Bison - You Are Not The Ocean, You Are The Patient

Der Erstkontakt mit „You Are Not The Ocean, You Are The Patient“ aus dem Hause BISON findet im gefühlten Kubikmeter Luftraum eines VW Lupo statt. Während sich die Schallwellen des rüden Geschnarres wie Balsam um den durchbrechenden Weisheitszahn der Rezensentin schmiegen, überlegt diese, ob weitere Hördurchgänge der Platte die Lebensdauer der Fenstergummis verkürzen mögen. Schwund gehört halt zum Leben. Dennoch fix die Abstellfenster entsichert (Druckausgleich und so) und am Volume-Knöpfchen gedreht.

Laut badet es sich gut im düsteren, aber unträgen Opener des vierten Albums der kanadischen Matschmetaller. Diese haben sich nicht nur ihres Namenszusatzes „B.C.“ entledigt, sondern auch ihres bisherigen Labels Metalblade. „You Are Not The Ocean, You Are The Patient“ ist der Auftakt bei Pelagic Records – und kein schlechter.

Während die erste Albumhälfte eher flott und noch rest-stoner-geprägt ist, wird es für den Post-Liebhaber mit „Kenopsia“ langsam interessant. Instrumentalstücke sind bei der Rezensentin ohnehin gern gesehen. Wobei hinsichlich des Gesangs bei BISON nun wirklich nicht zu kritteln ist, das wüste, aber ausreichend hintergründige Gebrüll passt bestens.

„Tantrum“ birgt vom ersten Hieb an Atlasschadenpotential, und wenn es nicht stampft und schiebt und drückt, dann bietet es schnoddrige Soli auf einem Multiinstrumentalteppich, so richtig mit Flöte und so. Sehr wunderbar ist auch das erste Doom-Drittel von „Raiigin“. Und dann haben BISON mit „Water Becomes Fire“ noch ein, wenn nicht DAS Glanzstück der Platte geschaffen: Da wird dissonant in der Melancho-Cello-Kerbe rumgefeilt, da werden dicke Riffs von A nach B gewuchtet, da steht der Bass im Rampenlicht. Sauber. Replay! Fenstergummis hin oder her. Kann man sich gerne ins Regal stellen, diese Platte mit dem dezent sperrigen Titel.