Corde Oblique - Respiri

Review

Zugegebenermaßen setzt mir das italienische Projekt CORDE OBLIQUE mit seinem aktuellen Album „Respiri“ mächtig zu, denn es ist ein rein akustisches Werk. Und so ohne Gitarren ist es halt schwer bei einem Metaller zu punkten, was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass es vollkommen unmöglich ist. Die Scheibe besticht vor allem durch ihre musikalische Tiefe, sie befindet sich – und das kann man nun wirklich nicht leugnen – handwerklich auf höchstem Niveau. Bei Musik, die mit elektrischen Instrumenten erzeugt wird, ist es um vieles einfacher einen Verspieler zu überhören, doch bei Akustikstücken hört jeder Laie den Fehler sofort heraus. Und was soll ich sagen? Das Album ist fachgerecht tipptopp umgesetzt worden. Kritik kann man lediglich an der Thematik selbst üben, denn Neofolk ist keinesfalls so spannungsgeladen, dass man ständig aus dem Häuschen ist. Die Platte ist mit ihren 60 Minuten sehr (sehr) episch gehalten und die sanften Akustik-Gitarren und die betörenden Stimmen versetzen einen eher in einen schlafähnlichen Zustand als in eine aufgekratzte Stimmung. Die auf italienisch vorgetragenen Texte kommen Gedichts-ähnlich daher und lassen den Schluss zu, dass der Solokünstlers Riccardo Prencipe (mit Hilfe von allerlei Gastmusikern) wahre Kunst fabriziert. Musik und Texte bilden eine Einheit, die man bei vielen Metal-Veröffentlichungen allzu oft vermisst. Die Violine erzeugt diesen bestimmten Ethno-Sound, der kaum greifbar, aber hinlänglich bekannt ist. Einige der 15 Stücke sind auch rein instrumental gehalten und bieten meiner Meinung nach die meiste Angriffsfläche, denn ohne Gesang verkommen die Songs einfach zu Hintergrundmusik, die mehr an ein Essen beim Italiener um die Ecke erinnert, als an mitreißende Klangkunst. Alles in allem ist die Musik nur für all jene interessant, die einen Fetisch für Neofolk mit Ethno Anstrich haben. Alle Metaller sollten zu Recht etwas skeptisch sein!