Saltatio Mortis - Brot & Spiele

Review

Galerie mit 28 Bildern: Saltatio Mortis - Taugenichts Tour 2023 in Ludwigsburg

Da habe ich unserem Mittelalter-Spezi Matthias Weise doch glatt die neue SALTATIO MORTIS-Platte weggeschnappt – Rache für den Kuhhandel, auf den ich mich beim diesjährigen Rockharz eingelassen habe. Aber vielleicht ist das auch gut so, denn zumindest auf dem Main Feature von „Brot & Spiele“ bedienen die Totentänzer lediglich eine Mittelalter-Ästhetik, springen jedoch endgültig auf den Deutschrock-Zug auf.

Tote Hose bei den Totentänzern?

Das äußert sich vor allem in der starken Betonung auf den Rock, bei dem die Dudelsäcke eher als verstärkende Doppelung der Melodien denn alleinstehende Instrumente eingesetzt werden. Die brechen zwar hier und da immer wieder aus und sorgen definitiv für mittelalterliche Stimmung, doch das richtige Feeling will nicht aufkommen. Dafür verbeißt sich „Brot & Spiele“ zu sehr im Hier und Jetzt und opfert diesen kauzigen Charme, der noch die beiden Vorgänger „Das schwarze 1×1“ und „Zirkus Zeitgeist“ ausgemacht hat, für einen deutlich breitbandigeren Rock-Sound, der mehr für die Stadien gemacht zu sein scheint.

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass SALTATIO MORTIS definitiv ein brauchbares Album aufgenommen haben, ebensowenig wie jedoch auch gesagt werden muss, dass die Band nun definitiv mehr einen auf Tote Hose macht. „Dorn im Ohr“ prischt mit seinem massiven Refrain gnadenlos und gekonnt nach vorne. „Ich werde Wind“ beschreibt zwar leider keine Metamorphose zum Pups, kann aber dank hymnischen Refrain dennoch überzeugen.

SALTATIO MORTIS im Deutschrock-Fieber

Doch mit dem Deutschrock kommen auch die Klischees und Schwächen des Genres mit. Allen voran ist da dieser „Wir gegen Euch“-Pathos, der sich durch einen Großteil der Tracks zieht, der bei „Spur des Lebens“ auch mal im Kitsch-Overdrive fährt. Dieser kommt hier zum Glück ohne zweifelhaften, politischen Subtext daher, geht aber ebenso schnell auf die Nerven wie in den weniger rühmlichen Beispielen. Doch just, wenn all das mit dem Titeltrack an der Unerträglichkeit zu grenzen droht, lockern SALTATIO MORTIS die Stimmung auf mit der punkigen, erfrischend geistlosen Hangover-Hymne „Nie wieder Alkohol“.

Doch solche Kracher bleiben leider Mangelware, der Ernst hat definitiv überhand genommen. Zwar ist in „Dorn im Ohr“ einschlägig erklärt, warum der Band angesichts der derzeitigen, gesellschaftspolitischen Verhältnisse der Spaß vergehen mag, wenn der Sound diesen nur noch in Ansätzen transportiert, ist das schon schade. Zumal SALTATIO MORTIS mit „Mittelalter“ tatsächlich ein spaßiges Kabinettstück abliefern, bei dem sogar Snorre (VERSENGOLD) und Mr. Hurley (MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN) aushelfen. Das Teil bleibt langfristig im Ohr und zeigt, dass die Totentänzer eben am besten sind, wenn sie sich offenherzig und auch ein bisschen selbstreflektiv zeigen.

Im Deluxe-Gewand besser

Tun sie auf „Brot & Spiele“ aber eben etwas zu wenig. Und noch seltsamer ist, dass der Deluxe-Edition eine Bonus-CD beiliegt, bei sich die Band auf ihre Ursprünge besinnen und den Rock einfach mal links liegen lassen. Stattdessen gibt es atmosphärische, mitunter richtig kecke Mittelalter-Klänge zu hören, die als fester Bestandteil des Albums dieses ohne Zweifel aufgewertet hätten.

Da sie jedoch „nur“ zur Deluxe-Edition gehören, lässt sich die Qualität dieser Lieder schwer in der Gesamtnote festhalten, denn am Ende ist der rockige Part derjenige, der im Mittelpunkt steht. Und der ist eben leider ein bisschen heruntergenudelt. Einerseits ist die Entwicklung der Band in diese Richtung also nachvollziehbar, andererseits aber eben auch etwas schade.

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16.08.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Saltatio Mortis - Brot & Spiele

  1. BlindeGardine sagt:

    Hmm, Saltatio Mortis waren ja schon immer irgendwie ein zweischneidiges Schwert, die ersten Alben waren irgendwie total strange mit ihrer Mischung aus Dudelsäcken, etwas Rock und Elektronik. Das Zeug bis zur „Das Schwarze Einmaleins“, also diesen typischen Mittelaltermetal der Marke Subway to Sally, fand ich dann streckenweise echt ganz gut, auch wenn da schon einige wirklich kitschige bzw. flache Sachen dazwischen waren. Grade wenn sich die Band ganz direkt mit aktuellen Themen auseinandersetzen wollte kam das über stumpfe Phrasendrescherei meist nicht hinaus.
    Was ich bisher vom neuen Album gehört hab hat aber nochmal eine ganz andere Qualität, das ist ja wirklich nur noch stumpfer Deutschrock mit Dudelsäcken.