Opus Majestic - Ewiges Licht EP

Review

Wenn ich es nicht besser wüsste, hielte ich OPUS MAJESTIC und ihre EP „Ewiges Licht“ von vorn bis hinten für eine (nicht besonders gelungene) Parodie. Man kann über die Daseinsberechtigung und den künstlerischen Wert christlichen Black Metals (oder „Unblack“ Metals, wie OPUS MAJESTIC selbst ihre Musik beschreiben) denken, was immer man will (und zumindest Teile unserer Redaktion haben sich HIER bereits dazu geäußert) – aber selbst diejenigen, die so vehement gegen die hier veröffentlichten Rezensionen zu SHADOWS OF PARAGON und SLECHTVALK protestiert haben, dürften angesichts der vierten Veröffentlichung OPUS MAJESTICs erkennen, dass „Ewiges Licht“ dem christlichen Black Metal einen Bärendienst erweist.

Doch halt! Es ist Objektivität gefragt. Es geht um Musik.

Natürlich. Hier also acht mehr oder weniger objektive Aussagen zu OPUS MAJESTIC und ihrem „Ewigen Licht“:

– OPUS MAJESTIC sind – entgegen erster Vermutungen, die wohl durch die Titel der EP und der darauf enthaltenen Songs begründet sind – keine Deutschen, sondern stammen aus dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, genauer aus San Diego (Kalifornien).

– OPUS MAJESTIC spielen nach eigenen Angaben (wie bereits erwähnt) christlichen Black Metal bzw. „Unblack“ Metal, gepaart mit Industrial.

– NOT! Geschrei in höheren Tonlagen und einige wenige Doublebass-Passagen machen musikalisch nämlich noch lange keinen Black Metal. Zugegeben, OPUS MAJESTIC sind nicht die Ersten (und natürlich auch nicht die Letzten), die Black Metal nicht einmal ansatzweise begriffen haben – doch um „Ewiges Licht“ gerecht zu werden, müsste die Floskel „um Längen verfehlt“ um die zweite Raumdimension erweitert werden.

– Was aber ist „Ewiges Licht“ dann? Am ehesten lassen sich die drei Songs vermutlich als Industrial/EBM beschreiben, der/die durch ein paar Gitarren und organisches Schlagzeug angehübscht wurde („organisch“ ist das Schlagzeug in der Tat: Die Doublebass ist dermaßen holprig, das bekommt man mit einem Drumcomputer nicht hin). Doch selbst wenn man die Vermessenheit OPUS MAJESTICs in ihrer Selbsteinschätzung außen vor lässt, kratzt das gebotene Material gerade so am unteren Mittelfeld: Tausendfach gehörte harmonische Strukturen, Synthesizer-Klänge von der Stange, monotones Geschrei und eine unausgegorene Produktion.

– Das wäre alles halb so wild, wenn es den Herren gelingen würde, so etwas wie Atmosphäre zu erzeugen. Doch auch in dieser Hinsicht können OPUS MAJESTIC ihren (vermeintlichen) musikalischen Vorbildern in keiner Weise das (Weih-)Wasser reichen. Dynamik, Dramaturgie, Spannung – all das sucht man auf „Ewiges Licht“ vergebens.

– Die Texte verdienen auf jeden Fall eine Erwähnung – jedoch weniger wegen ihres Inhalts, sondern wegen ihrer Entstehungsgeschichte: OPUS MAJESTIC sind der deutschen Sprache, die sie (warum auch immer) für ihre Texte verwenden, nur unzureichend mächtig, deshalb holten sie sich kurzerhand Unterstützung aus einem deutschen christlichen Metal-Forum. Die dort übersetzten Texte sind demnach grammatisch zwar fehlerfrei, jedoch bar jeden künstlerischen Wertes. Sowohl die englischen Originale als auch die deutschen Übersetzungen bewegen sich dabei inhaltlich auf einem Niveau, das jeder Beschreibung spottet – zumindest hier haben es OPUS MAJESTIC also geschafft, dem Black Metal in seiner plakativsten Form nachzueifern. Das ist jedoch – mit Verlaub – nichts, auf das man stolz sein könnte.

– Neben den drei eigenen Songs haben auch noch zwei Remix-Versionen des Titeltracks den Weg auf die EP gefunden, welche von den deutschen Industrial-Projekten KONZIL und DRD4 geliefert wurden. Während der erste Remix klingt, als könnte er dem ersten TECHNOHEAD-Album entsprungen sein (was fast ein Kompliment ist!), will Version zwei nicht so richtig auf den Punkt kommen und hinterlässt folgerichtig keinen bleibenden Eindruck.

– Die EP, die gerade mal drei eigene Songs und zwei mehr oder weniger überflüssige Remix-Versionen bei einer Spielzeit von nicht einmal 25 Minuten enthält, wird in den USA zum stolzen Preis von mindestens USD 9,74 (ca. EUR 7,50) verkauft. Die Stücke gibt es aber auch bei Myspace und Last.FM zu hören, wenn auch in unterirdischer (Ton-)Qualität.

Unterm Strich ist „Ewiges Licht“ also reine Material-, Zeit- und Geldverschwendung, und zwar – das möchte ich an dieser Stelle eindeutig klarstellen! – vollkommen unabhängig von der transportierten Botschaft.

Meinem subjektiven(!) Empfinden nach ist jedoch die Tatsache, dass „Ewiges Licht“ ausgerechnet aus der christlichen Black Metal-Ecke kommt, geradezu symptomatisch für ein Subgenre, das sich in jeder Hinsicht über sein vermeintliches Gegenstück definiert. Ich beginne zu erahnen, warum Kapellen wie SHADOWS OF PARAGON und SLECHTVALK in dieser Ecke so abgefeiert werden: Unter den Blinden ist der Einäugige König.

22.07.2010

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2 Kommentare zu Opus Majestic - Ewiges Licht EP

  1. Bastian sagt:

    "I think they’re completely off the mark. I cannot seriously understand how they even manage to do it. They have missed the target completely. I mean, if you want to be a Christian, be it with all you’ve got, and if you want to be metal, be it with all you’ve got. If those people really took their faith seriously, and followed the instructions of the One they profess to believe in, they would never be found in a context like that. They are on collision course with Christian life and teaching.

    I say this because of my own experience, and because of what is written in the Bible; rockmusic, metalmusic has nothing at all to do in a Christian setting!"
    (Kittil Kittilsen, http://www.beattheblizzard.com/?module=interviews&interview=80)

    Man muss zwar nicht der Meinung von Kittilsen oder auch eines Herrn Kiske sein – aber christlicher ‚Black‘ Metal ist ein musikalisch unauflösbares Paradoxon.

    Toll übrigens, wie sich die Band das Manson-Logo "ausgeborgt" hat.

  2. d135-1r43 sagt:

    Die Qualität und die Länge dieser CD ist sicher streitbar. Das aber in den christlichen Kontext zu bringen ist Schwachsinn. Guten und schlechten Black Metal gibt es unabhängig von der Ideologie. Ich lasse dir gerne eine ganze Kisten mit schlechtem säkularen Black Metal zukommen, den ich loswerden will. Zudem öffnest du hier auf metal.de schon wieder Schubladen, die im Grunde keine sein müssen. Kein Metal-Medium dieser Welt hat diese. Slechtvalk und Co. werden im Metal-Hammer, im Legacy und überall im Netz neutral behandelt. Der antichristliche Kindergarten ist vorbei, seit dem Vikernes aus der Pubertät kam. Und wenn du guten Black Metal mit christlicher Ideologie hören möchtest, dann sei Antestor empfohlen. Im Übrigen mit Hellhammer an den Drums.