Andre Walter - Dark Listening Vol 1

Wer kennt nicht das angenehm schaurige Gefühl, welches den reizüberfluteten Ereignismenschen bei jedem guten Horrorfilmsoundtrack durchflutet? Dass sowas nicht nur eine Sache berühmter Hollywoodkomponisten sein muss, sondern auch für jeden angedüsterten Metal-, bzw. Elektronikmenschen ein Anreiz sein kann, hat sich im Laufe der Zeit relativ schnell gezeigt. Und auch, dass man sich an so einem Vorhaben tierisch übernehmen kann. Man soll sowas eben auch nicht unterschätzen! Mit einer elektrisch aufgemotzten Superklampfe Dissonanzen zu erzeugen die einem alle Nackenhaare zu Berge stehen lassen ist nur bei hohem Perfektionismus wirklich schwer, aber mit Keyboard und Synthies düstere, obskure und skurrile Klangteppiche zu erzeugen erfordert nicht nur großes Verständnis für Harmonielehre und Atonalität, sondern auch jede Menge kranker Ideen.
Und Andre Walter fehlt in diesem Fall beides. Auf einfache düstere Keyboardakkorde legen sich tribale Elektrobeats und ab und zu ein unschauriges Grunzen – es ist nicht schlecht, reißt aber beileibe niemanden vom Hocker und verursacht zu keiner Zeit eine Gänsehaut. Im Gegensatz zu klassisch/romantischen Düstersinfonien im Stile von Gustav Holst’s ‚Die Planeten: Mars‘ oder beklemmenden Klavierliedern wie Schuberts ‚Leiermann‘ wirkt Walters Waldspaziergang wie ein langgezogenes Gähnen, ohne Ideen, kranke punktierte Motive, leeren Akkorden oder irgendeine Dynamik.
Was übrig bleibt ist ein seltsames Mittelding zwischen Minimalismus Dark Wave und Ambient Sounds, dass nicht weh tut, aber irgendwie auch keine Daseinsberechtigung hat. Vielleicht doch lieber zu Schubert greifen…