In Flames - Used And Abused... In Live We Trust

Review

Galerie mit 28 Bildern: In Flames - Summer Breeze Open Air 2023

Längst überfällig ist sie gewesen, die erste DVD aus dem Hause IN FLAMES. Und wie es sich für einen Szeneleader gehört, wird hier im Vergleich zu anderen, relativ halbgaren DVD-VÖs größerer Acts absolut geklotzt und nicht gekleckert. Schon das Packaging ist ein echter Augenschmaus, verschönert „Used And Abused…“ als fettes Digibook im Pappschuber samt reich illustriertem, 40-seitigem Booklet den heimischen Schrank und besteht aus zwei DVDs und zwei CDs.
DVD 1 biegt dabei sozusagen als audiovisuelles Livechapter um die Ecke und enthält mit „Live At Hammersmith“, „Live At Sticky Fingers“ und „Soundtrack Tour 2004“ gleich drei Kapitel mit insgesamt 35 Tracks (einige doppelt). Los geht es in legendären Londoner Hammersmith, ein Laden, der es IN FLAMES dank großer Bühne erlaubt, das absolut volle Brett an Show aufzufahren, wovon natürlich reichlich Gebrauch gemacht wird. Pyros an alen Ecken und Enden rahmen die in höchster Spielfreude agierenden Göteborger mit ihrem mehr als agilen Frontmann Anders passend ein und setzen den Songquerschnitt durch ihre letzten beiden Erfolgsalben „Reroute To Remain“ und „Soundtrack To Your Escape“ bombastisch in Szene. Höhepunkt: das dem kurz vorher erschossenen Dimebag Darrell (R.I.P.) gewidmete PANTERA-Cover „Fucking Hostile“, das fließend in „Behind Space“ übergeht.
Der kleine Göteborger Schuppen Sticky Fingers beweist danach, dass die mittlerweile zum Majorformat angewachsene Truppe auch noch in verschwitzten Clubs auf kleinen Bühnen bestehen kann. Mitgeschnitten wurden zwei Gigs. Der erste beschränkt sich ausschließlich auf das immer noch aktuelle Werk „Soundtrack To Your Escape“, das komplett durchgespielt wurde. Sogar ich, der ich diese Platte eher weniger mag, muss zugegen, dass man Songs wie „My Sweet Shadow“ oder „In Search For I“ in einem solch intim-intensiven Umfeld einen gewissen Reiz nicht absprechen kann. Während des zweiten Sticky Fingers-Konzerts kommen dann durch Tracks wie „Artifacts Of The Black Rain“, „Moonshield“ oder „Food For The Gods“ endlich auch die auf ihre Kosten, die auf die Alben bis „Clayman“ schwören. Einzig störender Faktor: Das Publikum wirkt oftmals unnatürlich laut, was eine dezente Nachbearbeitung vermuten lässt. In punkto Kameraführung werden zwar ebenfalls keine spektakulären Bäume ausgerissen, aber besonders die im Sticky Fingers aus dem Zuschauerraum gefilmten Bilder wissen zu gefallen und Liveatmosphäre zu erzeugen.
Der Hauptteil von DVD 2 besteht aus „Jester TV Universal Access“, das dem geneigten Fan seine Lieblinge mit interessanten Bildern und Backstageszenen, aufgenommen rund um den Globus (u.a. in Japan, Australien, USA) und an der Seite von Legenden wie METALLICA oder JUDAS PRIEST näher bringt. Durch das Programm und die zahlreichen Interviewsequenzen (u.a. auch mit Crewmitgliedern) führt Neil Lim Sang, der jedoch zu oft die immer wieder gleichen Fragen stellt. Außerdem hätte er IN FLAMES nicht ganz so offensichtlich in den Hintern kriechen müssen. Aber es handelt sich hierbei schließlich um eine IN FLAMES-DVD und keine neutrale TV-Sendung. Abgerundet wird DVD 2 durch sechs Videoclips (u.a. „The Quiet Place“, „Touch Of Red“) und relativ belanglose Soundcheckbilder aus dem Hammersmith.
Unglaublich aufgewertet wird dieses Package letztendlich von den beiden Live-CDs, die gekürzte Audiospuren der Gigs aus dem Hammersmith und dem Sticky Fingers enthalten und jederzeit das etwas verunglückte, erste Livealbum der Schweden, „The Tokyo Showdown“, übertrumpfen und ungeschehen machen.
Abzüglich der genannten, kleineren Schwächen stellt „Used And Abused… In Live We Trust“ also eine absolute Vollbedienung dar, die für viel kurzweilige Unterhaltung sorgt. Pflichtkauf für alle Jesterheads!

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25.10.2005

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