Lacuna Coil - Delirium

Review

Wow, da hatten LACUNA COIL wohl ganz schön Wut im Bauch. Denn auf dem aktuellen Langspieler „Delirium“ erinnern die Italiener mit ihrem Brachial-Riffing häufig an die frühen Tage von KORN. Von poppigem Gothic Rock ist kaum noch eine Spur zu finden.

LACUNA COIL vollziehen eine Kehrtwende

Schon der Opener „The House Of Shame“ überrascht im ersten Moment mit vielen Growls, extrem basslastigem Sound und aggressiven Riffs. Doch wenn im epischen Refrain die zuckersüße Stimme von Cristina Scabbia einsetzt, wird klar, dass es sich hier wirklich um LACUNA COIL handelt. „Delirium“ stellt eine hammerharte Kurskorrektur des Bandsounds dar. Die Poppigkeit der letzten Platten „Broken Crown Halo“ und „Dark Adrenaline“ findet sich allenfalls in den Gesangsmelodien der Frontfrau wieder. In „Blood, Tears, Dust“ oder dem Titelsong löst Scabbia damit ein ums andere Mal Gänsehaut aus.

Nach knapp der Hälfte der Spielzeit sorgt die Halbballade „Downfall“ für ein wenig Auflockerung, kommt dabei aber nicht so richtig aus dem Quark. Gleiches gilt für das aufgesetzt wirkende „You Love Me ‚Cause I Hate You“. Grooviger Modern Metal mit „auf-die-Fresse“-Attitüde steht der Band dieser Tage weitaus besser zugesicht. Beweise dafür gibt es mit „Take Me Home“, „Broken Things“ oder „Claustrophobia“ zu genüge.

Musste „Delirium“ sein?

Doch nicht nur musikalisch zeigen sich LACUNA COIL von einer mutigen Seite. Die Produktion der neuen Platte hat die Band erstmals selbst in die Hand genommen. Die Führungsrolle übernahm dabei  Gitarrist, Bassist und Keyboarder Marco „Maki“ Coti-Zelati. Der hat offensichtlich viel bei den Produktionen früheren Scheiben gelernt, denn „Delirium“ ist verdammt kompetent in Szene gesetzt. Die Synthies sind im Mix nie zu aufdringlich. Die Gitarren braten ordentlich. An der Sound-Front gibt es absolut nichts zu meckern.

War eine solch krasse Kehrtwende wirklich nötig? Wahrscheinlich nicht. LACUNA COIL reiten schließlich seit Jahren auf einer nicht enden wollenden Erfolgswelle. Deshalb gebührt den Musikern umso mehr Respekt dafür, dass sie mit „Delirium“ eine Platte abliefern, die nicht auf Nummer sicher geht. Gelungen ist die stilistische Neuausrichtung allemal. Dem ein oder anderen Fan könnte die Band damit aber durchaus vor den Kopf stoßen.

05.08.2016

"Irgendeiner wartet immer."

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