L'ame Immortelle - Drahtseilakt

Review

Die Rückkehr von L´ÂME IMMORTELLE wurde mit Drahtseilakt schon sehnlichst erwartet, auch wenn seit dem letzten Output gerade erst 2 Jahre vergangen sind. Das Duo bestehend aus Thomas Rainer und Sonja Kraushofer erfreut sich seit Jahren schon großer Beliebtheit und jede Platte schlägt in der Szene ein wie ein Bombe. Die Kombination aus Rainers (SIECHTUM, NACHTMAHR) Black Metal-Vergangenheit und dem davon erhaltenen harschen Gesang mit der engelsgleichen, perfekt ausgebildeten Stimme von Sonja (COMA DIVINE, PERSEPHONE) ist einzigartig und gelungen. Auch wenn beide vielbeschäftigt sind, so versprüht doch das, was unter dem Banner L´ÂME IMMORTELLE entsteht, die stärkste Magie.

Ganz zaghaft legen die Österreicher mit einer traurigen Spieluhrmelodie Erste Schritte los, bevor die Maschine L´ÂME IMMORTELLE schon bei Sag Mir Wann zu Höchstform aufläuft. Das Wechselspiel zwischen sanft und heftig funktioniert wie eh und je, das später folgende „Tauch Mich In Dein Licht“ ist schlichtweg perfekt und stellt dem Hörer jedes einzelne Haar am Körper auf. Selbst wenn die Rhythmen gewohnt simpel und nicht sonderlich experimentell sind, so geht die Saat trotzdem immer auf, denn es werden eben gerade soviele Regler gedreht, wie es für einen guten Drive benötigt. Die leicht psychopatische, aber perfekt intonierte, Präsentation von Sonja Kraushofer sublimiert jeden einzelnen Moment. Mit Metal hat Drahtseilakt herzlich wenig zu tun, vielmehr gibt es hier tanzbaren Dark Pop, der sich hauptsächlich von den Gegensätzen des Duos nährt.

Die solo gesungenen Stücke fallen, entsprechend des Drahtseilaktes, mal nach unten und mal nach oben. Während Eye Of The Storm der gewisse Pfiff fehlt und somit nur ein durchschnittlicher Tanzsong zurückbleibt, sind Komm Zu Mir und Ich Fang Dich Auf ganz wunderbar geworden. Rainer trägt die Bürde hier tapfer alleine und noch dazu erwarten uns hier die nachhaltigen und druckvollen Songs der Platte. Bei Sehnsucht stellt sich wieder die Frage, wann L´ÂME IMMORTELLE wohl endlich den ersten Disney-Song schreiben? Denn sie beherrschen, was man dafür braucht, sind inhaltlich sehr pathetisch und in den richtigen Momenten positiv anrührend. Die diplomierte Musicaldarstellerin in Sonja schlägt sich hier zum ersten Mal im Verlauf von Drahtseilakt ihren Pfad und gibt alles. Das muss man mögen, verstehen und akzeptieren. Die Professionalität in Ausdruck und Dramaturgie macht ihr zumindest im deutschsprachigen Bereich niemand so schnell nach. Alles an dieser Band schreit eigentlich nach der dringenden Notwendigkeit eines dunkelromantischen Gothic Musicals aus dem Hause L´ÂME IMMORTELLE!

Der Albumtitel Drahtseilakt wurde im Booklet und den Texten ebenfalls ansprechend umgesetzt: Es ist ein schmaler Grat zwischen Gut und Böse, ein kleiner Sprung von Glück zu Leid und somit ist das Leben eine wackelige Angelegenheit, bei der Kleinigkeiten den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben. L´ÂME IMMORTELLE zeigen sich auf Drahtseilakt etwas zurückhaltend und mehr Angriff hätte dem Duo gut gestanden. Hier und da fehlt die instrumentale Weite, das imposante Feuerwerk oder auch diese eine Textzeile, die die tiefsten Emotionen weckt und dem Hörer die Tränen in die Augen treibt. Deshalb nur 7 Punkte und die sichere Gewissheit, dass L´ÂME IMMORTELLE live durch Authentizität und ehrlich gelebte Kunst noch eine dicke Schippe drauflegen.

02.01.2015
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