Spiral 69 - Second Chance

Review

Wie auch schon des Öfteren angemerkt (u.a. LACUNA COIL, DISBELIEVER), scheint Italien keine schlechte Adresse für Klangkompositionen aus dem erweiterten Gothic-Bereich zu sein. Eine weitere Band, die diesem Sektor angehörig ist und aus dem Land der Sehnsucht (und der äußerst schmackhaften Küche) kommt, hört auf den Namen SPIRAL 69. Ursprünglich verbarg sich dahinter das im Jahr 2007 gegründete Soloprojekt von Riccardo „Richard“ Sabetti, welches sich in der Zwischenzeit jedoch zu einer kompletten Band formierte. Als Beweggrund, sich überhaupt selbst musikalisch ausdrücken zu wollen, nennt Frontmann Sabetti ein prägendes Konzert von THE CURE. So dürfte dann auch die stilistische Ausrichtung des Trios schnell geklärt sein: Rock trifft New Wave trifft Pop. Härtere Klänge sucht man in den elektronisch angereicherten, tanzbaren Rocksongs also vergeblich, die schlussendlich im Mix der Italiener aber auch deplatziert wirken würden.

Bereits der Titel des Debütalbums „A Filthy Lession For Lovers“ machte deutlich, in welche Richtung es lyrisch für die Band gehen soll. Und auch stimmungstechnisch pendeln SPIRAL 69 auf ihrem mittlerweile vierten Album „Second Chance“ zwischen argem Herzschmerz („No Mercy“) und lichter Aufmunterung mit leicht bitterem Beigeschmack („Second Chances“). Düstere Romantik also, wenn man so möchte. Durchgängig ist dem aus Rom stammenden Trio die latent mitschwingende Dramatik und Tragik allerdings nicht abzunehmen, dazu wirken einige Passagen zu aufgesetzt. Anteil daran haben insbesondere die massiven Pop-Anteile, die teilweise arg Überhand gewinnen („Second Chances“). Positiv zum Gesamteindruck beitragen können hingegen die vielfältigen Synthie-Elemente, durch die das Album eine weitere Dimension gewinnt. Musikalische Referenzen lassen sich massig finden, wobei SPIRAL 69 dabei zu Gute gehalten werden muss: Den Nagel auf den Kopf treffen kann keiner dieser potentiellen Vergleichskandidaten, dazu fahren die bereits zweimal auf dem Wave Gotik Treffen zu Gast gewesenen Italiener einen zu eigenständigen Sound. Doch insbesondere die Symbiose aus elektronischen Elementen und Gitarren (z.B. „Liar“ oder  „Ritual“, dem besten Song des Albums und wohlüberlegte erste Singleauskopplung) ist spätestens seit den Norwegern von ZEROMANCER auch heutzutage noch bekannt, das schnulzige Duett „No Mercy“ hingegen hätte in dieser Form ebenso von MONO INC. stammen können.

Insgesamt stellt „Second Chance“ ein solides Album einer Band dar, die stets ihrem eigenen Weg folgt und peu à peu kleine Fortschritte macht, was sich beispielsweise in der klaren Produktion bemerkbar macht, die qualitativ stetig zunimmt und dem Bandstil mittlerweile maßgeschneidert zu sein scheint. Trotz dieser vorbildlichen Herangehensweise bleibt zu konstatieren, dass SPIRAL 69 nicht über die gesamten knapp 50 Minuten fesseln können. In guten Momenten vermögen sie aufgrund der als Stilmittel verwendeten monoton gehaltenen Wiederholungen richtig tief zu gehen, in schlechten bemüht Sänger Sabetti bisweilen arg die Tränendrüse. Ein Album, welches nicht nur lyrisch hin- und hergerissen ist, sondern auch ein ambivalenten Eindruck hinterlässt.

10.12.2015

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