Eloa Vadaath - A Bare Reminiscence Of Infected Wonderlands

Review

Ein gesundes Selbstbewusstsein haben die italienischen ELOA VADAATH, das muss man ihnen lassen – so stammt der Name des Vierers aus der hebräischen Kabbala (genauer ist es einer der 72 Namen Gottes) und bedeutet so viel wie „Er, der alles weiß und sieht“. Dazu kommen dann noch der dezente Hinweis, dass die Bandköpfe Marco und Riccardo Paltanin Absolventen eines Konservatoriums sind, sowie die etwas plakativere Aussage „It’s the real Avantgarde“. Das übliche Säbelrasseln also – was mich dagegen WIRKLICH hellhörig werden ließ, sind die Genres, die angeblich auf ELOA VADAATHs Debut (naja, das Label West Witch Records stammt aus dem persönlichen Umfeld der Band…) „A Bare Reminiscence Of Infected Wonderlands“ zu finden sind: Progressive, Black, Death, Thrash Metal, Ambient und haufenweise Klassik.

Nach dem Genuss des Albums habe ich nun eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht zuerst: Black, Death, Thrash Metal? Rein technisch mag das stimmen – es gibt die für Black Metal typischen rhythmischen Strukturen und auch halbwegs schwarz angehauchtes Gekreische, aber wirklich schwarzmetallisch sind ELOA VADAATH zu keinem Zeitpunkt. Der zweite Song „A Perverter Among The Kainities“ klingt beispielsweise ein wenig wie die weichgespülte Variante von DIMMU BORGIRs „Spiritual Black Dimensions“, sprich: in erster Linie melodisch-bombastisch. Die todesmetallischen Elemente beschränken sich auf halbseidene Growls und einige wenige Blastbeats, ganz ähnlich sieht es auf Seiten des Thrash Metals aus. Und ein paar Keyboard-Flächen machen auch noch keinen Ambient. Kurzum: Die Genre-Mixtur, mit denen sich ELOA VADAATH in der Bandinfo brüsten, ist weitestgehend eine Mogelpackung, denn zu den genannten Metal-Spielarten gehört eben mehr als die bloße musikalische Komponente, sondern auch das Feeling. Da stehen ELOA VADAATH nämlich eher in der Tradition einiger Landsleute *hust*Power Metal*hust*.

Nun die gute Nachricht: „A Bare Reminiscence Of Infected Wonderlands“ macht mir trotzdem Spaß. Es ist ein dynamisches, dynamisch produziertes Album, das viele verschiedene Elemente verknüpft (nur eben nicht alle, die man gerne verknüpft hätte), virtuos eingespielt ist und in keiner Sekunde langweilig wird. Es ist ein melodisches Album, das von brillanten Musikern geschrieben und arrangiert wurde. In meinen Ohren klingen ELOA VADAATH am ehesten nach DREAM THEATER, mit ein paar echten klassischen Elementen („The Temptation Chronicles“) und einer Prise Wahnsinn. Zugegebenermaßen ist hier nicht ganz so viel Wahnsinn zu finden wie bei den Kanadiern von UNEXPECT, die sind aber ebenfalls nicht allzu weit entfernt. Der Schritt, den ELOA VADAATH in Zukunft noch machen müssen, um sich zu Recht „real Avantgarde“ zu nennen, ist der Ausbruch aus althergebrachten harmonischen Strukturen, der Wille, aus der Kombination verschiedener Subgenres etwas WIRKLICH Neues und Ungewöhnliches zu kreieren. Für ein Debut-Album ist „A Bare Reminiscence Of Infected Wonderlands“ aber wirklich beeindruckend.

17.04.2010

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