Blood Command - Funeral Beach

Review

Galerie mit 26 Bildern: Blood Command - Splid 2020 Tour in Berlin

Warum denn so eine miese Stimmung am Strand? Aber jetzt mal ehrlich: Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, nach dem ersten Durchlauf der neuen BLOOD COMMAND Platte meine Einzelteile, in die ich mich erwartungsgemäß zerlegt hätte, aufzusammeln. Doch ich lebe noch, und irgendwie geht’s mir viel zu gut dabei. Irgendwie zündet „Funeral Beach“ nicht so, wie ich mir das erhofft hatte, und ich rätsele noch, woran das liegen könnte. Fehlt Sängerin Silje Tombre ein wenig die Kraft? Die Seelenschwester von Agnete Kjølsrud traut sich nur noch selten in die hohen Kreischsphären hoch, und auch ihre Kollegen an den Saiten machen einen etwas müden Eindruck. Der Adrenalinschock und das Chaos, was man auf „Ghostclocks“ erleben konnte – hier fehlt es irgendwie. BLOOD COMMAND fahren irgendwie mit angezogener Handbremse, was dem schwedischen Hardcore-Quartett eher schlecht zu Gesicht steht.

Damit will ich nicht sagen, dass „Funeral Beach“ eine schlechte Platte geworden ist. BLOOD COMMAND fahren weiterhin ihre verpunkte hardcorepoprockige Aggroschiene, aber konzentrieren sich dieses Mal vor allem auf die eingängigen, melodischen Passagen. Songs wie „High Five For Life“, „True North“ oder „Here Next To Murderous“ (in dem Silje ganz famos „I am the law!“ skandiert) gehen dermaßen gut geschmiert ins Ohr, dass man sich für einen Moment auf der falschen Platte wähnt. Auf „Ghostclocks“ gab es solche Songs ebenfalls („Alarm All Assassins!“), allerdings hat sich auf „Funeral Beach“ nun die Gewichtung zugunsten dieser leicht bekömmlichen, gerade zu poppigen Stücke verschoben. Das mag die potentielle Zielgruppe der Band vergrößern, allerdings geben die Norweger damit leider auch einen Teil ihrer sympathischen Identität ab, für den das Debütalbum noch stand. Gerade wenn wie in „March Of The Swan Elite“ die Gitarren wie eine 4-Zylinder-Maschine angeschmissen werden, wünscht man sich schnell mal eine gehörige Tracht Prügel von der Band – doch die wollen diesmal nicht, statt ihre Hörer zu vermöbeln, sollen die sich lieber ausgelassen bewegen.

Auch gut. „Funeral Beach“ rockt, auch ohne Überraschungen. Versöhnlich wird es zum Ende mit dem Titeltrack, in dem sich die Band songschreiberisch mal richtig ausgetobt hat und das Stück auf über sechs Minuten peitscht. Wer die Band zunächst weder aggro noch poppig erleben will, dem empfehle ich, das Album mal von hinten aufzurollen.

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10.10.2012

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