In Flames - Reroute To Remain

Review

„Reroute To Remain“ ist das sechste Studioalbum der Göteborger Melo-Death-Schrittmacher IN FLAMES. Und aufgrund unerklärlicher musikjournalistischer Säumnisse die erste Gelegenheit für die Rezensentin, ein sie prägendes Album mit ausreichend Abstand zu betrachten. Dabei kommt sie unter anderem zum Schluss, dass es eine spaßige Angelegenheit ist, 15 Jahre alte Musikvideos auszugraben. Wichtiger ist jedoch, dass die „Reroute To Remain“ neben „Soundtrack To Your Escape“ und „Sounds Of A Playground Fading“ eben noch jenen Grad an Moderne, Melodiösität und Härte vereint, der den Schweden einst so gut stand.

Paradebeispiel dafür ist „Trigger“, der einerseits hymnisch komponiert, vor allem aber inhaltlich gehaltvoll ist. In dieser Hinsicht ist „Minus“ ebenfalls ein Glanzstück. Man mag über IN FLAMES‘ musikalische Entwicklungen streiten, sehr betrüblich ist allerdings auch die textliche und sprachliche Ebbe, die spätere Werke zunehmend kennzeichnet.

Der zweite Vorzeigetrack der Platte – „Cloud Connected“ – glänzt neben Kontrast aus stampfender Rhythmusarbeit und fluffigen Keyboards vor allem durch die fließenden Gesangswechsel. Wuchtige Riffs werden auf der „Reroute To Remain“ ohnehin gerne beansprucht – so beispielsweise in „System“ und „Free Fall“, ebenso wie zugstarke Refrains („Dark Signs“, „Black And White“).

Roheres Material wie „Drifter“ und „Transparent“ wird durch die sanfte Tracks „Dawn Of A New Day“ und „Metaphor“ abgepuffert. Mangelnde Härte macht hier Platz für Stimmung, Stille und Stimme. Letztere lässt Anders Fríden bei dieser Gelegenheit entrückt knarzen und krächzen, dass der Subtitel „Fourteen Songs Of Conscious Insanity“ einmal mehr zu Recht das Cover ziert.

Rückblickend und damit etwas nüchterner betrachtet, kann die „Reroute To Remain“ den damals gefühlten Titel als Vollpunktkracher nicht verteidigen. Dazu hätte es ein Schippchen mehr Innovation und Variabilität sein dürfen. Dennoch ist sie vorbehaltlos jedem zu empfehlen, der mit modernem Melodic Death liebäugelt und sollte in keinem IN FLAMES-Fanregal fehlen.

21.02.2017
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