KMFDM - Blitz

Review

25 Jahre ‚ultra heavy beat‘ und kein Ende. In den letzten Jahren gab’s für KMFDM-Fans richtig was auf die Ohren. Sämtliche Alben der glorreichsten 10 Jahre bis einschließlich „Symbols“ wurden neu aufgelegt, es folgte Sascha’s Nebenprojekt EXCESSIVE FORCE, welches ebenfalls mit Neuauflagen bedacht wurde, und dann waren auch schon sämtliche non-Album-Tracks und Remixes dran, die in drei fetten 2-CD-Volumes veröffentlicht wurden. Und dann war da noch „Brimborium“, dass erste Remix-Album in der langen Karriere von Käpt’n K und ein willkommener Release, da ja Singles und EPs bei KMFDM kaum noch angesagt sind.

2009 wird nicht langsamer, denn KMFDM werfen gleich zwei Alben nahezu gleichzeitig auf den Markt. Im Februar war SKOLD VS. KMFDM dran und nun steht Album Nr. 15 an (wenn man mal sämtliche Nebenprojekte, Best-Ofs und Live-Alben aus der beeindruckenden Diskographie ausklammert). „Blitz“ heißt das neue Opus, doch die Rückkehr zum 5-Buchstaben-Titel-Format bedeutet keine Rückbesinnung auf frühere Zeiten. Als Langzeitkenner gehöre ich zwar nicht zu den Fans, für die KMFDM seit dem Weggang von Schulz und En Esch nicht mehr KMFDM sind, dennoch werden die Zeichen der Stagnation immer deutlicher.

Die Pioniere und Industrialveteranen haben ja schon seit einiger Zeit die Geschwindigkeit ihrer Songs gedrosselt, aber wenn nun auch beim bombastisch-donnernden Sound Diät angesagt ist, dann gerät das Klangbild vom ‚ultra heavy beat‘ so langsam ins Wanken. Songs wie „Strut“ oder das HUMAN LEAGUE Cover „Being Boiled“ sind da gutes Beispiele, bei denen KMFDM fast schon in poppige Electroclash-Gefilde abdriften. Die Gitarrenarbeit kommt auf dem Album dennoch nicht zu kurz, wie gewohnt werden knackige Shredderriffs geliefert, auch die Soloarbeit wie z.B. beim hörenswerten „Potz Blitz“ ist nicht zu verachten. Doch so richtige Aufbruchstimmung will sich leider nicht einstellen. „Never Say Never“ ist zwar einer der stärksten Songs des Albums, kann aber eben nicht an solche legendären Hits vom Format „Juke-Joint Jezebel“ anknüpfen.
Diese ‚flatline‘ der Kompositionen gab es leider auch schon beim Vorgänger „Tohuvabohu“, und auch dessen Vorgänger konnten kaum mehr aufbieten. Schwer zu sagen, woran das liegen könnte. Alt geworden sind KMFDM nur auf dem Papier, denn sie liefern – dass muss man ihnen einfach lassen – kontinuierlich solide Arbeit ab, sind nah bei den Fans und heizen auf den Bühnen ordentlich ein. Auf ihren Alben aber lassen sie die ungestüme Energie, die Brachialität der alten Tage und ihren einstigen Pioniergeist immer mehr missen. KMFDM werden immer handzahmer und mainstreamtauglicher, obwohl sie dort gar nicht stattfinden.

„Blitz“ ist bei weitem kein schlechtes Album, aber im Vergleich zum Gesamtwerk eben auch kein sonderlich gutes. Man denke nur an solche 100%-Hit-Alben wie „Nihil“ oder „Xtort“ – in dieser Liga spielen KMFDM anno 2009 längst nicht mehr, und das ist ziemlich schade. Sie müssen sich ja nicht neuerfinden oder olle Kamellen aufwärmen, aber vielleicht würde es ja helfen, wenn sie sich etwas mehr Zeit nehmen und mal wieder richtig geile Songs schreiben, schnell und ultra heavy!

19.03.2009

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