Misfire - Product Of The Environment

Review

Soundcheck Mai 2025# 10

Wenn man dieser Tage mal jemandem erklären müssen sollte, wie unaufgeregter Thrash Metal im Jahr 2025 klingt, dem seien die US-Amerikaner MISFIRE ans Herz gelegt. Auf ihrem Zweitwerk „Product Of The Environment“ vereinen die Jungs aus Chicago in etwa all das, was aktuell in den entsprechenden musikalischen Zeitgeist passt. Auch die Texte betreffend, ergibt man sich in harscher Sozialkritik und macht keinen Hehl daraus, was man von der gesamtgesellschaftlichen Situation, insbesondere im eigenen Heimatland, halten mag. Das ist aus Stücken wie „Privacy“, „Artificially Intelligent“ oder dem Titeltrack unschwer herauszuhören.

Mit dem Kopf durch die Wand

Musikalisch stellen MISFIRE wohl eher das dar, gegen das sich die Band textlich auflehnt. Nichts für ungut, denn in diesem Kontext ist es gar nicht so verkehrt, die laute, proletenhafte Minderheit zu sein, die ihren Stil mit dem Kopf durch die Wand nach vorne bringt. Schon mit dem ersten Dreiergespann „Day To Day“, „All Over The Place“ und „We Went Through Hell“ zeigt das Quartett seine in jeder Hinsicht zielstrebige Note, die von der Filigranshow der Bay Area nicht allzu viel abbekommen hat und stattdessen mehr auf die volle Power setzt.

Das heißt natürlich keineswegs, dass es „Product Of The Environement“ an musikalischen Fähigkeiten mangelt, viel mehr lassen MISFIRE wenige Blicke nach rechts oder links zu und kränkeln daher ein wenig am selben Problem, welches Kollege Rothe bereits beim Debüt „Sympathy For The Ignorant“ erkannt hatte. So kommt auch die neue Scheibe zwar zum Punkt, aber ohne Umschweife viel zu schnell, sodass die Songs selten die Chance erhalten, sich in den Hirnwindungen der Zuhörerschaft festzubeißen. Gestützt wird das Ganze von einer drängenden Produktion, die es versteht die wuchtigen Kompositionen zu untermalen.

Wenig Nachhallpotential

Rein strukturell könnte man durchaus soweit gehen, dass die verschiedenen Songausrichtungen gar Anleihen aus dem Hardcore-Bereich aufweisen, die sich derzeit in den USA ohnehin jenseits jeglicher Sub-Stilrichtungen großer Beliebtheit erfreuen. Nun kann man es sehen wie man möchte: MISFIRE machen glücklicherweise dort weiter, wo sie aufgehört haben. Oder MISFIRE machen leider dort weiter, wo sie aufgehört haben.

Shopping

Misfire - Product of the Environmentbei amazon13,99 €
27.04.2025

Shopping

Misfire - Product of the Environmentbei amazon13,99 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37659 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Misfire - Product Of The Environment

  1. Sikk sagt:

    Authentisch, druckvoll und gespickt von vielen kleinen Ideen, die dem Album eine ordentliche Würze geben. Ja, da sind nicht die ganz großen Innovationen dabei. Alles schon mal irgendwo gehört. Aber: Die Platte macht Bock und ballert ordentlich aus den Boxen. Und deshalb würde ich ein paar mehr Punkte spendieren.

    8/10