ASP - Horror Vacui

Review

Streng genommen wäre meine erste Begegnung mit der Frankfurter Band ASP ein Mittelalter-Gothic-Festival in Illingen, wo sie eigentlich vor TANZWUT hätten spielen sollen, dann aber letztensendes absagen mussten. Schade, denn so kam meine erste tatsächlich hörbare Auseinandersetzung mit Alexander Sprengs Gruselkabinett erst Jahre später, als vor kurzem die protzige Best Of „Horror Vacui – The Eeriest Tales Of Asp So Far“ in meinem Briefkasten lag. Doch auch für Altfans sollen die beiden CDs jede Menge Kaufanreiz bieten: Es gibt zwar mit „So Viel Tiefer“ nur einen wirklich neuen Song, doch sind ansonsten alle 32 Lieder bis auf drei Ausnahmen entweder neu arrangiert, neu gemastert, geremixed, oder gleich neu aufgenommen. Ungleich anderer Best Ofs ist hier also die Produktion auf durchweg demselben hohen Niveau und alles wirkt wie aus einem Guss.

Und im Nachhinein bedauere ich es sehr, damals ASP nicht live in Illingen gesehen zu haben. Denn trotz diverser Befürchtungen nach dem Betrachten der arg klischeehaften Artworks, handelt es sich eigentlich um ein ganz urklassisches Rockfundament, auf dem sich dann mitunter diverse elektronische Effekte tummeln, und das ziemlich clever mit spannenden Akkordläufen und Anleihen aus Folkrock und komlexerem Metal arrangiert wurde. Was Meister Spreng macht ist also nicht wirklich neu, ließ sich aber selten so schlüssig auf zwei CDs zu insgesamt über 160 Minuten aufschichten, ohne dass man irgendetwas wirklich nerviges rausanalysieren könnte. Die simplen Rocknummern sind so dermaßen eingängig, dass man schon beim ersten Hören bedenkenlos mitmoshen kann und werden unüberfordernd nur dezent von komplizierteren Nummern wie der „Kleinen Ballade vom Schwarzen Schmetterling“, „Die Ruhe Vor dem Sturm“ oder der „Ballade Von Der Erweckung“ aufgelockert. In ganz wenigen Fällen lernt man dann auch noch wirklich was dazu, nämlich in „Werben“ wie SUBWAY TO SALLY in ihrer Frühphase mal geklungen haben, oder im Horror-Vacui-Remix von „Kokon“ wie brechende Metalriffs im 3/4Takt in einem komplett elektronischen Gewand klingen. Als ein wenig unpraktisch stellt sich lediglich die dunkle Stimme von Alexander Spreng heraus. Zwar will ich jetzt natürlich nicht kritisieren, dass Menschen auch mal dunkle Stimmen haben, aber wenn sie schon im Songwriting mit tiefen Gitarren und noch tieferen Bässen kombiniert wird, ergeben sich zwangsläufig Probleme die der Produzent nicht immer perfekt ausbügeln konnte.

Dennoch ist die „Horror Vacui“ definitiv keine Platte deren Kauf man bereut. Neu-Fans bekommen die irre Anzahl von 33 absolut funktionierenden Rocksongs, und die alteingesessene verschworene Girlie-Fangemeinschaft jede Menge bekannte Songs in neuem Gewand und ein edles Digibook mit etlichen geschminkten Gesichtern im Inneren. Die gibts demnächst auch Live bei einer (ziemlich stressig aussehenden) Akustiktour durch die Republik im Oktober. Vielleicht kann ich mich ja dann von meinem Konzertrauma auch noch rehabilitieren.

23.06.2008
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