentlichten): „Träskens Näve“. Ich schätze ihre ersten beiden Alben und das Akustik-Minialbum „Visor Om Slutet“ ist von exorbitanter Brillanz und Authentizität.

Als junge Heidencombo ist es sicherlich schwer zwischen den ganzen Alteingesessenen Fuß zu fassen. Wie reagieren die etablierten Combos auf euch? Irgendein Konkurrenzdenken?

Ich denke, die Pagan/Viking Szene ist bei Leibe nicht so ein pseudoelitärer Kreis wie dieser Black Metal-Sumpf. Bislang waren unsere Erfahrungen diesbezüglich weitestgehend positiver Natur. Ich muss in diesem Zusammenhang immer BLACK MESSIAH erwähnen, die ja schon durchaus etwas länger im Geschäft sind, weil diese sich wirklich als außergewöhnlich kameradschaftlich und freundlich – was wohl nicht zuletzt am Charakter des Rheinländers/Ruhrpottlers an sich liegt – hervorgetan haben, wann immer wir mit ihnen die Ehre und das Vergnügen hatten zu spielen.
Von Konkurrenzdenken habe ich bisweilen noch nichts mitbekommen, außer in einem Falle, aber ich möchte dieser erbärmlichen Kreatur kein Forum für weitere Anfeindungen bieten und werde deshalb diesen Punkt nicht weiter ausführen. Außerdem steht diese Gruppe niveaumäßig weit unter uns.
Was aber das „Fußfassen“ anbelangt, das lasse ich immer noch die Zuhörer entscheiden und nicht irgendwelche „Kollegen“.

Bald fängt die Festival-Saison wieder an. Worauf darf man sich bei KROMLEK freuen?

Auf das Ragnarök Festival in Lichtenfels, das Hörnerfest bei Hamburg, das Queens Of Metal in Kleinwenkheim/Unterfranken, das Wolfzeit-Festival und vermutlich das Up From The Ground… ansonsten harren wir der Dinge, die da kommen mögen…

Vielleicht ein kleiner Abstecher in die „Politik“. Sollte man als eine Pagan Combo lokalpatriotisch sein? Und seid ihr es?

Heidnisch hat für mich auch immer etwas mit Identität zu tun. Wo komme ich her, wer bin ich? Was hat mich und meine Umgebung im Laufe der Geschichte geprägt? All das zu beantworten ist Teil des paganen Strebens, allerdings nur für einen selbst und nicht als Projektion auf ein soziales Gefüge. Wir entstammen dem Kulturkollektiv Bayerns und darauf sind wir de facto stolz. Patriotismus muss in erster Linie auch nicht zwingend etwas mit Politik zu tun haben und ich nehme an, dass jeder verstanden hat, dass unser Bayernpatriotismus sich auf die großartige Naturlandschaft und Traditionalität bezieht und nicht auf das Staatsgefüge samt seinem mit absurden Fundamentalisten gespickten Apparat.
Da unsere Landesregierung – nicht zuletzt durch Hinwirken unseres dahinscheidenden Ersatzmonarchen Stoiber – darüber nachdenkt, ein Gesetz zu erlassen, das Gotteslästerung strafbar macht, um die allein selig machende Institution des Katholizismus noch mehr in seinem morschen Fundament zu bestärken und alle Andersdenkenden kollektiv zu verteufeln – wie auch mit den Moslems, die man am besten ALLE 24 Stunden am Tag beschattet, besonders die Frauen, die tragen bestimmt ALLE Sprengstoff unter ihren Kopftüchern, gell Herr Beckstein!?! – könnte sich auf kurz oder lang ein sehr amüsantes Paradoxon ergeben, dann würde nämlich einer der hoffnungsvollsten kulturellen Exportschlager im eigenen Land zensiert oder gar verboten werden! *g*

Was bedeutet für dich (Pagan) Metal?

Pagan (Metal) ist – wie eingangs bereits erläutert – die logische Weiterführung heidnischer Spiritualität. Musik ist eine allgemeingültige/-verständliche und somit universelle Sprache, welche heidnische Textinhalte nicht untermalen sondern transportieren sollte. Im Prinzip lebe ich auf der Bühne meine Religion aus, daher werde ich in Zukunft auch in der Gestaltung der Bühnenshow auf mehr Spiritualität Wert legen (soweit es uns unsere gegenwärtige (nicht zuletzt finanzielle) Situation erlaubt). Mein Ziel wäre es, dass die Menschen mit KROMLEK kein Metalkonzert erleben sondern einen heidnischen Gottesdienst. Ich möchte den Menschen Odin zeigen. Und zwar nicht auf so fehlgeleitete Weise wie Vikernes sondern in der Universalsprache aller Zeiten und Völker, der Musik.

Ich danke dir für das Interview und überlasse dir nun gänzlich das Feld. Sag was dir beliebt!

Auch ich möchte Dir danken für das Interview wie auch für die äußerst wohlwollende Rezension! Wir sprechen uns wohl zur Veröffentlichung des Albums im März wieder!?!
Óðinn blessi þig!

FREIHEIT FÜR TIBET!!!

24.01.2007

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