Wisborg - Into The Void

Review

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Im Horrorfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922) befällt im Jahre 1838 die Pest das verträumte Wisborg und stürzt die Hafenstadt in Angst und Schrecken. Da passt es nur perfekt, dass die an das Werk angelehnte Band WISBORG – im Promotext als „deutscher Hoffnungsträger des Gothic Rock“ angepriesen – mit ihrem Drittling „Into The Void“ die Plattenspieler befallen will, wie es in Friedrich Wilhelm Murnaus Vampirstummfilm der schwarze Tod mit dem fiktiven Handlungsort tut. Die Zeichen stehen gut: Mit seinen ersten beiden Singles („I Believe In Nothing“, „Oblivion“) konnte das Duo bereits überzeugen, weiß offenbar ganz genau um die Wichtigkeit, ein inzwischen recht repetitives Genre um einige überraschende Facetten zu erweitern.

WISBORG – „Into The Void“: Es darf getanzt werden!

Als Opener darf direkt die erste Single-Auskopplung „I Believe In Nothing“ ran – und schlägt sich exzellent! Aus einem bedrohlich-unheimlichen Riff entwickelt sich schnell eine tanzbare, groovig-rhythmische Hymne, die mal eben ganz lässig im Gothic-Gewand durch die 1980er-Jahr kurvt. Dort bleiben wir für „Fall From Grace“ auch gerne noch etwas: Das Synth-lastige Stück strotzt nur so vor Coolness und weckt Erinnerungen an die dunkeldüsteren Hits von Darkwave-Ikonen wie THE CURE. „Perfume & Cigarettes“ fließt dahingegen beinahe glanzlos und leider recht seicht vor sich hin. Irgendwie ist die soft-rockige Nummer zwar schon ein Song fürs Herz, doch dort kommt sie leider nicht wirklich an. Gut möglich jedoch, dass es sich hierbei um sehr situationsbezogene Kritik handelt.

Anstatt in uns zu gehen, tanzen wir lieber weiter – und zwar am besten direkt mit „L’Amour Fait Mal“. WISBORG gehen hier ein Wagnis ein, mit dem ein Track steht oder fällt: Das Duo baut auf eine Klangkulisse aus Synthesizern, die an stimmungsvollen Party-Club-Pop nur so kratzt – und das passt perfekt! Traditionalisten dürfte diese Grenzüberschreitung womöglich zu weit gehen, doch die Berliner Band schafft es – an der Seite von Gaststar Dani Divine – einen wirklich, wirklich herausragenden Muntermacher zu mixen, der eigentlich genug Hitpotenzial mitbringt, um selbst dem mürrischsten Metal-Elitisten ein paar smoothe Moves zu entlocken. „Vampyre“ legt zwar einen recht souveränen Start hin, entwickelt sich dann aber nur sehr gemächlich weiter. Gitarre, Vocals, Synths – nichts zündet nur annährend so, wie der bisherige Rest von „Into The Void“. Selbiges gilt für den wesentlich härteren zweiten Part des Songs („Vampyre, Pt. II“). Das Instrumental ist jedoch ohnehin wohl eher als Beiwerk gedacht.

Zwischen den beiden zusammengehörigen „Vampyre“-Tracks gibt es mit „An Erotic Funeral“ aber doch noch einiges zu hören: Zu Beginn wirkt das spannungsgeladene Stück zwar nicht ganz so griffig, WISBORG reißen mit der spektakulären Melodieführung dann aber spätestens zur Mitte das Ruder gänzlich rum. Vor dem großen Finale steht mit „Platonically Arousing“ noch eine in weiten Teilen eher nichtssagende Nummer, der es schlichtweg an Biss fehlt. Den Abschluss macht der Beinahe-Neunminüter „Oblivion“, auf dem mit Jørgen Munkeby (SHINING) ein echter Kreativkopf – und damit genau der richtige Mann für so einen Job – vertreten ist. Gemeinsam mit dem Norweger entfesselt das Duo ein letztes Mal einen extrem einprägsamen Song, der sich die Zeit nimmt, die er braucht, und fügt schließlich dank minutiöser Feinstarbeit einzelne Bestandteile aus Gothic- und Prog Rock zusammen, verknüpft diese mit atmosphärischer Schwärze und einem fetzigen Saxophon-Solo zum Schluss.

WISBORG – „Into The Void“: Hoffnungsträger? Aber sowas von!

Sprechen wir es offen an: Es gibt durchaus berechtigte Kritikpunkte an „Into The Void“, doch im Gesamten betrachtet, wäre es geradezu verwerflich, WISBORG nicht zumindest die Chance zu geben, sich für jeden ganz individuell zu beweisen. Das Duo hat einen vollkommen eigenen Sound gefunden, der auf vielschichtige und extrem eingängige Weise für große Momente sorgt. Möchte man an dieser Stelle auf eingangs erwähntes Meisterwerk „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ eingehen, so müsste man im Falle von WISBORG wohl von der Tanzpest sprechen – im positivsten Sinne!

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12.03.2021

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