Oomph! - XXV

Review

„XXV“ – Ein elektr(on)isches Mahnmal in Form von altrömischen Ziffern ziert das Cover und liefert, gespickt mit Bild und Ton, den unverkennbaren Beweis der unheiligen Silberhochzeit und seit 25 andauernden Verbindung Deros, Craps und Flux‘, besser bekannt als OOMPH!. Zwar ist die letzte Siegertreppchen-Chartplatzierung mit „Wahrheit Oder Pflicht“ nun auch schon neun Jahre her, aber mit der zwölften Veröffentlichung kann sich der Dreier aus Braunschweig durchaus auf die Schultern klopfen – das muss man ihnen erst mal nachmachen.

Natürlich sollte man zu solch einem Jubiläum auch einen ordentlichen Happen vorlegen, und es sei vorab positiv vermerkt, dass für die Fans kein liebloses Best-Of zusammengeschustert, sondern 14 neue Songs eingespielt wurden. Ob der „Aufwand“ lohnt und sich somit als Pluspunkt herausstellt? Von musikalischen Präferenzen abgesehen kann man OOMPH! auch mit „XXV“ keinerlei technische Schwächen anlasten: Der Sound ist altbekannt professionell, mehrdimensional und voll gestaltet, interessant arrangiert und besteht aus einer sauberen und druckvollen Produktion, welche zu keiner Zeit über-, unterladen oder gar zu kitschig klingt, obwohl der Großteil des Albums von eher feinsinnigen bis machtbesessenen Balladen beherrscht wird. Inhaltlich bewegen sich Dero und Co. dabei abermals in morbiden, melodischen und liebestrunkenen Gefilden zwischen Sex, Gewalt, Tod und Liebe und bieten einen ganzen Erlebnispark an Songs. Tatsächlich erhält man man mit nur einer CD eine ganze Palette unterschiedlicher Inhalte und „Tiefgänge“; vom inhaltlich platt anmutenden „Jetzt Oder Nie“ bis hin zum konzeptionellen „Mary Bell“ erhält man alles, was man für einen kurzweiligen Aufenthalt im CD-Player sucht, nämlich haufenweise Abwechslung mit Ohrwurmpotential. Letztgenannter Track, „Mary Bell“, handelt beispielsweise von der mit elf Jahren wegen zweifachen Totschlags verurteilten Mary Flora Bell, welche durch ihre bis heute verstörende Geschichte Schlüsselfigur des Songs wurde, und liefert neben dem stimmungsvoll mehr als gelungenen „Leis, Ganz Leis“, welches vom romantisierten Tod einer Dame handelt, einen der Höhepunkte des Albums.

Das höchste Tempo erreichen OOMPH! nicht nur bei „Zielscheibe“, sondern auch bei „Fleisch Und Fell“, welcher von der Aufmachung her nicht ganz zu den restlichen Tracks passen will und auch hinsichtlich Deros stimmlicher Nutzung ein RAMMSTEIN-Song älterer Tage sein könnte. Dies bleibt beileibe aber auch der einzige RAMMSTEIN-Vergleich, denn OOMPH! mögen polarisieren, aber nicht kopieren – zumindest nicht andere Bands als sich selbst. Wer also mehr als fünf Hörminuten „opfert“, sollte schnell merken, dass OOMPH! ihren unverkennbaren und einzigartigen Stil und Inhalt weiter ausbreiten, wenngleich inhaltlich glücklicherweise dem zuletzt erschienenen und stark kritisierten lyrischen Comedy-Ausrutscher die kalte Schulter gezeigt wird.

Um ein Fazit zu ziehen: „XXV“ ist eine stimmige Schnittmenge aus einer erwachsenen und abwechslungsreichen Portion OOMPH!, bei welcher selbst die weniger spektakulären Momente eine überzeugende Leistung abliefern. Zwar gibt es keine musikalischen Unvorhersehbarkeiten, aber das Album ist eines ihrer stärksten und läutet das Jubiläum gebührend ein. Passend dazu zum Ende ein Video zum Titel „Alles Aus Liebe“, welcher allein durch das Video einen ganz anderen „Sinn“ bekommt.

07.09.2015

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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