Saltatio Mortis - Für immer frei

Review

Knapp 20 Jahre ist es her, da hörten die Pilger der Mittelaltermärkte das erste Mal von SALTATIO MORTIS. Es folgten Tourneen im Vorprogramm der bekannten Szenegrößen. Bis zur ersten Tour dauerte es nicht lange und von diesem Zeitpunkt an ging es immer nur bergauf. Da sich die letzten drei Studioalben stets verlässlich an die Pole Position der deutschen Charts setzten, ist die Erwartungshaltung an „Für Immer Frei“ natürlich immens hoch.

Eine vertonte Utopie – Saltatio Mortis

Ein verspieltes Intro und dann legen Alea und seine Mannen los, wie man diese Band kennt. „Bring mich zurück“ drückt mit halsbrecherischem Tempo nach vorne. Ein kraftvoller Einstieg, den die Single „Loki“ sogar noch toppt. Der Song wird sich definitiv zu einem Festivalhit entwickeln. Einer der besten Tracks der Mittelalterrocker.

Nachdenklich startet „Linien im Sand“. Hierbei geht es um die Lebenseinstellung der Bandmitglieder. Mit diesem Song thematisieren sie den Rechtsruck der letzten Jahre in Deutschland und geben ein klares Statement ab. Diese Herzensangelegenheit wird mit satten Dudelsackklängen und einer guten Geschwindigkeit dden Hörenden nähergebracht.

Eine weiterer Vorbote war „Für immer Jung“. SALTATIO MORTIS verlassen den Weg des klassischen Mittelalterrock und unternehmen ein Spagat zwischen Tradition und Deutschrock. Der Text kommt dabei punktgenau rüber und untermalt das Lebensgefühl eines Spielmanns sehr treffend. Satte Riffs und eine Brutalität, die man von dieser Band bisher nicht kannte, sind die vorstehenden Merkmale von „Palmen aus Stahl“.

Diese Abrechnung mit der Wegwerfgesellschaft dürfte auch überzeugten Metal-Puristen gefallen. Die Dudelsackpassage hat schon heute Kultstatus. Heftig geht es nach dem unauffälligen „Löwenherz“ weiter. Für „Mittelfinger Richtung Zukunft“ haben sich die Musiker Verstärkung geholt. Henning Wehland von den H-BLOCKXX unterstützt und bringt noch SWISS UND DIE ANDEREN mit. Bei einem solchen Line-up kommt natürlich ein Crossover-Track raus, der nicht allen Fans gefallen wird, aber alleine durch seinen Songverlauf das Potenzial zu einem wirklich bedeutenden Song hat. Ein gelungenes Experiment, das direkt Spaß bringt.

Der nächste logische Schritt – „Für Immer Frei“

Die Hauptballade „Rose im Winter“ kommt ungewohnt schwach daher, dennoch ist dieser Beitrag ein passender Soundtrack für die kälteren Tage im Jahr. Ihren Wurzeln huldigen die Spielleute mit „Factus De Materia“. Der Preis für die originellste Beschreibung einer gelungenen Trennung geht an „Seitdem du weg bist“. Der Anspieltipp für alle Film-Fans.

Emotional wird es in der letzten Runde mit „Neustart für den Sommer“. Die vertonte Sehnsucht, die wir wohl alle kennen, denn 2020 hat es mit den Festivals und Konzerte nicht gut gemeint. Da ist etwas Balsam dringend nötig. Den Rausschmiss übernimmt „Geboren um frei zu sein“. Hier fällt insbesondere die Stimmgewalt von Alea auf, ansonsten handelt es sich um einen klassischen SALTATIO MORTIS Track, der einfach immer zündet.

„Für immer frei“ dürfte sich problemlos einen Platz im Herzen der Fans erobern. Textlich haben sich die Herren weiterentwickelt und beziehen auch zum aktuellen Geschehen Position, was wohl in dieser Zeit elementar ist. Genug Zeit und Lust zum Feiern sollte man aber dennoch einplanen, denn der überwiegende Teil der Tracks funktioniert bereits nach dem ersten Durchlauf. Aufdrehen und den nächsten Festivalsommer herbeiwünschen.

19.10.2020
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