Royal Thunder - Rebuilding The Mountain

Review

Soundcheck Juni 2023# 3 Galerie mit 20 Bildern: Royal Thunder - Europe Tour 2017

Nicht jede Band hat die Pandemie überlebt. ROYAL THUNDER sind durchgekommen, sind jedoch auf ein Trio geschrumpft, als Gitarrist Will Fiore seinen Hut genommen hat. Mit dem aus- und wieder eingestiegenen Schlagzeuger Evan DiPrima bleiben damit also noch Josh Weaver an der Klampfe sowie Mlny Parsonz an Bass und Gesang. Was hat das mit dem Sound der Band aus Atlanta gemacht? Nun, erfreulicherweise kann man zunächst feststellen, das die Band sich im weiteren, klanglichen Umfeld der beiden, im Vergleich zum heavy aufstampfenden Debüt „CVI“ eher gedämpft und emotionsbetont rockenden Alben „Crooked Doors“ und „Wick“ aufhält. Heißt: Das Trio klingt immer noch wie die raubeinigere, konstant verkaterte und ebenso konstant nach Kippenqualm stinkende Version von nobler rockenden Bands wie BLUES PILLS oder PRISTINE.

„Rebuilding The Mountain“ – der Titel ist Programm

Angesichts der Hintergründe von „Rebuilding The Mountain“ wirkt diese Beschreibung heuer jedoch ein bisschen ironisch. Denn die Band gibt zu Protokoll, dass der erste Schritt zur titelgebenden, bildlich gesprochenen Wiedererrichtung des Berges die kollektive Ausnüchterung gewesen sei. Und so klingt „Rebuilding The Mountain“ noch einmal eine ganze Nummer aufgeräumter und klarer. Das erlaubt vor allem Parsonz‘ Stimme, in allen Facetten zu brillieren und den Soul-Faktor ganz weit aufzudrehen, sei es in „Live To Live“ oder der Vorab-Single „The Knife“, in welcher ihre zum Teil sensationell verletzliche Gesangsdarbietung dank subtiler Chöre durch den Song getragen wird, dass es ein wahres Spektakel ist. An anderer Stelle erhebt sie sich majestätisch wie die Königin der Sümpfe höchstpersönlich über dem Geschehen wie in den Hooks von „Twice“ oder „Pull“.

Dabei ist festzustellen, dass der Metal-Anteil nahezu gänzlich einreduziert worden ist. „Rebuilding The Mountain“ rockt zwar hin und wieder etwas forscher drauf los, bleibt in Sachen Heaviness aber relativ zurückhaltend, die Proto-Metal-Anklänge vergangener Tage kommen längst nicht so häufig zum Vorschein. Es regiert dennoch eine durchgehende Schwermut, sodass man hier passagenweise durchaus von Doom sprechen kann, zumindest wenn nicht gerade rotzig gerockt wird wie in „My Ten“. Hier leistet dafür die Hammond-Orgel ganze Arbeit, um die Stimmung dennoch düster zu gestalten und mit pointierten Breaks einem Florettstreich ähnlich doch noch etwas Mystik reinzubringen. Auf „Rebuilding The Mountain“ regieren aber ohnehin eindeutig die großen Emotionen, sodass Weavers Gitarre von Hammond-Sounds getragen einfach nur drauf los jaulen darf wie in „Live To Live“.

ROYAL THUNDER legen an Schwermut zu

Und bei aller Emotionalität hat man sich seine leicht unsauber wirkende Klangästhetik bewahrt, die den Sound der Band aus Georgia so wunderbar in diese seltsame Schnittmenge zwischen Southern Rock und Grunge einsortiert. ROYAL THUNDER klingen immer noch im besten Sinne der Worte mitgenommen, was die Schwermut umso authentischer wirken und wie mit Süßkram gepanschten Fusel ins Blut gehen lässt. Der Klang selbst ist klar und aufgeräumt, aber Weavers Gitarre lässt zum Beispiel immer mal wieder kleine, mikrotonale Verstimmungen gerade in den wärmer angezerrten Arpeggios, seltener auch in seinen prägnanteren Licks durchklingen wie bei „The King“. Und Parsonz trägt natürlich mit ihrer kräftigen Rock-Röhre dazu bei, die sie abseits der bereits erwähnten, eindringlicheren Momente immer noch regelmäßig und mit durchdringendem Bravado zum Einsatz bringt.

Für ROYAL THUNDER ist „Rebuilding The Mountain“ ein Neuanfang. Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, speziell „The Knife“ ist ein immens persönlicher Song von Seiten Parsonz, die während der Pandemie mit einer schweren Drogenabhängigkeit zu kämpfen hatte. Im Text des Stücks reflektiert sie über ihren dunklen Begleiter und, wie kurz davor sie war, alles wegzuschmeißen. Das ist schon ein treffendes Indiz dafür, dass „Rebuilding The Mountain“ ein Album für ruhigere, introspektive Momente und damit nichts für Gelegenheitshörer ist. Jetzt waren ROYAL THUNDER ohnehin nie wirklich eine Popcorn-Band, aber mit diesem neuen Album sind sie vermutlich so weit davon entfernt wie nie zuvor. „Rebuilding The Mountain“ ist ein klassisches Beispiel für ein Kopfhörer-Album – nicht gerade die Post-Rock-Variante zum Abtauchen, sondern mehr die intensive Rock-Erfahrung zum Mitleiden, Mitfühlen und Niederknien.

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03.07.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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