Russian Circles - Gnosis

Review

Galerie mit 20 Bildern: Russian Circles – Co-Headline Tour 2023 in Stuttgart

Bereits seit Jahren gehören RUSSIAN CIRCLES aus Chicago zu den größeren Bands der instrumentalen Post-Rock-Szene und gehen dabei in der Regel eigene Wege. Nicht immer die ganz große Wall-Of-Sound, nicht unbedingt Keyboard-Teppiche, die alles zukleistern und auch nicht in jedem Song die ganz großen Melodiebögen. Kollege Kreutzer formulierte es in seiner Review zum letzten Album „Blood Year“ recht treffend: Das Trio ist rifforientiert, räumt dem Bass viel Raum ein und mag es eher knarzig. In düsteren Zeiten wie diesen, wäre es daher nur folgerichtig, auch mit der neuen Scheibe „Gnosis“ weiter in diese Richtung zu preschen oder gar noch weiter zu gehen!?

RUSSIAN CIRCLES – Wildern in extremen Bereichen

Nehmen wir es vorweg: Letzteres ist der Fall. Denn dort, wo „Blood Year“ mit „Hunter Moon“ noch gediegen-atmosphärisch begann, knallt „Tupilak“ dem Hörer direkt eiskalt einen vor den Latz und beginnt damit eher so, wie das letzte Album aufhörte. Die Gitarren schrammeln dieses Mal einen Tick weniger fuzzig vor sich hin, klingen dafür aber um so düsterer, geradezu bedrohlich. „Tupilak“ türmt sich tonnenschwer auf und gibt damit schon ein Stück weit die Marschrichtung für den Rest der Platte vor.

Trotz seiner Härte hätte der Song aber vermutlich auch noch auf „Blood Year“ funktioniert, „Conduit“ schlägt allerdings noch in eine ganz andere Kerbe und überrascht mit groovigem Death-Metal-Geschredder, dass sich mit düster-doomigen Passagen und einigen leichten Black-Metal-Reminiszenzen abwechselt. RUSSIAN CIRCLES zeigen sich wohl metallischer denn je und wildern dabei durchaus in den extremen Bereichen.

Erstmals Zeit zum Durchatmen ermöglicht der Titeltrack, zeigt die melodische Seite der Band und bewegt sich eher im klassischen Post-Rock. Erstmals kommen präsente Keyboard-Flächen und cleane Gitarren zum Zuge, wobei trotz aller Melodik eine gewisse Hoffnungslosigkeit mit schwingt. Der längste Song der Platte öffnet sich zum Ende noch einmal, zieht den Härtegrad an und zeigt sich damit facettenreich, ohne in Gefrickel auszuarten.

„Vlastimil“ bewegt sich irgendwo zwischen zähem Doom und schrabbeligem Sludge, hat gerade in den schredderigen Phasen seine Momente, fällt im Vergleich aber etwas ab. „Ó Braonáin“ ist letztlich eher ein nettes Interlude, bereitet aber in keinster Weise auf das finster-noisige Gestampfe in „Betrayal“ vor. Das beschränkt sich zwar auf den Anfang des Songs, dennoch ist die Nummer nochmal ein fieser, dunkler Brocken, bevor „Gnosis“ mit einer weiteren klassischen Post-Rock-Nummer doch noch versöhnlich abschließt und zumindest die Möglichkeit offen lässt, dass doch Licht am Ende des Tunnels ist.

Weniger Rock, mehr Metal – „Gnosis“

Nein, nur luftig-lockeres Clean-Gitarren-Gedudel war noch nie die Sache von RUSSIAN CIRCLES, aber was das Trio aus Chicago auf „Gnosis“ abfeuert, gehört wohl trotzdem zum härtesten und düstersten, was die Kapelle jemals auf ein Studio-Album gebannt hat. Klar, wer möchte es ihnen verdenken, schließlich leben wir nicht gerade in rosigen Zeiten. Dabei verliert sich die Band erfreulicherweise nicht in endlos-repetitivem Sludge-Geboller, sondern lässt Einflüsse aus verschiedenen Metal-Stilrichtungen einfließen, weshalb „Gnosis“ tatsächlich besser in die Schublade „Post-Metal“ als „Post-Rock“ passt.

Eines muss jedoch klar sein: Wer melodiöse Soli und vor allem Melodik braucht, um sich im Post-Irgendwas-Bereich wohlzufühlen, muss hier schon einiges an Geduld mitbringen, denn diese Scheibe kann durchaus erst einmal sperrig und anstrengend wirken. Größter Kritikpunkt: Nicht alle Songs zünden, teilweise fällt das Material außerdem so unterschiedlich aus, dass der Hörgenuss nicht immer wie aus einem Guss wirkt. RUSSIAN CIRCLES erfinden sich letztlich auch nicht neu und es gibt vielleicht auch spannendere Platten im Jahr 2022, dennoch bewegt man sich nach dem etwas langweiligen „Blood Year“ wieder in die richtige Richtung.

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12.09.2022

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