nulldB - Geboren In Ketten

Review

Mehr als „nur“ Neue Deutsche Härte

Sobald eine neue Platte im Bereich der Neuen Deutschen Härte ihrer Veröffentlichung entgegenblickt, werfe ich häufig einen neugierigen Blick darauf. Im Falle von NULLDB gestaltet sich das ein klein wenig spannender als üblich, denn obwohl die Band oft in die Schublade gepackt wird, klingt ihr Album “Geboren In Ketten“ nach rauem und kantigem Rock mit überraschend wenigen Parallelen zu Größen des Genres. NULLDB erkunden also die Grenzen der Neuen Deutschen Härte und werfen einen Blick über den Genre-Tellerrand.

Wie unpassend ein NDH-Stempel auf “Geboren In Ketten“ ist, zeigt sich bereits im Opener und Titeltrack des Albums. Hier bekommt man zwar einen melodischen, aber insgesamt sehr gezügelten Rocksong präsentiert. Stampfende Rhythmen und brachiale Riffs vermisst man hier. Stattdessen legen NULLDB mehr Wert auf Eingängigkeit und Melodie – und das kommt gut an! Es folgt mit “Blinder Passagier“ ein treibender Song, der schon eher in die NDH-Schublade passt, sich jedoch mit durchaus spannenden und abwechslungsreichen Elektronikelementen gekonnt aus der Affäre zieht. Auch mit “Babel (Auf zum Himmel)“ wird die melodische Schiene fortgeführt, bleibt jedoch nicht dabei und zeigt nahezu perfekte Wechsel aus Härte und Melodie. Spätestens bei diesem Song fällt auf, dass sich NULLDB textlich ein ganzes Stück von kleineren Bands des Genres abheben. Es werden deutlich weniger Gothic-Klischees bedient als erwartet und auch langweilige Ein-Wort-Refrains (wie man sie beispielsweise von STAHLMANN immer wieder hört) fehlen hier glücklicherweise.

Facettenreichtum oder Langeweile? 

Musikalisch abwechslungsreich geht es weiter. “Lange Her“ ist eine ruhige Akustiknummer mit emotionalem Text über Verlust, die obgleich einiger kitschigen Momente durch den emotionalen Gesang Franky Kühnleins ehrlich und glaubwürdig wirkt. In “Wach Auf“ werden die Gitarren zurückgenommen und es entsteht eine packende Elektronummer, die ein wenig an “Breaking The Habit“ von LINKIN PARK erinnert. Bis hier hin erlebt man ein bombenstarkes Album!

Leider können NULLDB das Niveau nicht durchgängig bis zum Schluss halten. Der Refrain von “Öffne Deine Augen“ wirkt gesanglich gequält, “Kein Gott“ ist wenig originelle Gott-Kritik und “Die Stimme“ ist ein auf Dauer ein wenig langweilig wirkendes Stück, da es in Punkto Tonlage, Instrumentierung und Tempo wenig Variation zeigt. Schade! Spannend wird es nochmal im letzten Lied “Allein“. Zunächst passen der gefühlsbetonte Text und die Härte der Musik kaum zusammen. Getrennt voneinander wären beide Teile hervorragend, im Zusammenspiel jedoch ein wenig unpassend. Eine Piano-Version des Songs würde die Stimmung sicherlich besser betonen. Gegen Ende jedoch greifen Text und Musik jedoch besser ineinander und liefern ein ergreifendes Finale.

“Geboren In Ketten“ ist insgesamt eine facettenreiche Rock-Platte mit durchschnittlichen bis sehr guten Texten, einer überzeugenden stimmlichen Leistung und spannendem, kernigem Rock, der Genregrenzen verschwimmen lässt.

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28.07.2017

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1 Kommentar zu nulldB - Geboren In Ketten

  1. Susi sagt:

    Mir gefällt das Album sehr gut. Eine lang ersehnte Veröffentlichung! Beim ersten Hören war ich vorerst etwas verblüfft da die Lieder mir etwas zu poppig vorkamen. Da „Endzeit“ für mich seinerzeit das Album des Jahres war, hatte ich hohe Erwartungen. Und ich bin nun mal Metaller und kein Popper! ???. Jedoch Fan ist Fan und jetzt hab ich schon meine lieblingslieder gefunden. Warte sehr auf die kommende Tour!

    9/10