Trans-Siberian Orchestra
Live in der Porsche-Arena, Stuttgart

Konzertbericht

Billing: Trans-Siberian Orchestra
Konzert vom 2014-01-15 | Porsche Arena, Stuttgart

Trans-Siberian Orchestra

Nachdem ich letztes Jahr das Vergnügen hatte, die Quasi-Best-Of „Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas“ von TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA zu besprechen, und ich deren erste Gastspielreise in Europa vor drei Jahren nicht beiwohnen konnte, wollte ich es mir dieses Mal nicht nehmen lassen, mir das Rock-Spektakel in Stuttgart anzuschauen. In der Hoffnung, auch ein oder zwei der großatigen SAVATAGE-Songs endlich mal wieder live zu hören, machten wir uns auf den Weg in die schwäbische Landeshauptstadt. Vor der Porsche-Arena angekommen staunten wir erst einmal über die verhältnismäßig wenigen Fans, eine Mischung von züchtigen Sakko-Trägern, traditionellen Kuttenträgern und kulturinteressierten Rentner-Pärchen, vor der Halle. Auch drinnen bestätigte sich, dass die Porsche-Arena leider nur ungefähr halb gefüllt war, die Ränge waren zugehängt, und das Publikum setzte sich auf die Stühle auf dem Parkett. Schade, bei der ersten Tour spielten TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA noch in der größeren und damals fast ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Selber schuld, wer sich das entgehen ließ!

Das fing schon bei der wahnwitzigen, sensationellen Bühnenaufbauten, anstatt eines Backdrops gibt es eine riesige Bildschirmwand, und Lightshow an. Reihenweise klappten Kinnladen runter, als die ersten Laserstrahlen, die bombastisch, fulminante Lightshow, und die Feuerfontänen zusammen mit den passenden eingespielten Bildern auf riesigen Monitoren schon alleine visuell fesselten. Hinzu kam natürlich die Musik. Irgendwo zwischen Rock, Metal, Prog, Neoklassik und Musical gelegen, verzauberten TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA mit ausladenden, symphonischen Rockopern und orchestralen Arrangements. Die Grundband, bestehend aus den SAVATAGE-Recken Al Pitrelli, Chris Cafferey (beide Gitarre), Jeff Plate (Schlagzeug) und Johnny Lee Middleton (Bass), wurde von zwei Keyboard-Spielern, einem Streicher-Ensemble, zwei Keyboardern, Violinistin Asha Mevlana, 10 Sängerinnen und Sänger unterstützt. Insbesondere die Verteilung verschiedenen der Solo-Gesangsparts, der unterstützenden Chöre gepaart mit den Ausführungen des Erzählers Bryan Hicks sorgten dafür, dass der Auftritt einem grandiosen Musical glich, während die Rockformation nicht nur spielerisch brillierte, sondern auch für ordentlich Schmackes sorgte. Man könnte es als Mischung aus THE WHO, SAVATAGE, „Phantom der Oper“, Gospel und der Lightshow von PINK FLOYD bezeichnen.

Trans-Siberian Orchestra

Ging ich bei der Besprechung von „Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas“ damals noch davon aus, dass die Tracklist identisch wäre mit der Setlist, wurde ich an diesem Abend eines Besseren belehrt. Offensichtlich hatte man die Setlist angepasst, seichtere und kitschigere Songs flogen raus, dafür gab es gleich mit dem dritten Stück eine schöne Überraschung: „This Is The Time“, ein wunderbar gefühlvolles SAVATAGE-Stück und Gänsehaut pur, fantastisch gesungen von Jeff Scot Soto. Und kurz darauf kam schon das von Erika Jerry gesungene „Handful Of Rain“, man fühlte sich zu Tränen gerührt, und das bei einer Interpretation, die verdammt viel Soul enthielt. Ebenso bei „Gutter Ballet“, in Perfektion gesungen von Nathan James, welches überraschend früh dargeboten wurde. Spätestens ab diesem Moment gab es kein Halten mehr, das Publikum sprang von den Stühlen auf und feierte das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, oder SAVATAGE, ab. Und als wäre dies nicht genug, gibt es noch das geniale „The Hourglass“ unterstützt vom Chor, und „Believe“, danke hierfür! Auch die TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA Stücke kamen gut an, allem voran „After The Fall“ und das vor Spiellaune sprühende „Wizards In Winter“. Gleiches gilt für das beeindruckend vorgetragene, mitreißende „Carmina Burana“.

Als musikalischer Leiter des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA präsentierte sich Al Pitrelli, welcher zusammen mit Chris Cafferey eines der besten Rock-Gitarren-Duos bildete und neben ausgefeiltem, überragendem Spiel auch mit tollem Posing unterhielt. Dem stand Violinistin Asha Mevlana in nichts nach, deren Posen mich allerdings irgendwie an Joey DeMaio (MANOWAR) erinnerten. Und sehr belustigend empfand ich, dass die Sängerinnen in ihren Gesangspausen auf der Bühne Tanzeinlagen zeigten, sehr ungewöhnlich aber auch irgendwie unterhaltsam. Weiter genannt werden müssen Sänger Rob Evans, dessen Organ an Meat Loaf erinnerte, aber stärker ist. Und Keyboarder Vitalij Kuprij, der ein wahnwitziges Solo hinlegte, der Mann zählt sicherlich zu den besten seines Fachs. Zwischendrin baute er noch kurz das Deutschlandlied ein und unsere Nationalflagge wird eingeblendet, was ich jetzt wieder für etwas zu kitschig halte. Dieses Ging dann in „Beethoven“ über. 

Mit „Christmas Eve (Sarajevo 12/24)“ endete der vielumjubelte, opulente Auftritt im Funkenregen, nach fast 3 (!!!) Stunden, die wie im Flug vergingen. Das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA brillierte mit ausgefeiltem, spielerischem Können, orchestraler Opulenz, vielfältiger Darbietung und geizte dabei auch nicht mit optischen Reizen. In jeglicher Hinsicht perfekt!

Setlist TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA:

  • Time and Distance
  • Winter Palace
  • Narration: Best Of Times
  • This Is the Time (1990) (Savatage)
  • Christmas Jam
  • Handful of Rain (Savatage)
  • A Last Illusion
  • Gutter Ballet (Savatage)
  • Narration: Satan
  • Misery
  • Mephistopheles‘ Return
  • Mozart/Figaro
  • Sparks
  • Narration: Poets & Madmen
  • The Hourglass (Savatage)
  • Someday
  • Child Unseen
  • Believe (Savatage)
  • Wish Liszt (Toy Shop Madness)
  • Narration: Beethoven’s Heart
  • After the Fall
  • Wizards in Winter
  • All That I Bleed
  • Dreams of Fireflies (On a Christmas Night)
  • Carmina Burana
  • Narration: Lost Christmas Eve (Is there a wrong?)
  • Epiphany
  • The Mountain
  • Piano Solo / Deutschlandlied angespielt
  • Beethoven
  • Narration: Closing
  • Requiem (The Fifth)
  • Christmas Eve (Sarajevo 12/24) (Savatage)

 

24.01.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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