
Spätestens seit dem letzten Album „Woe” haben sich AN ABSTRACT ILLUSION ihre eigene Nische geschaffen. Es darf nicht ungesagt bleiben, dass diese in ihrer Umtriebigkeit durchaus packend, aber genauso schwierig ist. Die Verknüpfung von technischem Death Metal und progressiven Elementen mit kitschigen, verträumten Refrains, die an 80er-Synthie-/Kraut-/Pop-/Rock erinnern, ist sowohl beeindruckend als auch fordernd.
Der stilistische Höllentrip geht in die dritte Runde: „The Sleeping City” enttäuscht nicht.
Die schwedische Band nimmt die Hörer:innen mit „The Sleeping City” auf eine Reise durch extreme Gefilde, die mit vielen rudimentären Elementen angereichert ist. Ein Vergleich mit aktuellen, ähnlichen Mixturen ist sicherlich nicht an den Haaren herbeigezogen. Dennoch erschaffen die Herren ihr ganz eigenes Süppchen, das als klare Entwicklung in ihrer Diskografie gewertet werden kann und die Vorgängeralben in den Schatten stellt.
Das Songwriting ist um einiges ausgefeilter und die einzelnen Tracks strotzen nur so vor Flitzefinger-Riffs und Überraschungsmomenten. Bereits der elfminütige Opener „Blackmurmur” umreißt eindrucksvoll den Bandsound und lädt zu einem verspielten, vielschichtigen Trip auf Pfaden irgendwo zwischen Melodic Black Death und Progressive Metal ein, ohne dabei den nötigen Wiedererkennungswert missen zu lassen.
Die einzelnen Tracks sind durchaus sehr unterschiedlich arrangiert. Während sich der Opener in langen, tragenden und fast verträumten Passagen verliert, ballern Tracks wie „No Dreams Beyond Empty Horizons” oder das folgende „Like A Geyser Ever Erupting” kräftig los und zeigen, wie versiertes Gitarrenspiel funktioniert. Die Bandbreite ist extrem vielseitig und lässt die einzelnen Tracks zeitlos erscheinen.
Dass AN ABSTRACT ILLUSION gerne auf sehr eingängige, beinahe kitschige Passagen zurückgreifen, schadet dem allgemeinen Klangkunstwerk zwar nicht, aber es gibt Teile, die im Gegensatz zu allen Extremen unglaublich kitschig und cheesy daherkommen. Ein Track wie der schnulzige Titeltrack oder der Anfang von „Frost Flower” sind da schon fast zu viel des Guten und schmerzen wie eine große Wunde.
Großartiger Progressive Black Metal mit Abzügen in der B-Note.
„The Sleeping City” ist eine unglaublich intensive Platte, die jedoch einige Abzüge in der B-Note erhält: Die klinische Produktion funktioniert in den harten Parts mit peitschender Sterilität, während sie in den progigen Krautparts durchaus etwas organischer hätte sein dürfen. Wer sich auf eigenwilligen Progressive Black Metal mit vielen Keys, viel Pop und trotzdem brachialer Härte einlassen möchte, dem steht hier auf jeden Fall ein anspruchsvoller Höllentrip bevor.
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Oliver Schreyer






























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