Sabaton
Irgendjemand ist immer enttäuscht

Interview

Tja, das neue SABATON-Album mit dem verheißungsvollen Namen „The Great War“ hat bereits vor einiger Zeit seine ersten Schatten voraus geworfen. Die schwedische Power-Metal-Institution befasst sich hierauf vor allem mit dem ersten Weltkrieg und den Folgen, welche die damals neuartige, verheerende Art der Kriegsführung für die folgenden, weltgeschichtlichen Geschehnisse haben sollte.

Im Rahmen ihrer Promotionskampagne zum neuen Album haben Sänger Joakim Brodén und Bassist Pär Sundström auch in Düsseldorf halt gemacht. Wir sind dem Ruf von Nuclear Blast gefolgt und haben uns mit Pär über das kommende Album und dessen Thematik unterhalten – und sind dabei beinahe beiläufig noch über die Popularität der Band hierzulande sowie über den runden Geburtstag zu sprechen gekommen, den SABATON 2019 begehen, und was sich die Band anlässlich dessen für ihre Fans ausgedacht hat.

„The Great War“ Standardversion

Aber nicht nur das: Im Rahmen der Veröffentlichung des Albums am 19. Juli 2019 haben wir noch eine schicke Verlosung im Anschlag, die ihr ganz am Ende dieses Beitrages finden werdet. Ungeduldige klicken hier, der Rest blättert wie gewohnt weiter.

Hallo Pär, zunächst einmal: Danke für deine Zeit, mit uns zu reden. Wie geht es dir so?

Mir geht es gut. Es ist immer spannend, so die ersten Reaktionen auf ein neues SABATON-Album mitzubekommen und mit Leuten, die es schon gehört haben, darüber zu reden. Ich glaube ich kann mich derzeit ein bisschen zufrieden zurücklehnen, da die ersten Reaktionen auf die neue Platte positiv ausgefallen sind. Und das ist großartig. Immerhin sind die Tage derzeit extrem anstrengend. Wir führen praktisch von morgens bis abends nur Interviews. Dabei haben wir kaum Zeit für etwas anderes, manchmal nicht einmal fürs Essen oder für die Toilette. (lacht) Andererseits trifft man dabei natürlich auch überwiegend gut gelaunte Leute.

Ihr seid ja derzeit extrem eingespannt, wie ist da die Stimmung innerhalb der Band?

Ja, wir sind derzeit ziemlich weit verstreut unterwegs. Joakim und ich sind natürlich hier [in Düsseldorf, Anm. d. Red.], aber nach dem Tag heute werden wir uns weiter aufteilen. Und irgendwann trifft man sich als Band Zuhause eben wieder. Ich denke aber dass das überhaupt nichts ausmacht, denn wie die meisten genießen auch wir manchmal einfach nur Zuhause mit Familie und Freunden. Und das müssen wir auch, denn die Wochen und Monate danach werden heftig.

Ihr hatte ja zwischen „The Last Stand“ und „The Great War“ die bislang längste Pause zwischen Alben, richtig?

Ja, das stimmt. Aber das hat sich auf natürliche Weise ergeben. Die Welt von und um SABATON hat sich erweitert. Das war früher natürlich wesentlich einfacher wo wir mit mehr Alben noch weit weniger auf Tour gegangen sind, weil uns einfach die Plattform gefehlt hat. Dieser Tage können wir deutlich mehr touren. Am Anfang waren wir auf einige wenige Orte, darunter Deutschland, beschränkt, aber jetzt sind wir in der gesamten Welt unterwegs.

Ein bisschen schäme ich mich, denn heute morgen zum Beispiel habe ich mich mit Leuten aus Australien unterhalten, was mir bewusst gemacht hat, dass wir in unserem gesamten Bestehen bislang nur drei mal dort unten waren. Dagegen sind jedes Jahr in Deutschland unterwegs. (lacht) Es ist wie gesagt eine natürliche Entwicklung, die im Grunde vollkommen normal ist. Aber eben angesichts der Fans aus Australien ist das doch ein bisschen unangenehm.

Wie geht ihr mit eurem Image im Hinblick auf „The Great War“ um?

Wir sind natürlich nicht die erste Band, die über geschichtliche Geschehnisse singt. Und wir werden sicher auch nicht die letzte sein. Es gibt neben uns viele andere Bands, die dieses oder andere historische Themen auf ihre Weise aufbereitet haben. Ich denke aber wir gehören was die Geschichte als zentrales, lyrisches Thema angeht zu den Bands mit den konsequenteren Ansatz. Zumindest soweit sich das zu diesem Zeitpunkt nach acht Alben in knapp 15 Jahren beurteilen lässt.

Andererseits, nun wie soll ich sagen… In gewisser Weise sind wir Geschichtslehrer, aber zuvorderst sind wir natürlich eine Metal-Band. Ich bin nicht mal sicher, ob das Image „Metals beste Geschichtslehrer“ wirklich hundertprozentig passt. Klar, wir arbeiten Geschichte auf und verbreiten diese anhand unserer Songs, aber vor allem spielen wir Metal, um die Leute zu unterhalten.

„The Great War“ (History Edition)

Ihr werdet „The War Battle“ im wesentlichen in zwei Ausgaben veröffentlichen – in einer Standard-Version und einer History-Version. Warum habt ihr euch für diese Veröffentlichung in zwei Versionen entschieden?

Ich denke die Verpackung spielt eine wesentliche Rolle. Für das History-Komplett-Superpaket darf natürlich der SABATON-History Channel auf Youtube nicht fehlen. Da findet man die Infos zu jedem Song und ich denke das ist der beste Weg, um die Hintergründe zu und die Texte von unseren Songs zu entdecken. Und in der Albumversion können wir von all dem, was hinter den besungenen Ereignissen steckt, nur ein Bruchteil herüber bringen. Wir kratzen praktisch nur an der Oberfläche der Themen und können so das Interesse wecken – aber auf dem Kanal geht es eben mehr in die Tiefe.

Anders ausgedrückt: Wenn jemand etwas mehr erfahren möchte, muss er sich die Mühe machen, etwas tiefer zu schürfen. Und wir möchten einfach dabei helfen, zum Beispiel eben über unseren History-Channel. Wir möchten unsere Hörer dazu ermutigen, diese Mühe auf sich zu nehmen, um etwas zu lernen.

Und die Idee mit den Voice-Over-Einspielungen in der „History Edition“ würde sicher gut mit einer entsprechenden Visualisierung einhergehen.

Könnte sein, aber da wir in diesem Falle „nur“ ein Album aufgenommen haben, ist es und bleibt es fürs Erste nur Audio. Aber ich denke die Idee hierhinter sollte klar sein und auch funken. Ich wollte etwas ähnliches machen wie damals auf „The Art Of War“, bei dem wir auch Voice-Over-Clips verwendet haben. Dafür habe ich viel recherchiert und eine Menge Daten zusammengetragen. Und nach zahlreichen Hörproben mit verschiedenen Frauen haben wir uns schließlich für die Stimme entschieden, die man auch auf dem fertigen Album zu hören bekommt.

Beim ersten Hördurchgang ist aufgefallen, dass „The Great War“ wieder heavier klingt als zuletzt „The Last Stand“. War das eine bewusste Entscheidung im Hinblick auf Konzept oder Feedback zum letzten Album oder hat sich das einfach so ergeben?

Definitiv ist das keine Reaktion auf das Feedback für „The Last Stand“. Es hatte auch wenig mit dem Konzept an sich zu tun, sondern hat sich eher einfach so ergeben. Es ist so: Wir können natürlich nicht vorhersehen, wo uns der nächste SABATON-Song musikalisch hinführen wird. Wir können die richtige Stimmung für das Schreiben eines spezifischen Songs nicht vorprogrammieren. Die Inspiration kommt und geht einfach. Wenn sie aber kommt, und wir haben eine Gitarre zur Hand, dann wird das Mindeste ein Riff sein, was hieraus entsteht, und das den sich daraus ergebenden Song gitarrenorientiert machen wird.

Wenn wir auf der anderen Seite in der gleichen Situation eher ein Keyboard zur Hand haben, wird der daraus resultierende Song natürlich mehr auf Keyboards fokussiert sein. Und manchmal ist auch der Gesang die treibende Kraft, die aus einem Anflug an Inspiration heraus den Song bestimmt. Es ist also mehr dem Zufall überlassen, wie heavy unsere Alben werden. Aber ja, in diesem Falle haben wir die gitarrenlastigeren Songs für das neue Album ausgewählt.

„The Attack Of The Dead Men“ zum Beispiel ist ein ziemlich alter Song, den wir für das Album „Heroes“ geschrieben haben. Aber wenn du dir den Song anhörst, hörst du nicht „Heroes“ darin. Es ist ein düsterer, fast mysteriöser Song, der zum Thema des Albums seinerzeit nicht gepasst hat, daher haben wir ihn zur Seite gepackt, bis wir ihn für „The Great War“ wieder aufgegriffen haben, weil wir eben für dieses Thema einen düsteren Song benötigten, um die Stimmung richtig herüber zu bringen. Wir haben also Thema und Song zusammengeführt und fertig gestellt.

Für „The Red Baron“ auf der anderen Seite haben wir uns überlegt, ein dramatisches Intro vorzuschalten. Wir haben also ein Motiv von Johann Sebastian Bach gewählt, um den Song einzuleiten, weil es nicht nur stimmungstechnisch sondern auch rhythmisch gepasst hat. Der Song ist praktisch „Shuffle Metal“. (lacht) Wir kamen auf die Idee, als wir mal im Rahmen eines Soundchecks mit „Ghost Division“ begannen und unser Drummer den Song rhythmisch aufpeppen wollte. Wir spielten darauf hin die „Ghost Division“-Shuffle-Version und fanden das Ergebnis ziemlich cool. Aber etwas hatte gefehlt hieran. Da kam die Hammond-Orgel ins Spiel und plötzlich hatte der Song so 70er-Vibes.

Wenn ich so drüber nachdenke ist das vielleicht der Grund, warum die neue Platte so heavy klingt: Sie hat sehr viel rhythmisch Abwechslung.

Ja das stimmt. Wir haben dieses Mal wieder eine deutlich dynamischere Trackliste, die auch viel Bombast in sich trägt. Der Opener, der Rausschmeißer, „The Attack Of The Dead Men“ oder das schnelle aber nicht minder bombastische „Devil Dogs“ zeigen das alle ziemlich deutlich.

Werdet ihr das Album in Gänze live spielen?

Das ist zunächst einmal nicht geplant. Zumindest haben wir bereits unser Sommerprogramm festgelegt, daher wird das Album zumindest im Sommer nicht gänzlich dargeboten werden. Wie das langfristig aussehen wird, kann ich natürlich nicht sagen. Wenn die Platte gut genug ankommt, werden wir uns das natürlich überlegen. Wir hören natürlich oft auf das Feedback, was uns die Fans geben. Und wenn sich herauskristallisiert, dass sie das gesamte Werk live sehen wollen, werden wir das über kurz oder lang auch tun.

Wir haben aber so viel Material zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht, dass es schwer geworden ist, eine Setliste aufzustellen. Und wenn wir uns zu sehr auf das neue Album einschießen würden, wären viele Fans enttäuscht, die für unsere älteren Songs zu den Shows kommen. Auf der anderen Seite: Was auch immer wir tun heutzutage, irgendjemand ist immer enttäuscht. (lacht) Also alle Alben an einem Abend live zu spielen ist natürlich unmöglich. Wir versuchen daher, die meisten glücklich zu machen, indem wir einen Querschnitt aus allem spielen.

Mittlerweile seid ihr ja so routiniert, hin zum Punkt, wo von „SABATON manufactured metal“ die Rede ist. Wie hat sich in Hinblick darauf der Schreibprozess für „The Great War“ gestaltet?

Wir fangen eigentlich immer mit einem Konzept an. Kleinere Ideen für Songs und dergleichen fliegen natürlich immer rum, wo wir gehen und stehen, das lässt sich im Bandalltag kaum vermeiden. Wir haben damit in diesem Falle letzten Sommer begonnen und haben einfach entschieden, uns dem ersten Weltkrieg anzunehmen. Und um diese Zeit herum begann auch der echte Songwriting-Prozess, also die richtige Arbeit am Album. Dafür haben wir für zwei Monate unseren Tourbetrieb eingestellt, um uns auf die Arbeit an den neuen Songs konzentrieren zu können.

Zur gleichen Zeit findet natürlich unsere Recherche statt. Also nicht direkt Nachforschung, aber wir sammeln Ideen für die Songs und deren zentrale Themen. Und circa zwei Wochen vor dem Gang ins Studio hatten wir elf Demo-Songs und zwanzig verschiedene Themen, über die wir singen wollten. Also sind wir durch die Tracks gegangen und haben die jeweilige Stimmung darin analysiert, zum Beispiel für einen fröhlicheren Track nehmen wir ein leichter verdauliches Thema, für einen schwereren ein heftigeres und so weiter. Und wenn das zusammenpasst, haben wir einen Song, der bereit ist für die Aufnahme.

Am Ende haben wir natürlich eine Menge Themen, über die wir schreiben wollten, aussieben müssen, genau so wie wir für bestimmte Demo-Songs auch einfach nicht das richtige Thema finden konnten. Und dann beginnt der Prozess von neuem. Wir haben uns für die neuen Songs von vorn herein auf das zentrale Thema „The Great War“ eingeschossen. Und wenn wir so einen Entschluss erst einmal gefasst haben, ziehen wir das durch.

Ihr habt ja eine Kampagne mit der Videospiel-Reihe „World Of Tanks“ am Laufen, kannst du uns bitte ein bisschen was darüber erzählen?

Wir arbeiten derzeit nicht direkt zusammen, auch wenn das natürlich möglicherweise in Bälde anders aussieht. Im Moment ist es nur eher so, dass wir ja 20 Jahre SABATON feiern. Und natürlich haben uns schon viele gefragt, was wir anlässlich dessen tun werden. Manche hatten die Idee, alte SABATON-Alben neu aufzulegen, andere wollen eine Jubiläumstour mit nur alten Songs sehen. Aber ich möchte mich nicht auf die Vergangenheit konzentrieren, sondern auf das, was in der Zukunft liegt. Wenn ich in der Vergangenheit leben würde, würde ich mich nur für die zwanzig Jahre bis hierhin bedanken, aber damit alleine nicht weiterkommen.

Nein, wir wollen den Fans, den alten wie den neuen, etwas besonderes geben, nicht nur ein paar Blumen. Ich meine, wenn wir das tatsächlich machen würden, das wäre ein bisschen blöd, oder? (lacht) Daher wollten wir den Fans etwas schenken, was sie – nicht alle vielleicht, aber ein Großteil – unbedingt haben möchten und auch schätzen würden. Zunächst einmal bekommen sie ein neues SABATON-Album, klar. Neue Musik wünschen sich Fans eigentlich immer, egal wo sie herkommen, ob São Paulo oder Schweden. Also dachten wir, dass wir ihnen einen Song geben über ein Thema, für das wir die meisten Anfragen bekommen haben.

Denn jeden Tag tauchen so viele Fanmails in meiner Mailbox auf und schlagen Themen vor, die für sie interessant wären. Eine ordentliche Menge dieser Anfragen drehen sich um das Thema „Star Wars“, das doch rentabel sei. So viele „Star Wars“-Anfragen… Und wir versuchen derzeit angestrengt, keine Songs über „Star Wars“ zu schreiben, weil das nicht zu SABATON passen würde. (lacht) Doch von allen Themen, die dagegen in unser Œuvre hineinpassen würden, ist Bismarck das populärste gewesen, das als Anfrage bei uns gelandet ist.

Und wenn die Fans ein Geburtstagsgeschenk von uns zum Zwanzigjährigen bekommen sollten, dann eben einen Song über Bismarck, den sie sich immer gewünscht haben. Und mit unserer Kollaboration mit dem Wargaming Team [u. a. eben „World Of Tanks“, Anm. d. Red.], die wir bereits seit einigen Jahren unterhalten und mit denen wir schon einige Dinge zusammen gemacht haben, ist das die willkommene Gelegenheit da gewesen, dieses Geschank gut zu verpacken. Wir haben ihnen erklärt, das wir einen Song über Bismarck veröffentlichen würden.

Sie haben uns im Gegenzug angeboten, ein Video dazu beizusteuern. Und das ergibt Sinn, denn wir können Bismarck schließlich nicht vom Grund des Meeres wieder empor fischen. (lacht) Und darüber hinaus fehlt uns selbst das Talent und die Fähigkeit, entsprechende, stilvolle Animationen zu erschaffen. Und das ist uns wirklich eine großartige Hilfe gewesen und wir sind unendlich dankbar dafür. Immerhin steckt hierhinter eine ziemlich leidenschaftliche Gaming-Firma hierhinter, die viel Tribut an die Geschichte zollt. Und das passt einfach zu uns.

Eine letzte, kleine Frage hierzu noch: Kamen viele dieser Anfragen aus Deutschland?

Ja. (lacht) Natürlich sind die Anfragen aus aller Welt gekommen, aber wir haben schon gemerkt, dass Deutschland eines der Länder ist, in denen wir noch am populärsten sind, eben auch an der Dichte der Anfragen, die wir erhalten haben. „Noch ein Bier“, und so.

Dann danke ich für die ausführlichen Antworten!

Gerne. Mach’s gut.

Gemeinsam mit Nuclear Blast möchten wir zum Release von „The Great War“ dein Wohnzimmer mit einem fetten SABATON-Banner verschönern.

Sabaton „The Great War“ 1m x 2m

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Der Gewinner wird am Releasetag von „The Great War“, den 19. Juli ausgelost und per Email benachrichtigt.

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25.06.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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