Konzertbericht

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Sonntag, 09.08.2015

Strahlender Sonnenschein begrüßt am Sonntag die zum Teil schon in Aufbruchsstimmung befindliche schwarze Gesellschaft. Es verspricht ein ziemlich heißer Tag zu werden, was frei nach dem Motto „sehen und gesehen werden“ für viel nackte Haut sorgt. Passend zur nackten Haut beginnt unser Tag mit UNZUCHT (ein Schelm wer böses dabei denkt), die mit ihren Klängen versuchen, auch noch die letzten Schlafmützen aus den Zelten zu scheuchen. Trotz der frühen Stunde gelingt dies auch erstaunlich gut, und so verbreiten sich reichlich Unzucht und Unordnung vor Bühne. TYSKE LUDDER bieten im schattigen Hangar hingegen klassisch angehauchten EBM als Kontrastprogramm, während die Italiener von DOPE STARS INC. in der prallen Mittagssonne auf der Hauptbühne ohne viel Mühe die Menge zum Schwitzen bringt. Mit einer Prozession aus Weihrauch und wehenden Fahnen zieht der Teufel auf die Bühne und gibt zusammen mit seinen Kollegen von TANZWUT frei dem Titel des dritten Albums „Ihr Wolltet Spaß“ der Menge Spaß, Tanz und Musik. Diese wiegt auf und nieder wie ein Meer in einem tosenden Sturm.

In den Nachmittagsstunden präsentiert sich das deutsches Urgestein JOACHIM WITT dem M’era Luna, welches trotz Hitze standhaft vor der Bühne verweilt und der gut geölten Stimme des Altmeisters andächtig lauscht. Zu Hören gibt es Klassiker wie „Die Flut“ und „Der Goldene Reiter“. Geschmälert wird das Hörvergnügen leider von einigen Soundproblemen, da der Bass nicht so recht unter Kontrolle scheint. APOPTYGMA BERZERK ist eine der Bands, auf die viele, das metal.de-Team eingeschlossen, gewartet haben. Die Norweger um Sänger Stephan Groth sind für ihre energiegeladenen Shows bekannt. Leider ist auch hier der Bass eindeutig zu stark aufgedreht, so dass Hymnen wie „In This Together“ oder „Shadow“ weiter hinten nur noch als Soundmatsch ankommen. Die Menge scheint sich allerdings weniger dran zu stören – sie feiert die Jungs ab wie nichts Gutes und verlangt lautstark nach Zugaben.

Schnell noch rüber in den Hangar, um ROTERSAND zu checken. Prädikat: Wer weiter tanzen will, ist hier gut aufgehoben, für den Rest gibt es eine kleine Verschnaufpause, bis es mit MONO INC. auf der Hauptbühne weitergeht. In den frühen Abendstunden heizen eben jene das inzwischen etwas abgekühlte M’era Luna noch einmal kräftig auf. Nach einer lautstarken Eröffnung mit „Arabia“ bietet die Truppe um Frontmann Martin Engler ein ausgiebiges Fest mit bekannten Titeln wie „Heile, Heile Segen“, „Voices Of Doom“ und „Revenge“ dar. Frisch vom neuen Album präsentierten sie auch „Never-Ending Love Song“. Dabei binden sie die Zuschauer immer wieder mit in ihre Performance ein, sei es mit Laola-Wellen oder einem ausgiebigen Schlagzeug-Intermezzo der kompletten Band. Macht Spaß, die Truppe.

Weitaus elektronischer geht es mit NACHTMAHR im Hangar weiter. Auch wenn das Nebenprojekt von L’AME IMMORTELLE Sänger Thomas Reiner bei dem einen oder anderen als umstritten gelten mag – die Halle ist brechend voll. Sogar mehr als das. Bereits vor Beginn wird niemand mehr rein gelassen und so manch einer muss den Auftritt auf dem Monitor vor dem Hangar verfolgen. Die Show ist neben der von BLUTENGEL auch wieder eine, die etwas für’s Auge bietet: Zu Anfang noch vollständig in Uniform bekleidet, lassen die beiden Damen am Bühnenrand nach und nach die Hüllen fallen. Das Set besteht – wie kaum anders zu erwarten – aus den zahlreichen Stimmungsgaranten. Von „Liebst Du Mich“ über „Feuer Frei“ bis zum „Tanzdiktator“ ist alles dabei. Weiterhin erwähnenswert: Eine von der Antifa angekündigte Protestaktion bleibt zumindest den eigenen Erfahrungen zufolge aus.

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN – ja was soll man dazu groß sagen?! Nicht unbedingt jedermanns Geschmack, außergewöhnlich aber allemal. Allerdings ist es noch viel zu hell für die düsteren, teilweise sehr monotonen Stücke und irgendwie will – wenn schon nicht getanzt wird – auch keine Atmosphäre aufkommen. Ja, es sind Klassiker, die vermutlich besser als Festivalausklang im Hangar platziert gewesen wären, wo sie sicher besser zur Geltung hätten kommen können. So bietet sich jedoch die Möglichkeit, die grundsätzlich sehr abwechslungsreichen und zudem frischen Essensstände genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nach dieser kleinen Pause ist es leider schon wieder Zeit für die letzte Band des Festival. NIGHTWISH sollten das diesjährige M’era Luna mit einer gewaltigen Pyroshow und einem generell atemberaubenden Auftritt beenden und so einen denkwürdigen Abschluss bilden. Die zweijährige Abstinenz auf deutschen Bühnen hat die Neugierde der Besucher bis ins Unendliche steigen lassen. Vermutlich wird keiner enttäuscht, denn auch das in diesem Jahr erschienene Album „Endless Forms Most Beautiful“ funktioniert live einwandfrei – genauso wie alte, lange nicht gehörte Klassiker wie „She Is My Sin“ oder „Stargazers“, die von einer stimmgewaltigen Floor Jansen einwandfrei über die Bühne gebracht werden. Ganz große Spitzenklasse! Viel zu schnell wird mit „Last Ride Of The Day“ das Set beendet und hinterlässt überall zufriedene Gesichter – ob nun auf oder vor der Bühne.

Galerie mit 12 Bildern: Nightwish - M'era Luna 2015

Weitere Galerien zu den Künstlern auf dem M’era Luna 2015 finden sich hier.

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25.08.2015

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