Tenhi - Saivo

Review

Galerie mit 25 Bildern: Tenhi - Prophecy Fest 2015

Der Entstehungsprozess von „Saivo“ zog sich nahezu endlos hin: Vier lange Jahre arbeiteten TENHI an ihrem neuen, mittlerweile fünften Album, änderten immer wieder Arrangements um, nahmen Teile der Songs neu auf, verwarfen anvisierte Veröffentlichungstermine. Bei der Band stand der Wunsch im Vordergrund, ein möglichst stimmiges Werk zu erschaffen, auch wenn das eben seine Zeit benötigt. Auf der anderen Seite gab es eigentlich immer das Grundvertrauen, dass TENHI einmal mehr ein komplettes und vor allem ergreifendes Werk erschaffen würden.

Nun ist „Saivo“ also da, rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit, wo die Tage kurz sind, die Natur langsam erstarrt und sich der Blick nach innen wendet. Und anders als auf den Vorgängerwerken folgt das Konzept von „Saivo“ diesem Blickwinkel, und die Musik bezieht sich nicht direkt auf die umgebende Natur. Saivo ist in der Glaubenswelt der Sami eins der Totenreiche, das man nur durch einen Zugang von doppelbödigen Seen erreicht. Dieses Totenreich ist ein Spiegelbild dieser Welt, wo die Verstorbenen ihr alltägliches Leben weiterführen, zufrieden und in Gesellschaft ihrer Verwandten und Vorfahren.

Analog zu diesem neuen thematischen Ansatz haben TENHI die Arrangements leicht angepasst: Im Vordergrund steht nach wie vor die sanfte Instrumentierung mit Gitarre, Klavier und Schlagzeug, zu der sich diesmal häufig Streicher gesellen. Während der ruhige und sonore Gesang oftmals von mehrstimmigen Chören ergänzt wird. Dabei bleibt aber die Musik von TENHI stets intim: Hier gibt es keine großen Gesten und kein Zierrat. Auch wenn ein Song wie „Haaksi“ durchaus vehement erscheint, ohne aber darin einen Selbstzweck zu erfüllen. Viele Dinge passieren wie beiläufig, nichts drängt sich gewollt in den Vordergrund, auch nicht die feinen Melodien und Harmonien, die auftauchen und wieder verschwinden. Trotzdem ist das ganze Album in seinen 70 Minuten schlüssig und spannend aufgebaut.

„Saivo“ ist melancholisch, in sich ruhend und introvertiert. Und wie immer schaffen es die Finnen, durch ein Minimum an technischem Einsatz den Raum zwischen den Tönen hörbar zu machen. Bei ihnen fangen die Klänge an zu vibrieren, zu pulsieren und zu atmen. Nur fordert das vom Hörer einiges ab – „Saivo“ funktioniert nicht, wenn man das Album nebenbei hört. Es lässt sich seine ganze Schönheit nicht durch beiläufige Aufmerksamkeit entlocken. Man muss sich vielmehr auf diese Sanftheit und Entschleunigung einlassen, und dann gibt die Musik unheimlich viel zurück. Eindringlicher kann solche Art von Musik nicht sein.

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22.12.2011

- Dreaming in Red -

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17 Kommentare zu Tenhi - Saivo

  1. Watutinki sagt:

    Muss mir mal wieder die Discogr. von Tenhi geben. Wardruna schön und gut, aber Tenhi sind noch mal ein ganz anderes Level, minimalistischer und dennoch oder gerade deshalb intensiver. Existiert die Band überhaupt noch?

    10/10
  2. Eckart Maronde sagt:

    Moin Watutinki, eine schöne Wahl für ruhige Stunden! Ob es die Band noch gibt? Ich denke schon. Auch wenn der Auftritt auf dem Prophecy Fest schon wieder sechseinhalb Jahre zurück liegt und das letzte Studioupdate auf der Website von Silvester 2018 stammt. Wenn man sich die Aufnahmezeiträume der anderen Platten so anschaut, scheint das bei Tenhi nicht ungewöhnlich zu sein 🙂

  3. Watutinki sagt:

    Aber 11 Jahre ohne neues Output ist auch für Tenhi erstaunlich. Na Hauptsache man muss die Vorfreude nicht begraben, dass irgendwan mal wieder was kommen könnte. :)) Ein reines Akustik Album von Empyrium wäre auch mal wieder schön, den Vibe von Where at night… mal wieder zu entfachen. Aber Wiederholungen sind Schwadorf ja (leider) fremd.

  4. Stormy sagt:

    Das ist aber schon arg glattgebügelter Eso-Folk-Pop, der wirklich gar niemandem weh tut und selbst die Oma beim Sonntagnachmittagskaffee nicht verschreckt.

  5. Watu sagt:

    Wow, komplett an mir vorbeigegangen. :))
    https://www.metalglory.com/news-tenhi-announce-new-album-and-release-lyric-video-saattue/

    Habe gestern einmal reigehört und bin einfach nur begeistert. Jeder Ton derart auf den Punkt gebracht, die absolute Perfektion, jeder Atemzug pure Magie, wunderschöne Melodien…. Ist zwar noch zu früh, aber die Höchstnote habe ich schon im Anschlag.

  6. nili68 sagt:

    Puuh, ich bin da leider bei Stormy. Ich musste mehrmals gucken, ob vei YT das richtige Album läuft, nach deinen Lobeshymnen und der Wertung. Selten etwas Langweiligeres gehört und das hat nichts damit zu tun, dass es kein Metal oder zu ruhig ist. Nee, kann wech.
    Für Wikinger kurz vor’m Koma oder so..

  7. Watu sagt:

    Auch die alten Tenhi Werke?

  8. nili68 sagt:

    Besonders prall fand ich die noch nie, aber ich dachte immer bei deren „Kultstatus“ muss das irgendwie an mir liegen, Geschmack und so und hab‘ dann irgendwann aufgegeben.
    Wenn Neofolk, dann eher sowas wie Sol Invictus, Orplid oder: https://www.youtube.com/watch?v=PbyCZllj_JU

    Der Stil ist also nicht das „Problem“.

  9. Watu sagt:

    Also wenn Du mich fragst, ist das ein „komplett“ eigener Stil, geht halt mehr in Richtung Neofolk, bzw. ist Neofolk. Du kannst Tenhi eher mit Empyriums „Where at night…“ und „Weiland“ oder halt Wardruna vergleichen. Wobei Wardruna meiner Meinung nach den gleichen Stil bedienen, aber einen gänzlich anderen, eher musikalischeren Ansatz fahren. Bei Tenhi hörst Du die Bäume atmen. Quasi Waldbaden für entrückte Naturgeister. ;))

  10. nili68 sagt:

    Entrückte Naturgeister klingt ja ganz gut, aber aber für MICH spiegelt sich das in der Musik nicht wieder. Es ist bezeichnend, dass du Wardruna und Empyrium anführst, mit denen ich ebenfalls nicht viel anfangen kann.. was natürlich kein Qualitätsmerkmal ist. 😉
    Lagerfeuer-Geklimper mit ein paar sphärischen Keyboards oder Aaaaaah Ooooooh- Gesängen ist mir einfach zu wenig, vor allem, wenn das Songwriting das (IMO) nicht kompensiert. Minimalismus ist schön und gut, aber dann muss die „Power“ woanders herkommen, was hier (of course IMO) nicht gegeben ist.

  11. Watu sagt:

    Power ist hier nicht angesagt, im Gegenteil sogar eher Fragilität und vor allem Intensität.
    Aber das mag jeder für sich anders definieren.

  12. nili68 sagt:

    Es hatte einen Grund, weshalb ich Power in Anführungszeichen gesetzt habe. 😉 Eine Pflanze, die durch den Asphalt bricht ist für sich gesehen fragil, hat aber dennoch Power.

  13. Watu sagt:

    Ich denke bei Tenhi halt nicht an Power, auch nicht in Anführungszeichen, oder an Pflanzen die durchs Asphalt brechen. Ich sitze einfach im Wald und höre ihm zu… keine Power, aber Intensität.

  14. nili68 sagt:

    ..und diese Intensität stelle ich eben in Frage. Wollen wir uns nicht lieber über Politik unterhalten? Da wird man sich immer schnell einig, hihi..

  15. Watu sagt:

    Wusste nicht, dass wir uns einig werden müssen, ging mir einfach nur um einen netten Austausch. ;))

  16. nili68 sagt:

    Nö, müssen wir nicht, obwohl es schon schön wäre, wenn jeder einsähe, dass es nur meine Meinung und die falsche gibt. Nee, Spaß. Fands halt low key lustig.. 😀

  17. Watu sagt:

    Ich bin nicht jeder, aber jetzt sehe zumindest ich es ein! ;))