Chaossphere - Mankind's Heritage

Review

Fanbrief an Mister G. Larson:

Hallo, Mister Gary Larson,

Schon seit vielen Jahren erfreuen mich Ihre makabren-sinistren-feinsinnigen Cartoons auf das Herzlichste und ich muss Ihnen auf diesem Wege für Ihre Arbeit höchste Anerkennung und Lob aussprechen. Was habe ich stets geschmunzelt, mich jedes Mal gekugelt und des öfteren vor haltloser Belustigung unter mich gemacht, als ich Ihre genial-humoristische Kunst genoss.

Aber, verzeihen Sie mir, wenn ich es direkt anspreche, seit wann sind Sie völlig fernab Ihres gewohnten Metiers im schrillen Musikgeschäft tätig? Und dann auch noch im laut-grauslichen Metalbiz … im THRASH Geschäft? Entschuldigen Sie bitte vielmals meine Impertinenz, aber dabei gehen Sie nun wirklich nicht sehr originell vor. Im Gegentum : Sie verwursten ja nur Ihre Cartoon-Ideen für kratzig-infernalische Rocksongs! Anders kann ich mir vorliegende Platte nun wirklich nicht erklären! Als langjähriger Fan und Bewunderer ist mir natürlich einer Ihrer gelungensten Cartoons mehr als geläufig. Er heißt „Im Götterkino“ und zeigt einige griechische Gottheiten im Kino. Atlas kommt, die Erdenkugeln auf seine stämmigen Schultern gewuchtet, herein und schickt sich an, vor den anderen Zuschauern Platz zu nehmen. Einer der Anwesenden quittiert das resigniert mit den Worten „Da kommt Atlas …wetten, dass er sich wieder vor mich setzt!?!“

Und wenn man sich nun den Sänger auf der Platte „Mankind’s Heritage“ anhört, ist glasklar, wo er sein Vorbild in ihren Werken findet. Er stellt nämlich ebenso wie Atlas das ganze Bild zu. Vor allem auf dem zweiten Song des schwachbrüstig produzierten Demos ist ja nur sein Haartrocknergeröhre zu vernehmen, dass aufgrund seines fürchterlichen Klanges, bei dem sogar einem wollüstigem Hirsche mit Testosteronüberschuss das Geweih von der Birne fliegt, die Mucke zu reinem Hintergrundgeschrammel degradiert. Ein Wechsel zwischen Todesgegurgel und Geshoute sollte sich nicht unbedingt wie eine verstopfte Klospülung anhören. Mein lieber Mister Larson, das widerspricht eigentlich ihrer künstlerischen Größe! Wie können sie 0815-Riffs, die wir 1985 schon für langweilig und abgegriffen hielten und ein Songwriting, das so mitreißend ist wie eine Staffel Telekolleg II allen Ernstes als Einstieg in Ihre musikalische Karriere verwenden? Wieso zitieren Sie vor allem Sodom, dann Kreator und Konsorten denn so gelangweilt?

Ist Ihnen die Konkurrenzsituation für Old-School Dreschmetall deutscher, aber auch amerikanischer Prägung denn nicht bekannt? Nun gut, mit dem stimmungsvollen Midtempo-Song „1984“ können Sie über weite Strecken durchaus überzeugen, aber das stellt gerade mal 1/5 des Materials dar. Nachdem Sie derart geistreiche und pointierte Cartoons abgeliefert haben, ist die Mucke ziemlich – verzeihen Sie mir den Ausdruck bitte – uninspiriert und belanglos.

So bleibt mir nur zu hoffen, dass Sie sich in Zukunft wieder auf Ihr Kerngeschäft besinnen.
An dieser Stelle: schon lange nichts mehr von Ihnen gesehen… sind Sie tot?

05.07.2005

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