Eisregen - Todestage

Review

Was habe ich damals, in meiner stark von Horror- und Splatterfilmen beeinflussten Jugend, die Thüringer Schlachthaus-Experten EISREGEN abgefeiert. Die extremen, gut verständlichen und deutschsprachigen Guts’n’Gore-Texte, die vielen Referenzen zu diversen Splatterklassikern und nicht zuletzt die Tatsache, dass diverse Alben auf die Einkaufsliste namens Index gewandert sind, das hat halt damals einfach einen Nerv getroffen. Und obwohl ich auch heute noch gerne mal einen Film von Fulci oder D’Amato einlege, bin ich wohl in den vergangenen (fast) zehn Jahren zwischen „Wundwasser“ und „Todestage“ aus EISREGEN „herausgewachsen“.

Allerdings, und das verdeutlicht das mittlerweile zehnte Full-Length-Album der Band noch ein Stückchen stärker als seine Vorgänger, geben sich Herr Roth und seine Mitstreiter auch nicht mehr ganz so viel Mühe, der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ans Bein zu pissen. Ist man am Ende doch eingeknickt und harmlos(er) geworden?

Die Betonung sollte hier natürlich auf dem Komparativ liegen, denn Freunden gutbürgerlicher Kost wird auch „Todestage“ kräftig auf den Magen schlagen, zumal EISREGEN rein musikalisch wieder ein Stückchen düsterer und extremer geworden sind: Black-Metal-Riffing in „Höllenfahrt“, todesmetallische Ausflüge und auch sonst geht’s gefühlt wieder etwas heftiger zu als noch auf den direkten Vorgängern. Nur war es bei EISREGEN schon immer so, dass sie keine musikalischen Innovatoren oder Genies waren, und so klingt eben vieles auf „Todestage“ – auch in den willkommenen extremeren Ausflügen – altbekannt und weder besonders griffig noch spannend. Klar, schlecht ist das nicht, aber es ist auch ein bisschen überflüssig. Zumal die Texte von Sänger Michael Roth anno 2013 zwar ein bisschen vielschichtiger und hintersinniger provozieren als früher, aber damit eben auch ein wenig das Ungeschliffene vermissen lassen: kaltes Arthouse-Geschlachte statt charmantem B-Splatter, um nochmal den Filmvergleich zu bemühen.

So ist „Todestage“ insofern ganz nett, als dass es ein bisschen härter zur Sache geht. Aber das ändert eben nichts an der Tatsache, dass EISREGEN musikalisch nicht wirklich ergiebig und lyrisch nicht mehr so charmant wie früher sind. Vielleicht bin ich mittlerweile auch einfach der Falsche für eine EISREGEN-Rezension – Fans der Band können also sicherlich trotzdem mal reinhören.

20.11.2013
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