Element Of Chaos - Utopia

Review

ELEMENT OF CHAOS startet mit einem Intro, welches mich an ein „mystisches, verfluchtes Chinarestaurant“ erinnert und den Namen „E.I.P.“ trägt. Was ist das? So richtig wegweisend war das dann auch nicht, denn abgelöst wird das Intro vom scheppernden Drums und die Band trumpft ordentlich auf mit düsteren Keyboardsounds und einem groovenden Riff. Der Gesang gibt sich angepisst und angenehm keifend, erinnert an Jonathan Davis im Grindcore-Modus, allerdings gesellt sich dann ein klarer Gesang dazu, der mächtig stört und die Komposition mit Füßen tritt. „Finde den Fehler“, scheinen ELEMENT OF CHAOS aus Italien zu rufen und aus ansprechendem Chaos wird plötzlich disharmonisches, heilloses Durcheinander.

Ab und an gibt es von ELEMENT OF CRIME auch noch eine Ladung Sprechgesang, grundsätzlich für mich als altes Nu Metal Kind kein Problem. Aber es sollte dann erstens gut klingen und zweitens auch passen. „Utopia“ tönt teilweise so disharmonisch und chaotisch und stößt den Hörer so dermaßen krass vor den Kopf, dass man sofort glauben könnte, die Bandmitglieder hätten das Album auf gut Glück in einem Rutsch eingespielt. Mathcore mit Rap und gleich darauf ein verträumter Refrain, untermalt von Grindcoregeschreie? Selbst für meine offenen Ohren ist das streckenweise einfach zu weit, wobei es nicht verwunderlich wäre, wenn in zwanzig oder dreißig Jahren genau dieser Art von Konfus Metal Standard ist. Unter diesem Gesichtspunkt kann man ELEMENT OF CHAOS sogar unterstellen, einen Trend zu setzen. Der Eine frisst den Hörer beinahe auf mit seinem Gekeife und fällt ihn regelrecht an, der Andere kommt mit Sprechgesang und melodischem Klargesang dazwischen. Klingt komisch, aber je weniger ich es verstehe, umso mehr gefällt es mir.  Hinter jeden der neun Stücke setze ich zwar ein dickes Fragezeichen (war das da eben ein Digeridoo in „Witch Of The East“?) und kann doch nicht abstreiten, dass jeder davon zumindest stellenweise anständig Ärsche tritt und eigentlich wie ein einziger Trip klingt. Auch den Grindcore Hidden Track nach „Muffin Killer“ kann ich beim besten Willen nicht einordnen… aber auch nicht behaupten, dass ich es richtig schlecht finde.

ELEMENT OF CHAOS geben durchweg ordentlich Zunder, klingen aber dabei unverkrampft aber auch unüberlegt. Eine gewisse Zügellosigkeit ist natürlich erwünscht und auch gerne eine kreative Mischung. Allerdings ist es nicht zuträglich, wenn der Hörer einen Song mitbangt und im nächsten Moment im selben Song loskotzen möchte, weil es einfach nur noch mies klingt. Was mir wunderbar gefällt, ist die Wut und der Pathos in jeder Note und irgendwie auch dieses dreiste Hinwegsetzen über alle Grenzen, allerdings kommen dabei ein paar echt schräge und teilweise auch ganz einfach schlechte Momente zustande. Wenn diese Aggression kanalisiert wird und ELEMENT OF CHAOS einige unnötige Momente wegstreichen, dann funzt das. Denn selbst bei der Eigenproduktion hört man den Schmackes, der in jeden Drumbeat gelegt wird, die Authentizität in jedem Schrei und die Leidenschaft in jedem Geschredder. Bleibt nur zu hoffen, dass „wir noch nicht soweit sind“ und „unsere Kinder voll drauf abfahren“. Schräges Teil, reinhören!

 

 

11.09.2013

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