Scream Your Name - Face To Face

Review

SCREAM YOUR NAME starten ganz amtlich in ihre Platte „Face To Face“. Den Hörer erwartet eine Mischung aus Screamo und Pop, die im Opener „In Reverse“ sehr vielversprechend dargeboten wird. Motiviert und druckvoll brettern die Schweizer durch die geschlossene Tür und sind sofort präsent. Auch wenn der poppige Gesang gewöhnungsbedürftig ist, wird schnell klar, dass SCREAM YOUR NAME wissen, wie man Stücke ohne viel Zipp und Zapp startet. Die eingestreuten elektronischen Fetzen sind zwar angenehm, aber auch nicht spektakulär genug, als dass man sie wirklich unbedingt dringend und zwingend gebraucht hätte, gleiches gilt für den Chorgesang am Endes der ersten Tracks. Klargesang und Gekreische werden von Sänger Stefan Jaun praktisch in einem Abwasch erledigt, ja sogar in einem Wort. Das hat was und wäre auf Dauer wohl beeindruckender gewesen, als der krasse Wechsel von poppigem Gedudel und pseudo-aggressiver Brüllerei, der uns dann im weiteren Verlauf von „Face To Face“ erwartet.

Der erste Durchlauf von „Face To Face“ hinterlässt den scheinbar guten Eindruck, dass es viel zu entdecken gäbe, denn SCREAM YOUR FACE haben ihre zwölf Songs gründlich ausgeschmückt. Sie versuchen mit Akustik-Parts, einleitenden Streicher-Arrangements in „Me Vs. Myself“ oder einer eingeschobenen Anrufbeantworter-Nachricht der Ex-Freundin in „With Or Without You“ mehr Inhalt zu produzieren. Letztendlich verlassen sich SCREAM YOUR FACE aber doch immer auf das gleiche Schema, sodass auf Dauer wenig Reiz übrig bleibt. Vieles startet hoffnungsvoll und verpufft schnell, aber nahezu alle Stücke auf „Face To Face“ starten immerhin mit einem vielversprechenden Songeinstieg.

Beim Großteil des Dutzend poltern SCREAM YOUR FACE mit der Wucht eines Sondereinsatzkommandos ungefragt in die Bude, jedoch kühlt sich die Hektik viel zu schnell ab und die Band klaut sich mit stänger Wiederholung von Gesang und Riffverlauf den Dampf, stoppt sich selbst mitten im Anlauf und nimmt den Stücken damit die Möglichkeit, sich richtig zu entfalten. Jegliche Songstruktur ist sofort zunichte gemacht und die Melodien könnte man praktisch auch in jedem anderen Song singen. Sobald dann über lange Strecken geschrien wird, hat „Face To Face“ richtig Vehemenz, darauf hätte man aufbauen und die Lieder einfach auch mal laufen lassen können.

Drummer Miguel Müller versucht sich facettenreich und an spielerischen Fähigkeiten mangelt es generell keinem bei SCREAM YOUR FACE (!), leider kommt durch die stabile Klar-Schrei-Mauer so gut wie nichts an. Auch die Gitarren grätschen immer nach dem gleichen Muster rein, was das anfangs als hoch empfundene Niveau von „Face To Face“ auf Dauer doch stetig schmälert. Der weinerliche Gesang in „Thank You“ mag sicherlich ehrlich gemeint sein, ist aber mit den zur Hilfe der Untermauerung des Pathos herangezogenen Streicher aus der Dose (verständlich, Budgetfrage) ist er wirklich schwer zu ertragen. Lobenswert ist dahingehend die Ballade “ Memories“, auch wenn dies ganz sicher nicht das Steckenpferd von SCREAM YOUR NAME sein soll. Hier präsentiert die motivierte Band aber einen stimmigen Song, der wirklich gelungen und ganz locker mit internationalem Standard messbar ist. Bass und Gitarre bollern stetig, aber eben dezent, sodass „Memories“ eine Ballade ohne zu viel Trief, dafür aber mit Eiern geworden ist.

Hätte ich „Face To Face“ im Schnelldurchlauf gehört und anhand der ersten 20 Sekunden pro Song gewertet, wäre SCREAM YOUR FACE locker in den 8-Punkte-Bereich gekommen, nach eingehender Prüfung mangelt es dafür an Substanz, Tiefe und letztendlich an guten (nachvollziehbaren) Songs.

18.10.2014

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