Karjalan Sissit - Fucking Whore Society

Review

Es ist eine Weile still gewesen um KARJALAN SISSIT, hinter dem sich zur Zeit nur Peter Bjärgö (ARCANA, SOPHIA) verbirgt). Markus Pesonen hat auf dem neuen Album nicht mitgewirkt, und vielleicht ist das einer der Gründe, warum Bjärgös Soloofferte so extrem und finster wie kein anderes Album vorher ausgefallen ist.

„Fucking Whore Society“ wird von drei Grundbestandteilen beherrscht: Ausgedehnte Dark-Ambient-Passagen mit Hang zu Noise und Power-Electronics-mäßigem statischem Rauschen und wabernden Subbassfrequenzen; neoklassische Arrangements sowie martialischem Industrial. Ziemlich deutlich erinnert das an IN SLAUGHTER NATIVES, mit dem kleinen Unterschied, dass bei KARJALAN SISSIT vor allem die atmosphärischen Bestandteile den Ton angeben und die Richtung bestimmen. Wir hören das finstere Grollen, und aus diesem drohenden Nichts spricht Bjärgö zu uns wie aus verirrten Radiofrequenzen, die in einer verwüsteten Welt ohne Ziel durch den Äther fliegen. Scheinheiliger Alltag aber Krieg im Kopf. Lange hält sich dieser bedrohliche Zustand nicht, und immer wieder bricht sich der Zorn Bahn, wütet entfesselt los, und Bjärgö bellt, schreit und kotzt sich über die Verlogenheit dieser Gesellschaft aus. Die simple aber eben deutliche, offensive Geste auf dem Cover ist der Ausdruck seiner Botschaft, das entblößte Hinterteil als Sender und Spiegel.

Die orchestralen Stimmen ertönen triumphierend, in Fanfaren und leiten den apokalyptischen Lärm ein, der mit markerschütternden Schlägen den Rhythmus vorgibt – die Marschrichtung in den Untergang? „Fucking Whore Society“ ist martialisch aber nicht militärisch, man hört hier erfreulicherweise keinen lauen Aufguss moderner Industrial-Marschmusik. Trotzdem schleicht sich nach einer Weile die Wiederholung ein. Die Platte beginnt beeindruckend, Bjärgös unheilvolle Stimme, der Sturm, der im Hintergrund aufzieht und dann die Einschläge, untermalt vom Orchester. Für kleine Desktop-Lautsprecher ist das nix, hier muss echte Beschallung ran. Das Album kommt immer wieder zu fantastischen Höhepunkten (mein persönliches Highlight liegt im letzten Drittel, „Skitfolk“) aber zwischendurch leider auch einigen Längen. Nichtsdestotrotz hörenswert, und ein weiteres Album mit dem Cyclic Law beweisen, dass es neben den Veteranen der Cold Meat Industry ein weiteres Qualitätslabel für kalte, finstere Musik gibt.

27.07.2009

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