



STORM SEEKER haben es längst kapiert: Alles ist besser mit Piraten! Folgerichtig setzen die Süßwasser-Matrosen aus Neuss nun zum fünften Mal ihre Segel, um jene musikalischen Gewässer unsicher zu machen, die längst von ALESTORM, YE BANISHED PRIVATEERS, den Geistern von RUNNING WILD und jüngst auch von VISIONS OF ATLANTIS heimgesucht werden. Mit mehr als nur einer Buddel voll Rum und einem Überschuss an schunkelseligen Mitgröhl-Melodien an Bord bietet „Set The Sails“ freilich wenig überraschendes und dürfte den Umsatz so mancher Hafenkneipe ordentlich ankurbeln.
STORM SEEKER haben einen neuen Sänger
Die ausgewogene Mischung aus harten Gitarrenriffs und eingängigem Folk dürfte bei Genrefans auf ebenso offene Ohren stoßen wie die Vorgänger–Alben, wo sich bei allen anderen trotz der überschaubaren Spielzeit von weniger als 40 Minuten Mühe rasch erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen dürften. Dabei haben sich zwischen die Überzahl an relativ vorhersehbaren, teils allzu platten Ohrwürmern einige unerwartet tiefgängigen Kompositionen mit umso höherer Langzeitwirkung geschlichen. Dazu zählt neben „To Golden Times“ und dem brillanten „Homeward Bound“ auch der Opener und Titeltrack „Set The Sails“, bei dem STORM SEEKER ihrem neuen Sänger Sean Graham, alias Manuel Depryck (TÍR SAOR), ihr weibliches Bandmitglied Fabienne Kirschke als zweite Leadstimme zur Seite stellen.
Die hauptamtliche Drehleier-Spielerin und Blockflötistin macht auch als Sängerin eine gute Figur. Überhaupt agieren STORM SEEKER sowohl spiel- als auch produktionstechnisch auf hohem Niveau, die Töne sitzen allesamt an der richtigen Stelle und das resultierende Klangbild fetzt ordentlich. Die durchaus berechtigten Kritikpunkte an „Set The Sails“ sind somit weitestgehend genreimmanent: Befindet man sich als Hörer nicht in genau der richtigen bierselig-schunkeligen Stimmung, mutieren die lieblichen Ohrwurm-Shanties augenblicklich zu fürchterlich nervigem Gedudel.
„Set The Sails“ bietet zu wenige Momente mit Tiefgang
Die emotionale Bandbreite von STORM SEEKER ist also wesentlich limitierter als bei anderen Folk-Rockern wie SCHANDMAUL oder FIDDLER’S GREEN, daran können auch das Beinahe-A-Capella-Shanty „Stormiest Seas“ und der melancholische Rausschmeißer „Waking Of The Flood“ nichts ändern. Letzteres Stück behandelt mit der Hochwasserkatastrophe des Jahres 2021, die außer CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet wohl niemand zum Lachen fand, ein überraschend ernstes Thema und zählt damit zu den melancholisch-nachdenklichen Highlights eines Albums, auf dem genau solche Momente leider allzu rar gesät sind.
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