Dream Theater - Metropolis 2: Scenes From A Memory

Review

Es ist mal wieder die Jahreszeit, in der man seinen Arsch besser in der Wohnung hält. Zeit, sich wieder mehr mit seinem Hobby als Musikgeniesser zu beschäftigen. „Metropolis 2: Scenes From A Memory“ bietet dir dazu die optimale Spielwiese. Ein Konzeptalbum mit einer fiktiven Story zum Thema Wiedergeburt mit instrumentalen Zitaten aus Klassik, Jazz, Rock und Metal. Welche Band ausser Dream Theater wären dazu heute noch in der Lage? Oder besser gefragt – welche Band ausser Dream Theater fühlt sich der Tradition verpflichtet, dem absolut nicht mehr als fortschrittlich zu bezeichnenden Progressivrock mit ihren unbestreitbar überdurchschnittlichen Fähigkeiten an den Instrumenten ihre Vorstellung von Perfektionismus aufzudrängen? Klar, der Progressivrock ist eine Stilrichtung, mit der man sich als Musikfan einfach mal beschäftigen sollte, da keine andere Stilrichtung mit einer derartigen Bandbreite an Sounds, Harmonien und Grenzüberschreitungen daherkommt. Und nachdem die grossen Legenden der Szene (Rush, Genesis, Led Zeppelin, Yes, King Crimson) diese Bandbreite mit dem gezielten Einsatz von hartem Rock hoffähig gemacht haben, schafften es erstmals Dream Theater mit ihrem Debut „When Dream And Day Unite“, durch den gnadenlos konsequenten Einbau von Heavy Metal-Elementen die zu diesem Zeitpunkt eingeschlafene Progressivszene wieder aufzuwecken und tatsächlich für einen Fortschritt sorgten. Genug der Geschichte. Knapp 11 Jahre später steht mit „Scenes From A Memory“ das 5te reguläre Studioalbum der ehemaligen Musikstudenten in den Läden. Vollgepackt mit 78 Minuten, aufgeteilt in 12 Songs, mal kernig abrockend, mal gefühlsbetond und vor allem: mal wieder ausufernd abgedreht. Wo der eine oder andere vor Begeisterung warhrscheinlich nicht mehr still sitzen kann, gehen bei mir inzwischen die Schuhklappen hoch. Fusionjazz-Elemente wie bei „Beyond This Life“ oder „The Dance Of Eternity“ passen einfach nicht rein und machen diese ansonsten wirklich starken Songs kaputt. Das und die Tatsache, dass die Band leider nur phasenweise mit Gefühl zu Werke geht und lediglich der Killer „Home“ durchgehend eine geschlossene Atmosphaere bietet sind mir definitiv zu wenig, um die Höchstnote zu zücken. Was übrig bleibt ist ein Album, welches die Stärken der Band mit aller Deutlichkeit hervorhebt aber auch ganz klar ihre Schwächen offenlegt. Ein perfekter Instrumentalist ist halt noch lange kein guter Songschreiber (5 Mark fürs Phrasenschwein). Bei aller Begeisterung die ich mit vielen anderen Fans für diese Band teile – dieses Album ist sicherlich empfehlenswert, aber wahrhaft keine Scheibe die auch nur im entferntesten gegen die vom Rockhard aufgeführten Vergleiche „The Wall“ oder „Operation:Mindcrime“ anstinken kann. Ich stufe dieses Album eher so ein, dass es einen gesunden Querschnitt durch alle Dream Theater-Werke bietet und man für sein Geld wirklich ordentlich was geboten bekommt. Eben typisch Dream Theater. 9 Punkte.

10.11.1999
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